Am Donnerstag werden die Aktionäre mit dem Management der Deutschen Bank abrechnen. Die Anteilseigner sind der Skandale und Misserfolge überdrüssig.
Unter den 30 größten deutschen Aktiengesellschaften gibt es drei besonders böse Buben. Der eine, Volkswagen, hat Diesel-Kunden lange belogen und betrogen, zeigt sich jedoch reumütig und will mit einer Elektro-Revolution ein guter Junge werden. Der zweite Übeltäter ist die Bayer AG. Hier verteidigt Konzernchef Werner Baumann in erschreckend einsichtsresistenter Weise nach wie vor den Kauf des Glyphosat-Riesen Monsanto. Und das trotz immenser Strafen in den USA, weil Glyphosat unter dem Verdacht steht, Krebs zu erregen.
Der Niedergang der Deutschen Bank begann im April 1994
Baumann ist in der Geschichte des Deutschen Aktienindex der Sprinter unter den Reputations-Zertrümmerern. Selbst Ex-Daimler-Chef Jürgen Schrempp hat länger als der Bayer-Boss gebraucht, um eine Wirtschaftsikone durch die Ehe mit Chrysler in den Staub zu katapultieren. Doch der unbelehrbarste böse Bube ist nicht in den Skandalhäusern Volkswagen und Bayer auf die schiefe Bahn geraten. Schließlich haben sich die Verantwortlichen der Deutschen Bank in jahrzehntewährender Skandalarbeit hart diesen zweifelhaften Super-Böse-Buben-Titel erarbeitet, um es ironisch zu sagen. Was das Verwunderliche ist: Die bei den heutigen Volkswagen-Managern deutlich nach oben zeigende moralische Lernkurve bewegt sich bei den Bankern trotz aller Beteuerungen eher im Schneckentempo weg aus unterirdischen Gefilden.
Die Deutsche Bank musste immer wieder hohe Strafen zahlen, weil Mitarbeiter sich resistent gegenüber geltendem Recht gezeigt haben. Mal geht es um die Manipulation von Zinssätzen, mal um dubiose Hypothekengeschäfte und mal um Geldwäsche. Vorständen und deren Kontrolleuren scheint es immer noch nicht gelungen zu sein, den Sumpf vollends auszutrocknen.
Der Beginn des Niedergangs der Deutschen Bank lässt sich mit dem April 1994 datieren. Es war eine Zeit der Überheblichkeit, eine Untugend, die oft am Anfang des Verfalls steht. Damals hatte Vorstandschef Hilmar Kopper im Zuge der Pleite des Bau-Unternehmers Jürgen Schneider offene Handwerkerrechnungen von 50 Millionen D-Mark als „Peanuts“ bezeichnet.
Arroganz zahlt sich selten aus
Arroganz zahlt sich eben selten aus. Seitdem ging es mit dem Geldhaus bergab. Die Deutsche Bank machte Deutschland zunehmend keine Ehre mehr. Der Konzern fiel aus dem europäischen Börsenindex Euro Stoxx. Und die Aktie des einst stolzen Hauses notiert nicht mal mehr bei sieben Euro. Wirecard, ein Zahlungsabwickler für Geschäfte im Internet, ist an der Börse gut drei Milliarden Euro mehr als die Deutsche Bank wert.
All das wäre Grund genug, den Rücktritt des umstrittenen Paul Achleitner, der seit 2012 Chefkontrolleur des Konzerns ist, zu fordern. Aktionärsvertreter werden das auch am Donnerstag auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank tun. Dann droht den Frankfurter Managern ein ebenso schwerer Gang vor die Aktionäre wie zuletzt Bayer-Chef Baumann. Die Zeiten sind zum Glück vorbei, als Unternehmen Anteilseigner bei solchen Treffen mit Würstchen und Kartoffelsalat abgespeist haben und Wahlergebnisse wie zu DDR–Zeiten einheimsten. Spezialisten der Fondsgesellschaften, die auch Geld für die zusätzliche Altersvorsorge von Millionen Menschen verwalten, treten selbstbewusst auf.
Diese Kapitalisten kritisieren mit voller Härte Umweltsünden wie bei Volkswagen und all die moralischen Verfehlungen der Deutschen Bank. Und das nicht so sehr aus einer allgemein ethischen Warte heraus, sondern weil böse Buben das klauen, was ihnen am besten schmeckt, nämlich satte Renditen.
Am Ende zahlt sich Moral – das zeigen die Fälle „VW“, „Bayer“ und „Deutsche Bank“ – sogar aus.
Die Diskussion ist geschlossen.