Es geht in Trippelschritten zur Zinswende
Die EZB weicht nur sehr langsam von ihrem Kurs der ultralockeren Geldpolitik ab
Trotz möglicher Verwerfungen durch einen Handelskonflikt mit den USA tasten sich Europas Währungshüter an einen Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik heran. Bei der Zinsentscheidung am Donnerstag in Frankfurt verzichtete die Europäische Zentralbank (EZB) auf die zuletzt übliche Formulierung, dass die Notenbank ihre milliardenschweren Anleihenkäufe ausweiten könnte, sollten sich die Rahmenbedingungen verschlechtern.
Volkswirte werten das als Signal zur Vorbereitung der Finanzmärkte auf ein Ende der Geldflut. Die Zentralbank habe einen weiteren und nötigen Schritt Richtung Ausgang gemacht, sagte die DZ-Bank.
Den Leitzins im Euroraum beließ der EZB-Rat wie erwartet auf dem Rekordtief von null Prozent. Zudem müssen Geschäftsbanken, die Geld auf der Notenbank parken, dafür weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.
Im Oktober hatte die EZB ihr gewaltiges Kaufprogramm für Staats- und Unternehmensanleihen verlängert, das monatliche Volumen von Januar an aber auf 30 Milliarden Euro halbiert. Ein Enddatum für die Käufe nannte die EZB weiterhin nicht. Für Sparer heißt das, sie müssen sich weiter gedulden. Die Leitzinsen sollen nach Angaben der EZB noch weit über dem Ende der Wertpapierkäufe auf ihrem historisch niedrigen Niveau bleiben. Volkswirte erwarten, dass die Notenbank bis zum Jahresende schrittweise erst das Anleihenkaufprogramm („Quantitative Easing“/QE) zurückfahren wird. Mit steigenden Zinsen sollten Sparer frühestens 2019 rechnen. Allerdings profitieren Kreditnehmer vom Zinstief.
Mit viel billigem Geld versucht die EZB seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und zugleich die Teuerung anzuheizen. Angestrebt wird eine Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent.
Zwar ist das Inflationsziel nach wie vor weit entfernt – im Februar fiel die jährliche Teuerungsrate im Euroraum mit 1,2 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2016. Doch das stärkere Wirtschaftswachstum macht den Währungshütern Hoffnung. Im vergangenen Jahr legte die Wirtschaft im Währungsraum der 19 Länder mit 2,3 Prozent so kräftig zu wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Die kurzfristigen Konjunkturaussichten im Euroraum beurteilt die Notenbank optimistischer als im Dezember. Für dieses Jahr erwartet sie einen Zuwachs von 2,4 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt. Zuletzt hatte sie ein Wachstum von 2,3 Prozent vorhergesagt. Weniger zuversichtlich ist die EZB bei der Inflation. 2019 rechnen die Währungshüter mit einer etwas geringeren Jahresteuerung von 1,4 Prozent. Als Risiko sieht Draghi die Tendenz in einigen Ländern, die nach der Finanzkrise verschärften Bestimmungen für Banken zu lockern. Das hatte vor allem die US-Regierung in Aussicht gestellt. (dpa)
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