Gewerkschaften wollen nach Krise höhere Löhne
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaften wollen in den kommenden Tarifrunden deutlich höhere Löhne durchsetzen. Angesichts des Konjunkturaufschwungs müssten "Abschlüsse in Richtung drei Prozent" gelingen.
Dies sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, der "Süddeutschen Zeitung". In der Ernährungsindustrie mit ihren 520 000 Beschäftigten stehen in etwa sechs Monaten erste größere Entgeltverhandlungen an.
Die stellvertretende Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Margret Mönig-Raane, sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Samstag): "Die Beschäftigten haben mit teils großen persönlichen Opfern dazu beigetragen, die Folgen der Krise abzumildern. Also haben sie auch einen Anspruch darauf, am Aufschwung angemessen beteiligt zu werden." Höhere Löhne stärkten auch die Binnennachfrage.
Der Vizechef der IG Bau, Dietmar Schäfers, verlangte einen "Nachschlag". Die Arbeitgeber müssten sich in besseren Zeiten daran erinnern, "dass wir uns in den schlechten verantwortungsvoll gezeigt haben". Er sehe keinen Grund, 2011 defensiv an die Verhandlungen heranzugehen. In der Branche mit etwa 670 000 Beschäftigten laufen die Entgeltverträge Ende März 2011 aus.
In der Stahlindustrie mit ihren 85 000 Beschäftigten wird bereits im September 2010 verhandelt. Unter Verweis auf die wieder besser laufenden Geschäfte kündigte Verhandlungsführer Oliver Burkhard an: "Wir wollen für unsere Leute einen fairen Anteil herausholen."
In der Chemieindustrie wird im Frühjahr 2011 über neue Tarife gesprochen. Bis dahin will die zuständige Gewerkschaft IG BCE zumindest in den Firmen, in denen es Verträge zur Sicherung von Jobs gibt und Beschäftigte zum Teil starke Einbußen hinnehmen mussten, einen vorzeitigen Ausstieg aus solchen Verträgen prüfen. "Flexibilität ist ja schließlich keine Einbahnstraße", sagt das IG-BCE-Vorstandsmitglied Peter Hausmann der "SZ".
In der Metall- und Elektroindustrie mit etwa 3,4 Millionen Mitarbeitern sind die Tarife bis März 2012 festgeschrieben. Die IG Metall hält sich deshalb noch zurück.
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