Airbus Helicopters: Auf der Suche nach neuen Märkten
Airbus Helicopters ergattert zwei Riesenaufträge innerhalb kurzer Zeit. Warum das Werk in Donauwörth derzeit im Konzern eine besonders wichtige Rolle spielt.
Dass ein in der Region ansässiges Unternehmen innerhalb weniger Wochen zwei Aufträge über jeweils hunderte von Millionen Euro ergattert, kommt nicht jeden Tag vor. Als Airbus Helicopters in dieser Woche in Peking einen Vertrag über die Lieferung von 100 Hubschraubern nach China unter Dach und Fach brachte, war sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel mit im Saal. „Wir stehen schon positiv da“, kommentiert Claas Belling, Pressesprecher der Firma in Donauwörth, das Riesengeschäft. Insgesamt 700 Millionen Euro überweist ein Konsortium aus Fernost in den kommenden Jahren.
Ein Hubschraubermodell kostet bis zu zehn Millionen Euro
Euphorische Worte sind aus Donauwörth freilich nicht zu hören. Man übt sich in Zurückhaltung. Das hat seinen Grund. Zwar geben viele Staaten wieder mehr für ihr Militär aus – und bestellen damit auch Hubschrauber –, jedoch ist der zivile und halbstaatliche Helikopter-Markt (zu Letzterem gehören unter anderem Polizei und Grenzschutz) im vorigen Jahr regelrecht eingebrochen. Das weltweite Gesamtminus von 20 Prozent spürte auch Airbus Helicopters. Glücklicherweise ist nach Einschätzung von Belling der deutsch-französisch-spanische Konzern aber als Ganzes nicht so stark betroffen. Unter dem Strich habe man Marktanteile gewonnen.
Einen erheblichen Anteil daran hat das Werk in Donauwörth mit seinen 6.800 Mitarbeitern. Sie produzieren die Militärhubschrauber Tiger und NH90 sowie die Modelle H135 (früher EC135) und H145 (EC145). Diese beiden Typen werden nur in Donauwörth hergestellt. Und sie befinden sich – wieder – im Steigflug. Jeweils rund 200 Maschinen sind aktuell bestellt. Dazu zählen die 100 Exemplare für China und die 32, die kürzlich für die Ausbildung britischer Militärpiloten vertraglich vereinbart wurden. Der Stückpreis für die H135 und die etwas größere H145 variiert je nach Ausstattung zwischen vier und zehn Millionen Euro.
Bis vor ein paar Jahren war die H135 der Verkaufsschlager aus Nordschwaben, ehe der Absatz regelrecht einsackte. Airbus Helicopters überarbeitete das Modell. Die Triebwerke bekamen mehr Leistung und die Bordelektronik wurde erneuert. Das zahlt sich offenbar aus. Auch die ebenfalls überarbeitete H145 verkauft sich wieder besser.
Entsteht ein neuer Standort in Russland?
Mit den beiden Modellen, die beispielsweise als Rettungsflieger eine führende Position auf dem Markt einnehmen, möchte das Unternehmen nun in Ländern durchstarten, in denen ein enormes Wachstumspotenzial schlummert. Die 100 Hubschrauber für China, die von 2018 an über zehn Jahre hinweg ausgeliefert werden sollen, könnten dort erst der Anfang sein. Experten rechnen in dem Land, das seinen Luftraum für zivile Hubschrauber bisher nur zögerlich öffnet, mittelfristig damit, dass sich tausende von Maschinen verkaufen lassen.
Deshalb wird in dem Staat auch gleich eine Fabrik hochgezogen, in der die H135 zusammengebaut, lackiert, eingeflogen und ausgeliefert werden soll. Die Bausätze für jeden einzelnen Helikopter werden in Donauwörth gefertigt, in große Kisten verpackt und nach China geliefert. Nach dem gleichen System verkauft Airbus Helicopters seit Jahren Maschinen auf der Basis der H145 an die US-Armee. Die Hubschrauber tragen dort den Namen Lakota. Geordert sind bisher 427 Stück.
Ein weiterer Standort, an dem Hubschrauber-Bausätze aus Nordschwaben zusammengesetzt werden, könnte in Russland entstehen. Dorthin hat die Firma bereits entsprechende Kontakte geknüpft.
Airbus Helicopters verstärkt sein Servicegeschäft
Um sich solche Riesenaufträge zu sichern, muss sich die Firma jedes Mal richtig strecken. „Der Markt ist hart“, weiß Belling. Um das Unternehmen auf möglichst stabile Beine zu stellen, verstärkt Airbus Helicopters sein Servicegeschäft. Dieses umfasst die Wartung, die Reparatur, das Überholen und die Weiterentwicklung der verkauften Maschinen sowie die Schulung von Technikern und Piloten. Im Gesamtkonzern hat diese Sparte mittlerweile einen Anteil von 47 Prozent am Umsatz.
In Donauwörth wurde im vergangenen Jahr eigens ein Trainingszentrum für das Personal ziviler Kunden gebaut – inklusive Flugsimulatoren. Zudem gibt es ein militärisches Unterstützungszentrum. Geschult wird hier in Donauwörth, geflogen wird in Manching.
In der Hubschrauberfertigung soll im Jahr 2018 ein weiteres Standbein hinzukommen. Für die völlig neu entwickelte H160 produziert das Werk in Donauwörth den Hauptrumpf und den vorderen Abschnitt. Die Teile werden dann nach Frankreich transportiert und dort montiert.
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