Hohe Ansteckungsgefahr in Großraumbüros
Eine Erkältung ist laut Techniker Krankenkasse der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit. In Großraumbüros ist die Ansteckungsgefahr höher als in kleinen Räumen.
Der Kollege schnieft, vom nächsten Schreibtisch tönt Husten herüber, und neben der Tastatur liegt eine Packung Taschentücher bereit: Mit den kühlen Temperaturen ist die Erkältungszeit wieder angebrochen. Gerade in Großraumbüros fürchten sich viele vor einer Ansteckung.
Dort sei die Gefahr deutlich höher als in kleineren Büros, sagt Birte Mertens, Referentin bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Je mehr Menschen aufeinandertreffen, desto größer ist die Ansteckungsgefahr.“
Wirtschaftsfaktor: Erkältungskrankheiten
Erkältungskrankheiten sind nicht nur unangenehm für die Betroffenen, sie sind auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Nach dem bayerischen Gesundheitsreport 2013 der Techniker Krankenkasse sind die Atemwegserkrankungen – zu diesen zählen Erkältungskrankheiten, aber auch die klassische Grippe – der häufigste Grund für eine Arbeitsunfähigkeit.
Die Atemwegserkrankungen dauern aber in der Regel weniger lang als andere. Das bestätigt auch der Dachverband der Betriebskrankenkassen. Die Pflichtversicherten der Betriebskrankenkassen waren 2012 im Durchschnitt 16,4 Tage krankgeschrieben, häufig wegen Atemwegserkrankungen – allerdings durchschnittlich nur rund eine Woche lang. Psychisch Erkrankte waren dagegen durchschnittlich rund 37 Tage arbeitsunfähig.
Auch wenn Erkältungskrankheiten meist in kurzer Zeit überstanden sind, besonders in Großraumbüros können sie sich fatal auswirken, weil sie sich schnell verbreiten. Dr. Martina Hamacher, Betriebsärztin bei der Stadt Augsburg, sagt, dass schon einfache Tipps helfen, die Ansteckungsgefahr deutlich zu senken:
Tipps: Hände weg vom Gesicht und Stoßlüften
Regelmäßiges Stoßlüften in den Büroräumen gehört nach Meinung der Ärztin dazu: „Viele Keime werden durch die Luft übertragen, da lässt sich ein Teil einfach herauslüften“, erklärt sie. Schwieriger wird es beim Händeschütteln. Letzteres lässt sich in Erkältungszeiten nicht immer vermeiden.
Um dennoch eine Ansteckung zu vermeiden, sollte man sich angewöhnen, die Hände vom Gesicht fernzuhalten. „Keime können über die Haut nicht eindringen, aber wenn sie an die Schleimhäute von Nase, Augen oder Mund kommen, sind sie schnell im Körper“, sagt Birte Mertens von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Auch regelmäßiges Händewaschen mit Seife helfe, dabei solle man sich Zeit nehmen, jede Stelle der Hand zu erwischen. Trotzdem, sagt Betriebsärztin Hamacher, solle man die Hände nicht übertrieben oft waschen: „Dann trocknet die Haut aus, reißt auf, und Keime dringen ein.“
Lieber daheim auskurieren als andere anstecken
Wer schon krank ist, sollte sich auf jeden Fall daheim auskurieren und so die Kollegen schützen. Dass das besonders bei Husten und Schnupfen im Alltag nicht immer klappt, weiß Mertens. Sie rät, sich bei ersten Anzeichen für eine Erkrankung zumindest zu schonen und zu versuchen, Stress zu vermeiden. Bei fiebrigen Erkältungen sollte man allerdings auf jeden Fall daheimbleiben, raten alle Experten.
Hat sich der kranke Kollege doch ins Büro geschleppt, versuchen manche, den Keimen mit Desinfektionsmitteln beizukommen. Zu flächendeckender Desinfektion rät Expertin Mertens nicht: „Die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen, ist sehr hoch.“
Für unterschiedliche Keime brauche man das passende Desinfektionsmittel, die richtige Menge und Einwirkzeit. Zudem benutze man Tastatur und Telefon meist alleine. Sinnvoller findet Hamacher es daher, ab und zu die Türklinken zu desinfizieren. Man solle aber nicht übertrieben reagieren: „Wer sein Immunsystem zu sehr in Watte packt, sorgt dafür, dass es unter Umständen weniger wach ist.“
Grippe-Impfung für Risiko-Gruppen
Während ein grippaler Infekt oft in wenigen Tagen auskuriert ist, trifft es diejenigen besonders, die eine echte Grippe erwischt haben. Zur Vorsorge gehöre zumindest bei Risikogruppen – chronisch Kranken, Menschen über 60 Jahre und Schwangeren – daher eine Grippe-Impfung, sagt Mertens. „Wenn man dazugehört, sollte man das auf jeden Fall mal mit dem Arzt absprechen.“
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