Boeing stellt Update für umstrittene Steuerungs-Software MCAS vor
Die Software der kürzlich abgestürzten Boeing-Maschinen wird als Unfallursache gehandelt. Jetzt stellt Boeing ein Update vor.
Der US-Luftfahrtriese Boeing hat ein dringend erwartetes Update seiner nach zwei Flugzeugabstürzen in die Kritik geratenen Steuerungs-Software MCAS vorgestellt. Der Konzern präsentierte das überarbeitete Programm an diesem Mittwoch vor mehr als 200 Piloten, Technikern und Regulierern in seinem Werk in Renton nahe Seattle im US-Bundesstaat Washington. Das Update muss allerdings noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden.
Boeing: Steuerungssoftware MCAS bekommt Sensoren
Boeings MCAS-System spielte laut Unfallermittlern eine entscheidende Rolle beim Absturz einer 737 Max 8 Ende Oktober in Indonesien. Der Bordcomputer soll die Nase des Jets automatisch immer wieder nach unten gedrückt haben, während die Crew vergeblich versuchte, gegenzusteuern. Auch beim jüngsten Crash einer baugleichen Maschine in Äthiopien gilt die Software als eine mögliche Ursache. Bei den beiden Abstürzen waren insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen.
Boeings Entwicklungschef Mike Sinnett führte in einer Konferenz geplante Erweiterungen vor, die die eigens für die Baureihe 737 Max entwickelte MCAS-Software "noch sicherer" machen sollen. Dazu zählen etwa zusätzliche Sensoren zur Erkennung des Flugwinkels. Sie sollen verhindern, dass falsche Informationen das Programm aktivieren, die bisher nur über eine einzige Datenquelle eingespeist werden. Damit reagiert Boeing auf einen wesentlichen Kritikpunkt. Vorwürfe, MCAS sei insgesamt ein Sicherheitsrisiko, weist der Konzern aber zurück.
Über das Software-Update hinaus verspricht Boeing, Maschinen vom Typ 737 Max künftig mit einer zusätzlichen Alarmfunktion im Cockpit auszurüsten, damit für Piloten besser zu erkennen ist, wann das MCAS-System eingreift. Darüber hinaus soll das Flugtraining erweitert werden, damit alle 737-Max-Piloten verstehen, wie das Programm funktioniert und wie es im Zweifelsfall zu deaktivieren ist. Boeing wird vorgeworfen, Airlines und Piloten nicht ausreichend informiert zu haben.
Nach den zwei Flugzeugabstürzen hat die Aufarbeitung des Falls inzwischen auch den Washingtoner Politikbetrieb erreicht. Vertreter von Boeing und der FAA müssen sich zur Wochenmitte bei einer Senatsanhörung den Fragen der Abgeordneten stellen. Vor allem die Zulassung von Boeings 737 Max Jets durch die Luftfahrtbehörde sorgt für großen Argwohn. Die FAA wird verdächtigt, bei der Zertifizierung ein Auge zugedrückt und wichtige Teile der Sicherheitsprüfungen dem Konzern selbst überlassen zu haben. Der Fall wird bereits vom Generalinspekteur des Verkehrsministeriums untersucht. (dpa)
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.