EZB-Präsident droht großen Ratingagenturen
Paris (dpa) - Die drei großen Ratingagenturen müssen nach Darstellung von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet um ihre Macht fürchten. "Es ist wahrscheinlich angebracht, das weltweite Oligopol von drei Agenturen nicht weiter bestehen zu lassen".
Das sagte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) der französischen Tageszeitung "Libération" (Dienstag). Die Ratingagenturen hätten die Tendenz, die Bewegungen an den Finanzmärkten nach oben und nach unten zu verstärken. "Das geht gegen die Finanzmarktstabilität", urteilte Trichet. Es sei wichtig, diese Verstärkerwirkung der Agenturen abzuschwächen. Derzeit teilen sich im wesentlichen die Agenturen Standard and Poor's (S&P), Moody's und Fitch den Rating-Markt.
Die EU-Kommission arbeitet bereits an einem Aufsichts- und Regulierungssystem für Ratingagenturen. In einem Gesetzesvorschlag hat sich Binnenmarktkommissar Michel Barnier jüngst dafür ausgesprochen, die Zuständigkeiten bei der geplanten EU-Aufsichtsbehörde für den Wertpapiersektor zu bündeln, die im Januar die Arbeit aufnehmen soll. Sie soll weitreichende Befugnisse erhalten, von der Beaufsichtigung des Tagesgeschäfts über spontane Kontrollvisiten vor Ort bis hin zu Gebühren und Sanktionen.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kündigte an, im Herbst weitere Schritte für mehr Wettbewerb auf dem Markt der Ratingagenturen vorzulegen. Als eine Möglichkeit gilt die Schaffung einer rein europäischen Ratingagentur.
Die Anleihen von Griechenland waren von mehreren Agenturen zuletzt auf "Ramschstatus" herabgestuft worden, was heftige Turbulenzen an den Kapitalmärkten auslöste, die Athen an den Rand des Staatsbankrotts brachte und heftigste Euro-Schankungen auslöste. Die EU und der IWF musste mit einem Rettungspaket einspringen.
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