Entlassungswelle bei Porzellan-Manufaktur Meissen
Meißen (dpa) - Von einem Wandel vom behüteten Staatsbetrieb zum wettbewerbsfähigen Wirtschaftsunternehmen spricht der Geschäftsführer der Porzellan-Manufaktur Meissen, Christian Kurtzke. Und dieser Wandel ist hart, vor allem für die Mitarbeiter.
180 von 784 Stellen werden in den kommenden Monaten gestrichen, die übrigen 604 Beschäftigten müssen für mindestens zwei Jahre auf ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. Schon im August sollen die ersten betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden.
Die jahrelange Talfahrt beim Porzellan-Umsatz hat Kurtzke, der Ende 2008 als Sanierer nach Meißen kam, im Jubiläumsjahr 2010 immerhin schon gestoppt. Für das erste Halbjahr weist die Bilanz ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum aus. Doch das allein reicht nicht. Die Personalkosten seien viel zu hoch, sagte Kurtzke am Dienstag, nachdem er die Belegschaft über die Streichpläne informiert hatte. "Das nimmt einem die Luft zum Atmen. Würden wir nichts tun, würde dem Unternehmen das Geld ausgehen."
Um den Weg aus der Krise zu finden, habe das Unternehmen daher erstmals in seiner Geschichte konkrete Umsatzziele formuliert und die dafür notwendige Beschäftigtenzahl berechnet, erklärte der Geschäftsführer. "Die ganz bittere Erkenntnis: Wir haben 250 Mitarbeiter zu viel an Bord." 180 davon müssen nun tatsächlich gehen, vor allem aus den zentralen Bereichen und der Verwaltung. Das künstlerische Personal soll mit einem blauen Auge davonkommen.
Für 2011 wird ein Porzellan-Umsatz von 35,5 Millionen Euro anvisiert - das sei in etwa das Niveau von 2003. 2009 waren es rund 31,5 Millionen Euro. Um das Ziel zu erreichen, hat Kurtzke das Unternehmen drastisch umgebaut. Die einzelnen Bereiche wie Architektur, Schmuck oder Kunsthandwerk sind künftig stärker voneinander abgegrenzt. Jeder für sich soll unternehmerisch geführt werden. Neu ist "Meissen Individuell", eine Auftragsproduktion, die nichts anderes als exklusive Sonderwünsche bearbeitet.
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