Der Smart wird bald in China gebaut
Daimler kooperiert mit chinesischen Autobauer Geely. In Deutschland werden kleine Autos seltener, SUV boomen. Wie ein Branchenexperte den Schritt beurteilt.
Als der erste Smart in Deutschland an eine Zapfsäule rollte, musste der Fahrer die Rechnung noch mit Mark und Pfennig begleichen. Der Tank war klein, der Sprit günstig – zweitrangig dürfte der geringe Spritverbrauch gewesen sein im Jahr 1998, in dem das winzige Auto erstmals vom Band ging.
Mini-Auto: Der Smart wirkte wie seiner Zeit voraus
Lange vor der Stickoxiddebatte, Dieselfahrverboten und Schülerdemonstrationen wirkt der Chihuahua unter den Automobilen heute, als wäre er seiner Zeit voraus gewesen. Sparsam im Verbrauch, beim Kraftstoff wie beim Platz: eine Vision der individuellen Mobilität? Bisher ist sie nicht Realität geworden.
Stattdessen kaufen die Deutschen immer größere Autos. Im Februar waren 6,5 Prozent der Neuzulassungen sogenannte Minis, die Fahrzeugklasse des Smart. Vor zehn Jahren lag ihr Anteil im selben Monat noch bei 11,3 Prozent. Klein- und Kompaktwagen werden seltener, SUV und Geländewagen beliebter: Sie machen heute fast ein Drittel der Neuzulassungen aus.
Neue Smarts fahren ab 2022 nur noch elektrisch
Der Trend ging also nicht zu Autos, die nur 2,5 Meter lang sind wie der Smart. Dabei verkündete man zum Verkaufsstart noch ehrgeizige Ziele: 200.000 Smarts wolle man pro Jahr verkaufen – so viele Autos könnten jährlich in der französischen Fabrik in Hambach gebaut werden. Doch zuletzt ging der Absatz um 4,6 Prozent auf knapp 129000 Fahrzeuge zurück. Nun zieht der Smart nach China um.
Dafür gründet Daimler ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Autobauer Geely, der bereits ein knappes Zehntel der Anteile der Stuttgarter Premiummarke hält. Die nächste Smart-Generation soll in einer neuen Fabrik in China produziert werden, rein elektrisch fahren und 2022 auf den Markt kommen, teilten die Partner am Donnerstag mit.
Das Joint Venture wird voraussichtlich bis Ende 2019 gegründet. Schon jetzt arbeitet Daimler daran, neue Smarts auf Elektroantriebe umzustellen. Die Chinesen entwickeln und bauen den Smart künftig, Daimler bringt hauptsächlich die Marke und das Konzept des Autos ein.
Wie Smart, Daimler und Geely von der Kooperation profitieren
Eine vielsprechende Idee, findet Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen: „Smart hat damit seine letzte Chance, sich zu etablieren“, sagte er unserer Redaktion. Geely, Daimler und Smart selbst profitierten von der Kooperation.
Sie öffne die Tür zum weltgrößten Markt für Elektroautos. Geely-Chef Li Shufu zeige, dass er die „Kooperation mit Daimler sehr ernst nimmt“. Die beiden Autobauer könnten gemeinsam ein Gegengewicht zu den Marktführern Volkswagen und Toyota werden. „Wir sollten nicht zu viel über die Imperialisten am anderen Ende der Seidenstraße sprechen, sondern die Chancen sehen.“ (mit dpa)
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