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Interview
10.03.2019

Handwerkspräsident Wollseifer: „Das Handwerk ist eine Jobversicherung“

Hans Peter Wollseifer ist Präsident des Zentralverbandes Deutsches Handwerk.
Foto: Sophia Kembowski, dpa

Exklusiv Hans Peter Wollseifer vertritt Handwerksbetriebe in Deutschland. Ein Gespräch über lange Wartezeiten, Versäumnisse der Politik und die Meisterpflicht.

Tabletts und Drohnen auf der Baustelle, philosophierende Bestattungsunternehmer - Handwerk ist nicht mehr das, was es mal war. Sie haben deshalb ihre Imagekampagne in diesem Jahr unter die Leitfrage „Ist das noch Handwerk?“ gestellt. Was wollen Sie erreichen?

Wollseifer: Wir wollen die Modernität, die Innovationskraft und Vielseitigkeit des Handwerks darstellen. Das Handwerk ist keineswegs rückständig und schlecht bezahlt, wie es in vielen Klischees dargestellt wird. Das Gegenteil ist der Fall. Das Handwerk ist modern, innovativ, es bietet attraktive Karrieren, es ist eine Jobversicherung - und im Handwerk kann man gutes Geld verdienen.

„Ist das noch Handwerk?“ fragen sich allerdings auch manche Kunden, wenn sie vor dem stehen, was ihnen da gerade eingebaut oder repariert wurde. Die Auftragsbücher sind voll, das erzeugt gleichzeitig Druck, auch, weil die Mitarbeiter fehlen. Nimmt da der Pfusch automatisch zu?

Wollseifer: Die Betriebe stehen mit Sicherheit unter Druck, viele arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen. Es gibt im Durchschnitt Arbeitsvorläufe von neun bis zehn Wochen, in Bereichen wie dem Bau oder Ausbau auch länger. Den Betrieben ist es natürlich unangenehm, wenn sie ihre Kunden warten lassen müssen. Aber wie sollen sie Aufträge rasch erledigen, wenn ihnen die Mitarbeiter fehlen. Wir haben eben den Fachkräftemangel. Der führt sogar teils dazu, dass mancher Auftrag gar nicht angenommen werden kann. Dass deshalb aber nun besonders viel Pfusch entsteht, das ist nachweislich nicht der Fall. Das versichern uns auch die Sachverständigen im Handwerk. Ursache von – wie Sie sagen – Pfusch ist in vielen Fällen, dass da Unqualifizierte gearbeitet haben. Und dass inzwischen so viele handwerklich gar nicht Ausgebildete unterwegs sind, das ist Folge der Deregulierung im Handwerk, bei der für 53 Gewerke die Meisterpflicht abgeschafft wurde. Seither haben wir eben Berufe, in denen man nichts mehr können und auch keinerlei Qualifikation vorweisen muss, um sie selbstständig auszuüben. Das beklagen wir. Das ist aber ein Problem, das hat die Politik gemacht und nicht das Handwerk.

Würde es im Sinne von mehr Qualität grundsätzlich helfen, die Meisterpflicht wieder einzuführen?

Wollseifer: Wir sind ganz klar für diese Zugangsregelung und sollten sie, wo immer das möglich ist, auch wieder einführen. Denn damit würde man sicherstellen, dass jeder Qualifizierung und Qualität nachweisen muss, um sich selbstständig zu machen. Das hat übrigens auch was mit dem Schutz unseres Kulturguts zu tun. Sie könnten sich zum Beispiel von heute auf morgen zum Orgelbauer erklären und dann auch als solcher arbeiten. Sie wüssten nichts darüber und könnten natürlich nix, ich auch nicht - aber Sie könnten es tun. Mehr Qualität bekommen wir - wie gesagt - nur mit einer Zugangsregulierung, sprich: Der Meisterpflicht.

Bildungsministerin Karliczek fordert den Berufsbachelor und den Berufsmaster. Ich musste lachen, als ich das gehört habe. Sie auch?

Wollseifer: Ich gestehe: Im ersten Moment musste auch ich lachen und habe gedacht, das geht ja gar nicht. Aber natürlich ist es wünschenswert, wenn es im Handwerk Berufsabschlussbezeichnungen gibt, die eine Vergleichbarkeit mit akademischen Titeln und auch international ermöglichen. Allerdings sind die Wortschöpfungen Berufsbachelor und Berufsmaster dafür wenig geeignet, die halten wir für irreführend. Das habe ich Frau Karliczek und der Kanzlerin auch gesagt. Wir haben uns darauf geeinigt, lediglich eine Ergänzung einzuführen, um die Gleichwertigkeit der akademischen und der beruflichen Ausbildung nach außen hin zu dokumentieren. Es wird also selbstverständlich bei der Bezeichnung wie Meister im Maler- und Lackiererhandwerk bleiben. Die aber wird um die Bezeichnung „Bachelor Professional“ ergänzt, jedoch keinesfalls ersetzt. Beim Betriebswirt hieße es ergänzend entsprechend Master Professional, beim Gesellen dann Professional Expert. Das sind dann international verständliche Begriffe. Damit kann man etwas Gutes erreichen.

Sie sind zusammen mit BDI, BDA und DIHK Partner der Gründungsoffensive von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Wie läuft das Projekt eigentlich? Nach der Auftakt-Pressekonferenz Ende November war nichts mehr zu hören.

Wollseifer: Daraus geworden ist, dass nun, wie es verabredet war, in Regionalkonferenzen landesweit die Werbetrommel für Selbstständigkeit, Gründungsmut und Unternehmertum gerührt wird. Bei der ersten Mitte Februar mit Bundeswirtschaftsminister Altmaier in der Handwerkskammer Saarbrücken ging es darum, wie Gründungen und Nachfolgen noch besser unterstützt werden können, damit Menschen in Deutschland den Schritt in die Selbstständigkeit gehen. Das korrespondiert mit unseren eigenen Bemühungen, denn schließlich müssen in den kommenden Jahren bis zu 200000 Betriebsnachfolgen geregelt werden.

Der Fachkräftemangel ist ein Dauerthema, Flüchtlinge könnten zur Entspannung der Lage beitragen. Sie haben sich bereits dafür ausgesprochen, gut integrierten Flüchtlingen eine Bleibeperspektive zu bieten, das läuft auf den sogenannten Spurwechsel für abgelehnte oder geduldete Asylbewerber hinaus. Wird es nicht langsam Zeit, dass die Bundesregierung diesbezüglich zu einer Entscheidung kommt?

Wollseifer: Nein, wir sind nicht generell für den Spurwechsel. Da muss man schon klar trennen zwischen Asyl und Zuwanderung. Wofür wir uns aber eingesetzt haben und es auch ausdrücklich befürworten, das sind Bleiberechtsregelungen für diejenigen, die bereits im Land sind und für die sich unsere Betriebe engagiert und bemüht haben. Wer eine Ausbildung macht oder einen Beruf ausübt, wer seinen eigenen Lebensunterhalt bestreitet und integrationswillig ist, der soll auch hierbleiben dürfen. Unsere Betriebe sind in der Regel sehr zufrieden mit Flüchtlingen und Geduldeten in Ausbildung und Beschäftigung. Solche Menschen, die eine Ausbildung nach unseren Maßstäben gemacht und dann noch zwei Jahre gearbeitet haben, wieder zurückzuschicken, das wäre doch wirtschaftlich unsinnig und für die Menschen selbst eine humanitäre Katastrophe. Die jetzt von Union und SPD im Entwurf vorgelegte Bleiberechtsregelung würde uns reichen. Allerdings auch nur, wenn sie aus dem Parlament auch so herauskommt, wie sie hineingegangen ist. Darauf drängen wir jetzt.

Viele der ZDH-Mitglieder sind ja froh, dass sie in Ballungsräumen überhaupt noch mit dem Diesel-Lieferwagen zur Baustelle fahren dürfen. Sind Sie eigentlich zufrieden mit dem Tempo, dass die Bundesregierung bei der Lösung des Problems von drohenden Fahrverboten an den Tag legt?

Wollseifer: Das Handwerk steht zum Klimaschutz und einer vernünftigen Luftreinhaltepolitik, gar keine Frage. Es gibt keine Energiewende und auch keine Mobilitätswende ohne das Handwerk. Dafür erwarten wir aber praxistaugliche und pragmatische Lösungen von der Politik zur Schadstoffreduzierung und zum Diesel. Es darf nicht sein, dass wir Handwerker, die wir in gutem Glauben in die Produktversprechen und die gesetzlichen Regelungen Dieselfahrzeuge gekauft haben, letztlich die Dummen sein sollen, die die Zeche zahlen. Das können wir nicht akzeptieren.

Und das bedeutet was?

Wollseifer: Alle Fahrzeuge unter 2,8 Tonnen sind von einer Förderung der Nachrüstung ausgeschlossen beispielsweise Kombis. Das gilt auch für Lkw über 7,5 Tonnen, die gerade in Baugewerken, bei Gerüstbauern oder Dachdeckern zum Einsatz kommen. Die vorgesehene Förderung der Nachrüstung durch die Bundesregierung reicht also nicht. Im Übrigen sollten zur finanziellen Unterstützung auch die mit ins Boot geholt werden, die das Problem verursacht haben. Außerdem ist das ganze Antragsverfahren zu umständlich. Die Förderanträge erfordern viel zu viel Aufwand. Wir sollen etwa nachweisen, dass wir in einer Fahrverbotszone tätig sind. Das geht nur mit einem Extra-Fahrtenbuch: Da stelle man sich einmal eine Bäckerei mit 20 oder 30 Auslieferungsfahrzeugen vor. Die müssten dafür extra Leute einstellen. Einzelkunden müssten uns unterschreiben, dass wir bei ihnen waren, und was wir gemacht haben. Das ist ja wohl kaum mit dem Datenschutz vereinbar. Wir haben die Bundesregierung aufgefordert, darüber noch mal nachzudenken. Das gilt auch für den Plan, bis Ende Mai den maximalen Förderbetrag bereits abzusenken. Das ist doch viel zu früh.

Der Zeitpunkt des Austritts von Großbritannien aus der EU rückt immer näher. Sind ihre Mitgliedsbetriebe ausreichend gewappnet – und, einen Tipp bitte, kommt der Brexit überhaupt?

Wollseifer: Ich hoffe bis zuletzt, dass sich die Vernunft doch noch durchsetzt. Aber der Brexit wird leider wohl kommen. Wir haben einige tausend Betriebe, die in Großbritannien arbeiten oder dort sogar eine Niederlassung haben. Die müssen mit dem Brexit komplett umdenken. Das betrifft zum Beispiel die Arbeitnehmerüberlassung oder den Zoll. Wir haben umfassend informiert, ich bin mir aber nicht sicher, ob die Bedeutung des Brexits und vor allem dessen mögliche Auswirkungen schon in jedem Kopf verankert sind.

Am 12. März wird die große Koalition ein Jahr alt. Was schreiben Sie Union und SPD ins Zeugnis?

Wollseifer: Als Fazit leider: Die Regierungskoalition hat ihr Klassenziel nach einem Jahr nicht erreicht. Das heißt nicht, dass alles falsch war. Einige Dinge sind durchaus auf einem guten Weg, etwa was die digitale Ausstattung unserer Bildungsstätten angeht. Bei den Rahmenbedingungen für die mittelständischen Unternehmen allerdings ist die Entwicklung ganz schlecht gelaufen. Die Belastung durch Steuern und Sozialabgaben wird immer größer, der Bürokratieaufwand in den Betrieben wird immer mehr. Das ist wie bei der Echternacher Springprozession: Es geht zwei Schritte vor und einen zurück.

Aber am Ende geht es doch voran?

Wollseifer: Unsere Betriebe haben den Eindruck, dass sich die Bedingungen im Steuer-, Arbeits- und Sozialrecht für ihre Arbeit eher verschlechtern. Handwerker denken nicht in Quartalsabschlüssen oder in Jahresabschlüssen, wir denken in Generationen, wir denken auch an die, die mal den Betrieb übernehmen - wahrscheinlich unterscheidet uns das vom politischen Denken, wo man offenbar mehr den Vier-Jahres-Rhythmus im Blick hat. Die Generationengerechtigkeit wird von der Regierung eklatant missachtet. Sie stellt gerade in den Bereichen Arbeit, Gesundheit und Rente ungedeckte Schecks auf die Zukunft aus. Was wir an Soziallasten initiieren, ist für nachfolgende Generationen nicht tragbar. Dabei ist die Regierung angetreten, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Was auch enorm wichtig wäre, denn es geht um Standortpolitik, es geht um die globale Wettbewerbsfähigkeit. Von daher können wir insgesamt nicht zufrieden sein.

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