Postbank-Kunden empört: Papier-Überweisungen sollen künftig kosten
Das Geldhaus verlangt für jede Papier-Überweisung künftig 99 Cent Gebühr. Verbraucherschützer klagen, dass Kunden so zum Online-Banking gedrängt werden sollen.
Wer in diesen Tagen den Privatkunden-Service der Postbank erreichen will, muss Geduld mitbringen. Sämtliche Telefonleitungen sind belegt, erklärt die Stimme am Band. Gut möglich, dass viele Postbank-Kunden derzeit zum Hörer greifen, um sich zu beschweren. Denn der Großteil der gut fünf Millionen Privatkunden hat zuletzt Post von der Bank bekommen.
Postbank: Papierüberweisungen kosten künftig 99 Cent
Das Bonner Geldinstitut wiederum scheint immer weniger Gefallen an Papier zu finden – zumindest, wenn es um Überweisungen geht. So kann man zumindest das Schreiben der Postbank interpretieren. Dort heißt es: „Aufträge, die sie uns per Beleg erteilen, verursachen dabei Kosten. Lesen, Prüfen und Ausführen einer Überweisung auf Papier sind aufwendiger als beim Online- und Telefonbanking.“ Deswegen sollen Kunden, die ihre Überweisungen auf die altmodische Art erledigen, künftig zahlen. 99 Cent für jeden schriftlich eingereichten Auftrag will die Deutsche-Bank-Tochter vom 1. April an von Girokonto-Inhabern kassieren – für Überweisungen, ebenso wie für Scheck- und Wechseleinzüge und für die erstmalige Ausführung eines neu eingerichteten Dauerauftrags.
Ist der Papier-Kunde also ein Kunde zweiter Klasse? Auf solche Diskussionen lässt sich Postbank-Sprecher Ralf Palm nicht ein. Er begründet die Gebühr mit dem hohen Aufwand bei der Bearbeitung handschriftlich ausgefüllter Formulare einerseits, weil die Belege gesammelt, eingescannt und von Hand korrigiert werden müssten – und dem „niedrigen Zinsumfeld“ andererseits. Das Geld, das die Kunden auf ihrem Girokonto parken, konnte die Bank bislang investieren. In der derzeitigen Niedrigzinsphase gehe diese Rechnung nicht mehr auf, argumentiert Palm. Und darüber hinaus sei das Girokonto für die Kunden kostenlos.
Online-Banking: Nur 3,9 Prozent der Überweisungen auf Papier
Verbraucherschützer wie Markus Feck gehen davon aus, dass die Postbank ihre Kunden dadurch zum Online-Banking drängen will. „Das ist für die Bank deutlich billiger“, sagt der Bankjurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Stiftung Warentest vermutet gar, dass die Postbank Kunden loswerden möchte, bei denen viele für die Bank aufwendige Belegbuchungen anfallen. „0,99 Euro je Buchung führen bei Konten, die ausschließlich über schriftliche Aufträge geführt werden, schnell zu enorm hohen Gebühren.“
Verbraucherschützer Markus Feck nimmt trotzdem an, dass viele Kunden die Umstellung zähneknirschend akzeptieren dürften. Die Regelung dürfte viele ältere Kunden treffen, die kein Online-Banking nutzen oder gar keinen Zugang zum Internet haben. Aber nicht nur Ältere sind betroffen, sagt Feck. Aus seiner Sicht scheuen es auch viele jüngere Menschen, ihre Bankgeschäfte im Internet zu erledigen. Sie müssen nun mit deutlich höheren Kosten rechnen. Wie viele Kunden die Papier-Gebühr trifft, kann Postbank-Sprecher Palm nicht sagen. Viele dürften es nicht sein, schätzt er: „Nur noch 3,9 Prozent aller Überweisungen bei uns werden auf Papier getätigt.“ Man werde versuchen, den Kunden Alternativen anzubieten. Denn Online-Überweisungen, Telefon-Banking, Lastschriften und die an den Terminals in den Filialen abgewickelten Geschäfte bleiben weiter kostenlos, betont die Bank.
Stiftung Warentest ruft Postbank-Kunden zum Protest auf
Bei der Stiftung Warentest äußert man unterdessen Zweifel, ob die Gebühr überhaupt rechtmäßig ist. Sie verweist auf ein Urteil, das der Bundesgerichtshof vergangene Woche zur Klausel einer Volksbank gesprochen hat. Danach sind „pro Buchung“ erhobene Gebühren rechtswidrig. Die Warentester raten Postbank-Kunden daher, Protest einzulegen. Das ist bis 1. April möglich.
Verbraucherschützer Feck sieht da wenig Chancen. „Als Kunde hat man nicht den Anspruch, dass das Konto kostenlos sein muss.“ Wer die Umstellung nicht akzeptiere, laufe darüber hinaus Gefahr, dass die Bank ihrerseits das Konto kündigt. Er rät Kunden, ihr Zahlverhalten zu analysieren. Wer viele Überweisungen per Papier tätige, sollte sich überlegen, die Bank zu wechseln. Dass sich die Postbank mit ihrer Extra-Gebühr einen Gefallen tut, glaubt er ohnehin nicht. „Wir haben genug Banken und Sparkassen mit einem dichten Filialnetz in Deutschland. Das regelt dann der Wettbewerb.“
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