
BMW-Aktionäre rügen Konzernführung

Die erfolgsverwöhnten Anteilseigner haben Vorstandschef Krüger die Leviten gelesen. Sie kreiden ihm Kursverluste und Dividendenkürzung an. Über seine Zukunft muss der Aufsichtsrat demnächst entscheiden.
BMW-Chef Harald Krüger hat vor der Entscheidung über eine Verlängerung seines Vertrages ein schlechtes Zeugnis von den Aktionären bekommen. Auf der Hauptversammlung am Donnerstag hagelte es Kritik. Kartellstrafe, Gewinneinbruch, Kursverlust, Dividendenkürzung: „Von BMW kommen derzeit nur Hiobsbotschaften“, sagte Janne Werning von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Raiffeisenbanken. Die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz, Daniela Bergdolt, sagte: „Ich bin nicht zufrieden mit BMW!“ Viele Probleme seien hausgemacht, BMW habe die Zeichen der Zeit zu spät erkannt. „Sie haben sich viel zu lange auf Ihrer Position der Stärke ausgeruht“, warf Bergdolt der Konzernspitze vor. Sie erwarte von BMW eine Strategie, „die Tesla vom Tisch bläst“. Der US-Rivale gilt als Elektroautopionier. Die BMW-Aktie hat in einem Jahr 25 Prozent ihres Wertes verloren.
Der Münchner Autobauer hatte im vergangenen Jahr zwar mehr Autos verkauft als im Vorjahr, aber der Gewinn vor Steuern sank von den 10,7 Milliarden Euro des Rekordjahrs 2017 auf 9,8 Milliarden Euro und soll im laufenden Jahr unter 8,9 Milliarden Euro fallen. Die drohende Milliardenstrafe der EU wegen Technikabsprachen mit VW und Daimler ist nur ein Grund.
Im Gegensatz zu VW setzen BMW und Daimler nicht voll auf das Batterieauto, sondern auch auf Benzin-, Diesel- und Hybridautos. Das erfordert zwar höhere Investitionen. Doch technologische Offenheit sei entscheidend, um die verschiedenen Kundenwünsche bedienen zu können, sagte Krüger. „Alles auf eine Karte zu setzen, ist der falsche Weg und für den Wohlstand in Deutschland gefährlich.“ Mit zehn elektrifizierten Autos habe BMW heute das breiteste Angebot und sei Marktführer in Europa.
Daniel Bauer, Chef der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), lobte diese Strategie. Dagegen kritisierte Werning: „BMW wirkt zaghaft, kraft- und mutlos.“ Die Konkurrenz in Wolfsburg, Ingolstadt und Stuttgart drücke bei der Elektromobilität mehr aufs Tempo, BMW fahre mit angezogener Handbremse. Mit einem deutlichen Seitenhieb auf Vorstandschef Krüger sagte der Fonds-Analyst: „Daimler wandelt sich zur Holding und sorgt mit dem anstehenden Wechsel an der Konzernspitze für neue Impulse.“ Der 66-jährige Daimler-Chef Dieter Zetsche übergibt sein Amt kommende Woche an Ola Källenius.
Der 53-jährige Krüger steht seit vier Jahren an der Spitze von BMW, sein jetziger Vertrag läuft in einem Jahr aus. Über eine Verlängerung entscheidet der neue Aufsichtsrat.
Wie die anderen Autobauer kämpft auch BMW mit der weltweit schwächeren Nachfrage und neuen Zollhürden. Zugleich müssen sie enorme Summen in Elektroautos und die Umrüstung der Fabriken investieren. Dazu kommen Investitionen in selbstfahrende Autos und Mobilitätsdienste.
Bauer sagte, langfristig betrachtet schneide die BMW-Aktie besser ab als Daimler. Analyst Daniel Schwarz von der Schweizer Großbank Credit Suisse erwartet, dass BMW den Tiefpunkt der Profitabilität jetzt erreicht habe. Nächstes Jahr habe BMW die jüngste Modellpalette im Wettbewerb. Roland Losch und Marco Engemann, dpa
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