Erdgas Schwaben plus Stadtwerke - Entsteht ein regionaler Energieriese?
Erdgas Schwaben und die Stadtwerke Augsburg planen einen Zusammenschluss, von dem beide Unternehmen profitieren könnten. Der Chef Dietmayer hat noch eine Menge zu tun.
In die Landschaft der regionalen Energieunternehmen könnte Bewegung kommen. Möglich ist sogar, dass ein neuer, größerer Spieler auf dem Markt entsteht. Die beiden Energieversorger Erdgas Schwaben und die Stadtwerke Augsburg prüfen eine verstärkte Zusammenarbeit. Dabei ist sogar der Zusammenschluss ein Thema. Personalpolitisch sind die Weichen für die Kooperation bereits gestellt: Neuer Geschäftsführer bei den Stadtwerken ist Erdgas-Schwaben-Chef Klaus-Peter Dietmayer. Er hat sein Amt nun am 1. August angetreten. Zusammen mit Geschäftsführer Walter Casazza bildet er eine Doppelspitze.
Dietmayer hat nun eine große Aufgabe vor sich
Interessant an der Entscheidung der Stadt Augsburg ist, dass Dietmayer auch Erdgas-Schwaben-Chef bleibt. Nun wird er beide Unternehmen leiten. Der bisherige Stadtwerke-Geschäftsführer Claus Gebhardt wird zum 30. September ausscheiden. Bis Gebhardt geht, werde er bei den Stadtwerken zwar nicht operativ tätig sein, sagte Dietmayer unserer Zeitung. Aber er mache sich bereits ein Bild von der Lage und spreche mit den Mitarbeitern. Der 55-Jährige kennt die Stadtwerke noch gut: Er hat dort von 1985 bis 1999 in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Seitdem ist er bei Erdgas Schwaben.
Und dann hat Dietmayer derzeit bereits eine große Aufgabe: Er kümmert sich um die Machbarkeitsstudie, in der die künftige Zusammenarbeit von Stadtwerken und Erdgas Schwaben geprüft wird. Erste Ergebnisse werden nach der Sommerpause erwartet. Im Herbst muss sich der Augsburger Stadtrat wohl mit dem Thema beschäftigen. Alles könnte also recht schnell gehen.
Es entstehe ein gemeinsames Nutzen der beiden Versorgungsunternehmen
Wie weit die Kooperation gehen könnte, hat der scheidende Geschäftsführer Gebhardt deutlich gemacht: „Eine große Bandbreite von Kooperationsformen ist hier denkbar“, sagte er Ende Juli. „Das kann von einer losen Zusammenarbeit, wie heute schon praktiziert, über strategische Partnerschaften bis hin zu einer Fusion der beiden Unternehmen reichen.“ Bereits heute kooperieren beide Energieversorger, beispielsweise im Leitstellen- und Zählerwesen.
Für Dietmayer passen beide Unternehmen perfekt zusammen: „Beides sind Versorgungsunternehmen, die ihren Sitz in Augsburg haben“, sagt er. „Beide sind komplett in kommunaler Hand.“ Die Stadtwerke Augsburg gehören zu 100 Prozent der Stadt, Erdgas Schwaben ist zu 35 Prozent in Besitz der Stadtwerke Augsburg, die restlichen 65 Prozent gehören der Thüga, einem Zusammenschluss von Stadtwerken. Durch die kommunale Trägerschaft könnten beide Unternehmen langfristig denken, argumentiert Dietmayer.
Dies unterscheide Erdgas Schwaben und die Stadtwerke von Aktiengesellschaften, die regelmäßig ihren Aktionären Zahlen vorlegen müssen. „Zudem macht der Wettbewerb vor unseren beiden Häusern nicht halt – und die Regulierung schlägt gnadenlos zu“, sagt er. Zusammen könnte man die sogenannten „Skaleneffekte“ nutzen: In einem größeren Unternehmen lässt sich vieles günstiger organisieren als in zwei kleineren. Dazu kommt die Energiewende. „Alles, was mit der Energiewende zusammenhängt, erfordert das Betreten von Neuland“, sagt Dietmayer. „Und wer Neuland betritt, braucht eine bestimmte Wucht und Größe.“
Ein möglicher Konkurrent könnte in der Region entstehen
Dies deutet darauf hin, dass es Stadtwerke und Erdgas Schwaben bei der Zusammenarbeit ernst meinen. Entsteht hier ein neuer regionaler Energieriese? Ein Konkurrent beispielsweise zur Lechwerke AG mit Sitz in Augsburg? Auch wenn Erdgas Schwaben und die Stadtwerke praktisch alle Produkte rund um das Thema Energie anbieten, so ist Erdgas Schwaben besonders gut aufgestellt, wenn es um das Thema Gas geht. Die Stadtwerke Augsburg sind es beim Thema Strom. Beide Unternehmen sind schon bisher in der Region nicht klein gewesen, sagt Dietmayer. Erdgas Schwaben beispielsweise habe viele Kunden im Allgäu.
Dietmayer betont, dass die Zusammenarbeit nicht aus Not zustande kommt. „Wenn ein gemeinsames Unternehmen gebaut werden sollte, dann muss dieses in die Zukunft hinein gebaut werden“, sagt er. Derzeit gehe es beiden Häusern gut. Da die Dinge aber schwieriger werden könnten, sei es wichtig, frühzeitig zu handeln. „Es ist gut, sich rechtzeitig und in aller Ruhe mit den kommenden Herausforderungen auseinanderzusetzen“, sagt Dietmayer.
Mitarbeiter müssen nicht um ihre Jobs bangen
Ob tatsächlich eine Fusion zustande kommt, ließ Dietmayer noch offen: „Geprüft wird alles“, sagt er lediglich in Hinblick auf die Machbarkeitsstudie. Dort ist auch ein Berater beteiligt. Auch steuerliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte spielen bei der Prüfung eine Rolle.
Egal, wie die Kooperation aussehen wird, eine Sorge kann Dietmayer den Mitarbeitern bereits nehmen: „Von Anfang an war klar, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird“, betont er. (AZ)
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