Hoffnung für Karstadt: Köln sagt Verzicht zu
Essen/Köln (dpa) - Hoffnung für Karstadt: Die Stadt Köln will wie andere Städte auf ihre Forderungen gegenüber der Warenhauskette mit ihren 25 000 Beschäftigten verzichten. Mittlerweile gibt es drei Kaufinteressenten.
Der Kölner Stadt-Kämmerer Norbert Walter-Borjans kündigte für Dienstag ein Schreiben an Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg an, in dem die Stadt auf 1,7 Millionen Euro Gewerbesteuer verzichtet. Er bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung (Dienstagausgabe). "Eine Lösung für Karstadt wird an Köln nicht scheitern, sagte Walter- Borjans am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Formell will Köln seine Entscheidung am Dienstag treffen.
Neben der Triton-Gruppe hat nun auch der Berliner Privatinvestor Nicolas Berggruen Kaufinteresse angemeldet. Berggruen-Sprecher Wolfgang Weber-Thedy sagte am Freitag, das Interesse sei groß. Berggruen wolle eine "deutsche Marke mit Kultstatus" haben und die damit verbundenen Arbeitsplätze retten. Voraussetzung für einen möglichen Kauf durch Berggruen seien Zugeständnisse der Vermieter und der Kommunen - die Arbeitnehmer sollen demnach verschont bleiben.
Als dritter möglicher Käufer wird nun auch das Immobilien- Konsortium Highstreet gehandelt, an dem die US-Investmentbank Goldman Sachs die Mehrheit der Anteile hält. Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" (BamS) will Highstreet die 120 Karstadt-Häuser vollständig übernehmen und als Konzern erhalten. Die Firma besitzt die Immobilien von 86 Karstadt-Filialen.
Insolvenzverwalter Görg sagte der Berliner Tageszeitung "B.Z.", es gebe unter den Bietern keinen Favoriten. Highstreet habe bisher noch keine Gesellschaft benannt, die als Käufer auftritt. Sie habe dafür aber noch Zeit bis zum Abgabeschluss am Freitag. Auch bei den Angeboten der Investorengruppe Triton und des Privatinvestors Nicolas Berggruen gebe es noch keinen endgültigen Stand. Mit allen werde intensiv gesprochen.
Fast alle Städte wollen mittlerweile auf ihre Forderungen gegenüber Karstadt verzichten. Der Insolvenzverwalter hatte bei allen 94 Kommunen mit Karstadt-Standorten eindringlich für einen Steuererlass geworben. Dabei geht es um eine Steuerforderung der Gemeinden von theoretisch bis zu 140 Millionen Euro.
Hintergrund ist ein außerordentlicher Ertrag in der Karstadt- Bilanz, der durch einen Forderungsverzicht der Gläubiger von bis zu zwei Milliarden Euro entstehen würde. Görg braucht die Zustimmung so vieler Kommunen, dass 98 Prozent der Steuerforderungen vom Tisch sind. Eine Weigerung von Köln mit seinen hohen Karstadt-Umsätzen würde die zwei Prozent Spielraum überschreiten, erläuterte der Sprecher des Insolvenzverwalters.
Der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) teilte am Montag mit: "Wir hatten uns zu vergewissern, dass die Sanierungspläne seriös und zukunftsfähig sind, und wir wollen einen Beitrag leisten für die Zukunft von Karstadt und den Erhalt der Arbeitsplätze."
Am Freitag läuft die Frist für Angebote zur Übernahme des insolventen Essener Konzerns ab. Unternehmenskreise bestätigen, dass ein Einstieg von Highstreet bei Karstadt ein denkbares Szenario sei. Wenn die Verhandlungen mit Triton oder Berggruen scheiterten, habe Karstadt-Vermieter Highstreet am meisten zu verlieren, weil dann Dutzende Immobilien leer stünden. Die Sprecherin von Verdi, Cornelia Haß, wies unterdessen Angaben im "BamS"-Bericht zurück, wonach es schon eine Einigung zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft und Highstreet gebe.
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