Haftstrafen für Henkel-Hochstapler
Düsseldorf (dpa) - Im Prozess um den Millionenbetrug mit dem Namen des Henkel-Konzerns hat das Düsseldorfer Landgericht bis zu fünfeinhalb Jahre Haft verhängt. Ein ehemaliger PR-Manager des Unternehmens wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
Der 43-jährige frühere Chefredakteur hatte die Affäre mit einer Selbstanzeige aufgedeckt und ein umfassendes Geständnis abgelegt. Ein einschlägig vorbestrafter Komplize des PR-Manns muss für fünfeinhalb Jahre hinter Gitter. Beide sollen 45 Millionen Euro Forderungen gegen den Henkel-Konzern erfunden und im Rahmen sogenannter Factoring-Geschäfte weiterverkauft haben. Der Kopf des gigantischen Betrugs kann von irdischen Gerichten nicht mehr bestraft werden: Der legendäre Betrüger und Hochstapler Willi Luchs starb - ausweislich eines Totenscheins - vor Prozessbeginn an Krebs.
Luchs hatte sich im mondänen Düsseldorfer Stadttor nur eine Etage unter der Staatskanzlei und Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU) eingemietet, um den ganz großen Coup zu landen. Der angebliche Einstieg von Henkel als Sponsor bei der Formel 1 sollte 90 Millionen Euro bringen. Doch sein Komplize, der bei Henkel für Sportsponsoring zuständige Kai von B., bekam kalte Füße und ließ den Schwindel auffliegen.
"Genialer Betrüger, Spritus rector" - fast ehrfürchtig kommt die Rede immer wieder auf den ehemaligen Gerichtsschreiber Willi Luchs, dessen Leben bereits verfilmt wurde. Er spannte schon in den 1990er Jahren als Anwalt Dr. Maximilian Jung Prominente wie Kanzler-Gattin Hannelore Kohl und Außenminister Klaus Kinkel für seine Zwecke ein, organisierte noch vor wenigen Jahren ein Golfturnier mit Boris Becker als Schirmherr.
"Es ist ihm gelungen, den Strafverfolgern noch auf dem Totenbett zwei Autos abzuluchsen, die dann in der Schweiz verschwunden sind", berichtet Verteidiger Norbert Gatzweiler. Natürlich handelte es sich dabei um sündhaft teure italienische PS-Boliden. Mit einem Ferrari, einem Aston Martin und einem Porsche machte Luchs sich den nach einer Trennung finanziell klammen Kai von B. gefügig, bei seinem Schneeballsystem mitzumachen.
Die Käufer der Forderungen, Finanzunternehmen aus Hamburg und Hürth bei Köln, blieben auf Millionenschäden sitzen. Arbeitsplätze sind gefährdet. Wie hoch genau der Schaden letztlich ist, vor dieser Frage kapitulierte am Dienstag sogar der Staatsanwalt.
Kai von B. ist jedenfalls ruiniert, konstatiert sein Anwalt Professor Norbert Gatzweiler. Und der Oberstaatsanwalt schüttelt den Kopf, wenn er an die imposanten Kreditkartenabrechnungen des PR-Manns denkt: "Da wurde eine bürgerliche Existenz mit Champagner weggespült."
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