Hohe Kosten, karge Renditen: Wenn Riester sich nicht mehr rechnet
Hohe Kosten und karge Renditen: So wichtig die private Vorsorge ist, so unattraktiv ist sie im Moment auch. Schweden hingegen zeigt mit einer Zusatzrente, dass es auch anders geht.
Die kluge Frau baut vor, dachte sich Maria M. – und schloss Ende 2005 einen Riester-Vertrag ab. Heute fragt sie sich, ob das wirklich eine kluge Entscheidung war. Mit einer Rendite von durchschnittlich 1,8 Prozent per anno haben sich ihre Riester-Fonds deutlich schlechter entwickelt als der Markt. Hätte Maria M. ihr Geld selbst angelegt und in einen Fonds mit deutschen Aktien gesteckt, hätte sie pro Jahr mehr als sechs Prozent erwirtschaftet.
Riester-Sparer sind enttäuscht über die Renditen
Hohe Kosten, karge Renditen, stark reglementierte Verträge: Die Riester-Rente ist ins Gerede gekommen. Mittlerweile sorgen zwar 16 Millionen Menschen mit staatlich geförderten Sparplänen, mit Aktien- oder Rentenfonds, einer Rentenversicherung oder dem Wohn-Riester fürs Alter vor – in den meisten Fällen aber wird das die Einbußen bei der gesetzlichen Rente nicht wettmachen.
Verbraucherschützer prophezeien bereits, dass viele Verträge in den ersten Jahren im Minus bleiben werden, weil die niedrigen Zinsen nicht ausreichen, um Abschlusskosten und laufende Gebühren zu decken. Um ihre Bilanzen etwas aufzuhübschen, rechnen Fondsgesellschaften und Versicherungen sogar die Prämien von bis zu 300 Euro pro Kind und Jahr mit in ihre Renditen ein, obwohl sie dieses Geld nicht erwirtschaften, sondern vom Staat überwiesen bekommen.
Warum immer mehr Rentner Steuern zahlen müssen
So weitsichtig es vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem Sozialminister Walter Riester war, das System der gesetzlichen Rente um eine kapitalgedeckte private Zusatzvorsorge zu ergänzen und diese mit hohen Zuschüssen zu fördern, so enttäuscht sind viele Riester-Sparer inzwischen über die Summen, die sie bisher angespart haben – ein Effekt, der sich nicht alleine mit der Zinsfalle erklären lässt, in die viele Versicherer nach der Finanzkrise getappt sind.
Häufig bieten die Berater einer Bank ihren Kunden auch nicht die Fonds oder Policen mit der besten Wertentwicklung an, sondern die von Assekuranzen und Fondsgesellschaften aus dem eigenen Konzern. Besonders günstige Alternativen wie die Exchange Traded Funds, das sind einfach zu verwaltende Abbilder eines Aktienindexes, haben viel Anbieter erst gar nicht im Angebot – weil die Banken daran nichts verdienen.
Schweden hat ein fortschrittliches Renten-Modell
Niedrigere Kosten, höhere Renditen, mehr Flexibilität für die Kunden: 13 Jahre nach ihrer Einführung ist die Zeit reif für eine Generalinventur der Riester-Rente. Wenn nur jeder zweite Berechtigte überhaupt einen Vertrag abschließt und dieser auch nach Jahrzehnten nicht viel mehr einbringt als das eingezahlte Kapital, wird die private Vorsorge ihr wichtigstes Ziel verfehlen: Altersarmut zu vermeiden. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Schweden, wo jeder Beschäftigte 2,5 Prozent seines versicherungspflichtigen Einkommens in eine Zusatzrente stecken muss.
Von den Anbietern verlangt der Staat dabei nicht nur absolute Transparenz, ihr Vertrieb ist auch nicht so provisionsgetrieben wie in Deutschland, weil in Schweden die Rentenkasse die Beiträge einsammelt und direkt an etwa 800 zugelassene Fonds überweist – und wer sich nicht entscheiden kann oder will, steckt sein Geld einfach in einen staatlichen Vorsorgefonds. Das klingt zwar ein wenig nach Planwirtschaft, diese Planwirtschaft aber ist dem deutschen Modell ausnahmsweise überlegen.
Ja, die Zahl der Riester-Verträge ist im vergangenen Jahr um knapp 300000 gestiegen. Brisanter jedoch ist eine andere Zahl. Fast ein Fünftel der 16 Millionen Verträge ruht inzwischen. Das heißt: Mehr als drei Millionen Sparer haben entweder gerade einen finanziellen Engpass oder das Vertrauen in die Riester-Rente ganz verloren – und zahlen nicht mehr ein.
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