Für Stromkunden kommt eine ungewisse Zukunft
RWE und Eon wollen Innogy unter sich aufteilen. Für diesen Plan gibt es von vielen Seiten Zustimmung, aber auch Kritik.
Während Verbraucherschützer und Kartellrechtler noch unschlüssig sind, wie sie die geplante Neuaufteilung auf dem Energiemarkt finden sollen, haben die Anleger euphorisch reagiert. Die Aktienkurse waren am Montag um neun Prozent (RWE) und um fünf Prozent (Eon) gestiegen.
Was planen RWE und Eon?
RWE hatte das Geschäftsfeld Erneuerbare Energien vor zwei Jahren in die Konzerntochter Innogy ausgelagert. Nun soll Eon die Tochter des Konkurrenten in einem ersten Schritt übernehmen und im Gegenzug den Rivalen RWE am eigenen Unternehmen beteiligen. Eon würde das lukrative Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, während die Erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden sollen. Innogy, das seinen Sitz wie auch Eon und RWE in Essen hat, würde damit zerschlagen.
Auch die Lechwerke gehören zu Innogy. Was kommt auf LEW zu?
Welche Auswirkungen das Vorhaben auf den Augsburger Energieversorger hat, ist noch nicht bekannt. Innogy wollte sich dazu nicht äußern.
Wird Strom nun teurer?
Darüber sind sich Verbraucherschützer nicht einig: Der Vorsitzende des Bunds der Energieverbraucher, Aribert Peters, äußerte die Befürchtung, dass die Zerschlagung von Innogy letztlich zu höheren Strompreisen führe. Er erläutert: Die Unternehmen würden die größten Erträge durch die Verteilnetze erzielen. Die lägen durch die Übernahme dieses Geschäftsfelds von Innogy dann zu einem Großteil bei Eon. Peters plädierte deshalb dafür, dass die Kommunen in einem stärkeren Maß die Netze übernehmen. Außerdem rief er das Bundeskartellamt dazu auf, es solle die Übernahme untersagen. Der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, forderte, dass die Auswirkungen des Deals auf die Stromkunden genau geprüft werden müssten. Dabei geht es Müller vor allem um zwei Punkte: Die Preise für die Stromkunden dürften nicht steigen und die Teilhabe privater Verbraucher an der Energiewende dürfe sich nicht verschlechtern. Jeder Anbieter, der vom Markt verschwindet, bedeute zwar eine traurige Nachricht für die Kunden. Doch Innogy ist ein eher teurer Grundversorger. Es sei zu hoffen, dass Eon die Strompreise senken wird, sagte Müller dem Handelsblatt. Weniger kritisch sieht der Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Udo Sieverding, die Entwicklungen. Er sagte: „Die Alternativen und der Wettbewerb sind groß genug.“ Die großen Stromanbieter hätten nicht mehr die Marktmacht vergangener Jahre.
Welche Reaktionen gab es auf die Ankündigung von RWE und Eon?
Wie die dpa berichtet, hat die Bundeskanzlerin die Pläne der Energiekonzerne indirekt begrüßt. So sagte Angela Merkel (CDU) gestern vor der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags, sie habe Vertrauen in die Unternehmen, dass diese die beste Variante wählten, um die Energiewende zu schaffen und nachhaltige Energieversorgung zu gewährleisten. Merkel verwies dabei auch auf Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD), die sagte: „Es ist gut, wenn es in Deutschland wettbewerbsfähige und international orientierte Energieversorger gibt.“ Zypries ist der Meinung, die Konzentration auf bestimmte Geschäftsfelder könne notwendige Investitionen in Erzeugung und Verteilnetze befördern.
Wie steht es derzeit um Innogy und wie geht es für die Beschäftigten dort weiter?
Inmitten der Diskussion um die Zukunft des Unternehmens stellte Innogy gestern auch seine Bilanz für das vergangene Jahr vor. Das Nettoergebnis hat sich demnach nahezu halbiert – von 1,51 Milliarden Euro auf 778 Millionen. Die Dividende bleibt mit 1,60 Euro pro Aktie unverändert. Was mit den rund 42500 Menschen geschieht, die bei Innogy arbeiten, ist noch unklar. Von den Gewerkschaften kommt allerdings Zustimmung zu den Plänen von RWE und Eon. Das Vorhaben könnte „langfristig tarifgebundene Arbeitsplätze erhalten und sichern“, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske, der auch Mitglied im RWE-Aufsichtsrat ist. (fwo, dpa, afp)
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