Ikea und Co.: Ein Nachruf auf Kataloge, die ihren alten Hochglanz verloren haben
Es hat sich ausgeblättert: Ikea stellt den gedruckten Katalog ein. Der schwedische Möbelriese ist nicht das erste Unternehmen, das so handelt.
Nachschlagewerke haben ausgedient. Wer googelt, blättert nicht mehr. Mit dem Telefonbuch fing es an. Einst lag es selbstverständlich in deutschen Haushalten. Allzeit griffbereit neben dem Wählscheibengerät, das wir uns von der Bundespost geborgt hatten. Alle waren drin, feinsäuberlich und alphabetisch. Was das amtliche Fernsprechbuch nicht wusste, konnte der Große Brockhaus im Wohnzimmerregal beantworten. Wissen wurde in Metern gemessen. Heute weiß man nichts mehr selber, man hat ja ein Smartphone. Die nächsten Opfer hießen Quelle und Otto. Einst lückenlose Hochglanz-Verzeichnisse für Dinge aller Art – von A wie Aktenordner bis Z wie Zollstock – setzten die Wälzer irgendwann Staub an. Die Einkaufs-Enzyklopädien wurden nicht mehr gebraucht.
Ikea stellt den gedruckten Katalog ein
Und nun zieht auch noch Ikea neue Seiten auf. Oder besser gesagt: Keine Seiten mehr. Generationen hatten sich im Katalog der schwedischen Möbelmacher über putzige Produktnamen amüsiert. Was vor 70 Jahren mit ein paar zusammengehefteten Blättern begann, wurde zum „möblierten Roman“, wie Hellmuth Karasek den Katalog einmal nannte.
Als der legendäre Literaturkritiker selbigen einst für einen Werbespot rezensierte, konnte er sich ein paar launige Spitzen zwar nicht verkneifen („Erzählt viel, aber es ist vollgemüllt mit Gegenständen.“), ging aber weit pfleglicher mit dem Werk um als Kollege Marcel Reich-Ranicki mit manch tatsächlicher Literatur („Dieses Buch ist Schrott!“).
Zeitweise wurde der Ikea-Katalog 200 Millionen Mal ausgegeben
In seinen besten Tagen erreichte das gebundene Sammelsurium aus Skandinavien beinahe Telefonbuch-Status und eine verschenkte Auflage von mehr als 200 Millionen Stück. Künftig gibt es Billy, Grönlid und Strandmon nur noch digital. Schlag nach bei Brockhaus.
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