Gehen der Augsburger Patrizia die Immobilien aus?
Patrizia will der führende Investment-Spezialist Europas werden. Doch das Angebot auf dem Immobilienmarkt sinkt. Die Aktionäre haben eine andere Sorge.
Eigentlich ist das vergangene Jahr für Patrizia bestens gelaufen. Das Augsburger Unternehmen legt im Auftrag von Banken, Versicherungen und anderen Investoren Geld in Immobilien an. In nur einem Jahr hat das vor 35 Jahren von Wolfgang Egger gegründete Haus das verwaltete Immobilienvermögen fast auf 41 Milliarden Euro verdoppelt. Der Gewinn legte kräftig zu. Hier spielt vor allem eine Rolle, dass Patrizia in den vergangenen Monaten andere Immobilienfirmen gekauft und integriert hat. Aber auch ohne die Zukäufe vertrauten die Investoren Patrizia 2018 weitere 2,6 Milliarden Euro an, berichtete Egger auf der Hauptversammlung im Kongress am Park. Doch einiges deutete darauf hin, dass die Arbeit in den kommenden Monaten nicht leichter wird. Auf dem lebendigen Aktionärstreffen lernte man einiges über den angespannten Immobilienmarkt in Europa. Und die Aktionäre übten auch Kritik.
Egger hat mit Patrizia ehrgeizige Pläne: „Seit unserer Gründung war unser Führungsanspruch niemals so klar wie heute“, betonte er. „Wir wollen der weltweit führende Partner für pan-europäische Immobilieninvestments sein.“ Das heißt: Die Augsburger sollen die erste Adresse für Investoren werden, wenn diese Büros, Läden oder Wohnungen in Europa kaufen. Auf dem Weg dorthin hat Patrizia die Firmen Triuva, Rockspring und Sparinvest übernommen und beschäftigt heute über 800 Menschen.
Finanzchef Bohn: "Sinkendes Immobilienangebot in Europa"
Egger erwartet, dass Investoren auch künftig stark in Immobilien investieren wollen. Denn die Zinsen dürften niedrig bleiben. Doch das Geschäft wird nicht leichter: Gerade weil Immobilien begehrt sind, ist das Angebot knapp, berichtete Finanzchef Karim Bohn: „Eine Herausforderung stellt das aktuelle Marktumfeld mit tendenziell sinkendem Immobilienangebot in Europa dar.“ Allein im Geschäftsjahr 2018 seien 13 Prozent weniger Immobilien gehandelt worden als im Vorjahr. Trotzdem sei die Pipeline von Patrizia „gut gefüllt“, betonte Bohn. Das Unternehmen rechnet für sich mit einer positiven Entwicklung, kalkuliert aber vorsichtiger: Statt einem operativen Gewinn von 141,4 Millionen Euro im Jahr 2018 rechnet man dieses Jahr noch mit 120 bis 130 Millionen.
Und was, wenn eine Immobilien-Blase platzt? Dass es für die Augsburger zum Problem werden könnte, sollte der Immobilien-Run einmal vorbei sein, glaubt Patrizia-Chef Egger nicht: Zum einen sei das Unternehmen stabiler aufgestellt, weil es mehr Produkte und Märkte abdecke. Inzwischen gebe es Büros in 19 europäischen Städten. Zum anderen bestünden die Einnahmen von Patrizia stärker aus festen, wiederkehrenden Erträgen, zum Beispiel Gebühren aus der Verwaltung von Immobilienfonds.
Aktionärsvertreter wünschen sich höhere Dividenden
Sören Merkel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sprach den Patrizia-Chefs einen „herzlichen Glückwunsch“ für das Jahresergebnis aus. Zusammen mit Paul Petzelberger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger war er sich in einem Kritikpunkt aber einig: Patrizia müsse in den nächsten Jahren eine merklich höhere Dividende als die jetzt gezahlten 27 Cent pro Aktie ausschütten. Ihr Argument: Das Unternehmen sitze auf rund einer halben Milliarde Euro an flüssigen Mitteln. Weil diese teils auf Bankkonten liegen, mussten vergangenes Jahr 300.000 Euro Strafzinsen gezahlt werden.
Finanzchef Bohn kündigte eine Dividendenstrategie an: Die Höhe der Ausschüttung soll sich am Wachstum des verwalteten Immobilienvermögens und der Gebühreneinnahmen messen. Die Dividende soll also nur steigen, wenn auch das Geschäft zulegt. Eine Dividendenkürzung für nächstes Jahr sei nicht geplant.
Patrizia ist zudem ins Visier eines streitbaren Aktionärs geraten. Der Fall ist etwas verzwickt. Karl-Walter Freitag aus Köln warf die Frage auf, ob dem Unternehmen Forderungen drohen könnten. Vor einigen Jahren hatte Patrizia Freitag zufolge einen Immobilienbestand verkauft – das sogenannte Harald-Portfolio. Übrig seien leere Unternehmenshüllen geblieben, die man an einen Firmenabwickler verkaufte. Im Nachhinein habe der schwedische Staat Steuernachforderungen gestellt. Freitag wollte wissen, ob man sich bei Patrizia damit beschäftigt, dass am Ende Ersatzansprüche gegen die Augsburger gestellt werden könnten? Karl-Walter Freitag ist schon als „Berufskläger“ oder „Vorstandsschreck“ bezeichnet worden. Er knöpft sich auch Konzerne wie die Deutsche Bank vor.
Patrizia-Chef Egger betonte zum Fall Harald-Portfolio: „Der Vorstand hält die Ansprüche nicht für begründet.“ Aufsichtsratschef Theodor Seitz sagte, man werde sich mit dem Fall beschäftigen.
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