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Weltbild
03.08.2015

Hat Weltbild eine Zukunft?

Seit der Insolvenz geht es bei der Augsburger Verlagsgruppe drunter und drüber. Auf Boomjahre folgen Zerschlagung und ein Machtpoker. Aber gibt es Fortschritte im Kerngeschäft?

Die zweite Insolvenz binnen nicht einmal zwei Jahren kam wie ein Hammerschlag. Die zweite Insolvenz, das war „krass“, sagt die Frau. Sie muss erst einmal Luft holen, eine Zigarette rauchen. Seit 28 Jahren arbeitet sie für das Unternehmen. Gerade 50 Mitarbeiter hatte Weltbild, als sie anfing. Sie hat gesehen, wie der Augsburger Konzern groß wurde. Und schaut jetzt zu, wie er wieder schrumpft.

Die Insolvenz der Logistik trifft sie direkt. „Wie es nach dem 1. Oktober weitergeht, wissen wir nicht“, sagt sie. Dass die Pleite ausgerechnet Ende Juli bekannt wurde, an dem Tag, an dem sonst das Gehalt kommt, sei hart gewesen. Denn mit der Insolvenz blieb das Geld aus. Die Miete, die Nebenkosten, all das wird trotzdem abgebucht, das Konto ist schnell im Minus. Jetzt bekommt sie Insolvenzgeld. Es tut ihr weh, was derzeit passiert.

Rund 600 Leute sind an diesem heißen Sommertag zur Betriebsversammlung in die Halle im Stadtteil Lechhausen gekommen. Sie wollen wissen, wie es weitergeht mit ihren Jobs. Betriebsrat, Betriebsseelsorge und Gewerkschaft sind vertreten, auch die Geschäftsführer sind da, um die Lage zu erklären.

Weltbild. Das frühere Unternehmen gibt es praktisch nicht mehr. Es ist heute gespalten. Hier der Rest der Verlagsgruppe mit Filialen, Katalog und Onlinehandel. Dort die frühere Logistik, die zum Spezialisten „Also“ gehört – und jetzt schon wieder insolvent ist.

Insolvenz von Weltbild sei "abgekartete Sache"

„Die Insolvenz, das war eine abgekartete Sache“, sagt ein Mann mit Kappe, dem man ansieht, dass er anpacken kann und der seit zehn Jahren in der Logistik arbeitet. „Das war’s dann.“ Und ein junger Kollege von Weltbild befürchtet: „Heute sind’s die, morgen sind’s wir.“

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Dabei wollen Betriebsrat und Gewerkschaft doch einen Durchbruch verkünden. Aber dazu wird es an diesem Tag nicht kommen.

Wie konnte Weltbild überhaupt in diese Lage geraten? War die Firma nicht vor einigen Jahren ein blühender Betrieb? Es ist das Frühjahr 2001. Bayerns damaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber kommt nach Augsburg und weiht das Logistikzentrum ein. Es sind Boomjahre für Weltbild, man sprüht vor Optimismus. Stoiber bescheinigt der Firma, sie gehöre zu den „Stützen des Verlagswesens in Bayern“. Der Buchhandel erlebt zu dieser Zeit eine explosionsartige Steigerung. Weltbild will davon profitieren. Bis zu 125000 Pakete am Tag soll die neue Logistik ausliefern können.

Weltbild gehört damals der katholischen Kirche. Groß wird das Unternehmen, als der Niederländer Carel Halff in den 70er Jahren das Ruder übernimmt und aus dem kleinen, staubigen Verlag einen modernen Buchhändler macht. Halffs Rezept lautet: Gute Bücher zu billigen Preisen. Der Katalog wächst, der Versand legt rasant zu, Weltbild eröffnet Filialen, steigt in den Onlinehandel ein, zieht Hugendubel als Partner an Bord. Im Geschäftsjahr 2011/2012 meldet der Konzern 1,6 Milliarden Euro Umsatz und zählt rund 6800 Mitarbeiter.

Können es die Augsburger sogar mit dem US-Händler Amazon aufnehmen? Der bringt den E-Book-Reader Kindle auf den Markt. Weltbild hält mit dem Tolino dagegen.

Weltbild wird plötzlich zum Krisenfall

Plötzlich wird Weltbild zum Krisenfall. Grund ist wohl eine Mischung aus Problemen, die sich gegenseitig verschärfen. Im Rückblick wird vieles klarer. Im Schatten der Kirche boomt Weltbild nicht nur. Die Kirche wird auch zur Belastung. Erst eine Debatte über erotische Romane, dann bleiben wichtige Entscheidungen aus. Dazu kommen unternehmerische Fehler. Es knirscht in der Logistik, die Kosten laufen aus dem Ruder, Weltbild hat einen guten, aber teuren Katalog. Die Einführung neuer Software kommt spät und zieht sich hin. Bleiben dann Bestellungen aus, wird die Situation schnell dramatisch.

Im Januar 2014 der Knall: Weltbild ist pleite. „Als wir ins Unternehmen kamen, stellten wir fest, dass die tatsächlichen Zahlen von den Planzahlen massiv abwichen“, sagt heute Geschäftsführer Patrick Hofmann. Durch die Insolvenz schlägt Weltbild hart in der Realität auf. 656 Beschäftigte müssen gehen, über 50 Filialen werden geschlossen. Betriebsrat, Gewerkschaft und Beschäftigte ziehen in einem Protestzug vor den Dom in Augsburg. Sie erreichen, dass die Kirche nochmals 65 Millionen Euro bereitstellt.

Im Juli 2014 steigt der Düsseldorfer Unternehmensberater und Investor Walter Droege ein. Er und die Geschäftsführer der Folgeunternehmen lenken heute die Geschicke. Jetzt beginnt die Spaltung. Die Logistik wird abgetrennt und geht an Also, an dem Droege mehrheitlich beteiligt ist. Später wird bekannt, dass bei Weltbild und in der Logistik nochmals massiv Stellen abgebaut werden sollen.

Damit vollzieht sich noch eine Spaltung – die zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Denn Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi sehen Zusagen gebrochen und wollen Entlassungen verhindern.

Peter Fitz ist bei Weltbild ein erfahrener Betriebsratschef. Einmal sei er Walter Droege begegnet, sagt er. Nämlich, als sich dieser im Sommer 2014 als Investor vorstellte. Fitz hatte den Eindruck eines „seriösen, ruhigen Mannes“, der versprach, er wolle Ruhe in das Unternehmen bringen, keine Leute entlassen und am Standort festhalten. „Diesen Vertrauensvorschuss hat Herr Droege verspielt“, sagt Fitz heute.

---Trennung _Die Stimmung bei Weltbild kippt - gegen Droege_ Trennung---

Der Ton verschärft sich

Die Stimmung kippt – gegen Droege. „Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz“, betont Betriebsrat Timm Boßmann immer und immer wieder. Der Ton verschärft sich. Droege wird auf einer Internet-Seite der Gewerkschaft „Lüge“ vorgeworfen. Er wird abgebildet als Pinocchio mit langer Nase. Droege habe da den Arbeitnehmervertretern zeigen wollen: „So, ich kann auch anders!“, sagt ein kritischer Mitarbeiter.

Jetzt geht es schnell: Anfang des Jahres verkauft Weltbild 67 schwierige Filialen. Der Käufer, Rüdiger Wenk, ist am Telefon kaum erreichbar. Sein Konzept: eineinhalb dünn bedruckte Seiten. Das Kapital seiner „Lesensart“-GmbH: 25000 Euro. Inzwischen ist Lesensart pleite. Die Vermutung hält sich hartnäckig, dass es sich bei Wenk um einen Strohmann handelt. Letzte Woche dann die Nachricht, dass das Logistikzentrum zahlungsunfähig ist.

All das schadet dem Ruf des Investors. „Die Kollegen sind erschreckt, verstört und enttäuscht“, sagt ein Weltbild-Mitarbeiter. „Das An-die-Wand-Fahren eines Teils der Filialen und der Logistik haben das Vertrauen endgültig zerstört.“ Im Gegensatz zum Schutzschirm der Kirche erlebe man nun „Turbo-Kapitalismus am eigenen Leib und in seiner extremsten Form“.

Droege selbst äußert sich bisher kaum. Auf Anfrage heißt es einmal knapp, dass seine Gruppe an die „Umsetzung des Transformationsprozesses“ glaube, dass man das Unternehmen auf eine „wirtschaftlich solide Basis“ stellen und die Zukunft der Mitarbeiter langfristig sichern will. Während sich die Bischöfe derzeit nicht dazu äußern, ist Betriebsseelsorger Erwin Helmer mit seinen Kollegen viel in den Unternehmen unterwegs. „Das ewige Auf und Ab belastet die Leute“, sagt er. „Viele möchten endlich Ruhe haben, endlich wieder normal arbeiten.“

Wie sieht es aktuell aus? Die Logistik ist von Ruhe weit entfernt. Geschäftsführer Reiner Wenz muss den Betrieb am Laufen halten. Die Mitarbeiter bekommen bis Ende September Insolvenzgeld. Dann muss ein Sanierungsplan stehen. Zuletzt sollten 150 von 450 Vollzeitstellen abgebaut werden. Verdi-Sekretär Thomas Gürlebeck kann die Insolvenz nicht verstehen. Sie ist „komplett überflüssig“ und „sinnfrei“, sagt er. Aus seiner Sicht hat man die Logistik langsam verhungern lassen. „Die Insolvenz kam aus dem Nichts, Möglichkeiten wie Kurzarbeit wurden nicht ausgeschöpft.“

Am Ende soll Weltbild noch 1300 Mitarbeiter haben

Bei Weltbild selbst zeigt sich dagegen vielleicht ein erstes Licht am Ende des Tunnels. Dort hat die Geschäftsführung zwar das Ziel, noch einmal 50 Stellen abzubauen, wie die Geschäftsführer Patrick Hofmann und Sikko Böhm gestern gegenüber unserer Zeitung bekräftigen. Am Ende soll Weltbild noch 1300 Mitarbeiter haben, davon 400 am Standort Augsburg, heißt es.

Eigentlich, berichtet Verdi-Mann Gürlebeck, hätten Betriebsrat, Geschäftsführung und Arbeitsagentur am Montag schon eine Lösung zu den 50 Stellen gefunden. Es sollte statt Kündigungen ein Freiwilligenprogramm geben – mit Abfindungen und einer Transfergesellschaft. Diese gute Nachricht habe man gestern nun mitteilen wollen.

Doch dazu kommt es nicht. „Über Nacht hat Herr Droege in Düsseldorf Nein gesagt“, erklärt Gürlebeck. Die Betriebsräte seien aus allen Wolken gefallen. Die Weltbild-Geschäftsführung ist trotzdem überzeugt, dass man bald eine Einigung findet. Die Atmosphäre sei „konstruktiv“, sagen Hofmann und Böhm.

Beide glauben, dass es mit Weltbild langsam aufwärtsgeht. Den Verlust von 120 Millionen Euro im vorletzten Geschäftsjahr habe man „deutlich reduziert“. Das neue Geschäftsjahr habe „ordentlich begonnen“. Läuft alles gut, könnte Weltbild dieses Geschäftsjahr wieder Gewinn machen. Eben erst habe man zwei neue „Jokers“-Filialen in Bochum und Münster eröffnet. Weltbild will weiter auf Katalog, Online-Handel und den E-Reader setzen – und investiere „in allen Bereichen“. „Ich denke, wir haben schon viel bewegt, wir arbeiten am neuen Weltbild“, sagt Böhm.

Bei ihren Mitarbeitern werden Geschäftsführer und Investor Droege aber noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. „Es ist viel Vertrauen verloren gegangen“, sagt Betriebsseelsorger Helmer. Und die Frau, die vor der Halle steht, wäre froh, wenn sie auch im 29. Jahr hier arbeiten könnte. Sie sagt: „Weltbild ist wie meine Familie.“

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