IG-Metall-Chef verlangt deutlich massivere Staatsausgaben für Klimaschutz
Exklusiv Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, kritisiert die Investitionen der Bundesregierung zum Klimaschutz als unzureichend. Zugleich warnt er vor dem Verlust tausender Arbeitsplätze.
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hat die von der Bundesregierung geplanten Investitionen für den Klimaschutz als unzureichend kritisiert und warnt vor dem Verlust von tausenden Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie. „Wann, wenn nicht jetzt, muss diese Politik der Schwarzen Null aufgegeben werden“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende unserer Redaktion. „Wenn im Jahr 2030 sieben bis zehn Millionen E-Autos in Deutschland fahren sollen, müssen Ladesäulen und Energiespeicher in großer Menge gebaut werden“, betonte Hofmann.
Ebenso brauche es mehr Subventionen für Kaufanreize. Dies müsse schnell passieren, da sonst Deutschland Milliarden-Strafzahlungen an die EU drohten, die besser jetzt investiert würden. Dank der Niedrigzinspolitik sei es günstig, sich für den Klimaschutz zu verschulden, betonte er. „Wir sind zum Erfolg verdammt für eine soziale und ökologische Wende“, betonte der Gewerkschafter. „Wer, wenn nicht Deutschland und seine innovative Industrie und qualifizierten Beschäftigten, ist in der Lage, den Klimawandel ohne einen Verlust an Wachstum und Beschäftigung hinzubekommen“, fügte er hinzu. Wenn Deutschland es nicht schaffe Klimaschutz, Beschäftigung und soziale Gerechtigkeit zu vereinbaren, „wird sich das negativ auf das Klimaengagement anderer Länder auswirken“, betonte Hofmann. „Dann wird das globale Klimaschutzziel nicht erreichbar sein.“
IG-Metall-Chef: „Ärgere mich grenzenlos über manche Konzerne“
Der IG-Metall-Chef nannte den Druck auf die Autobranche, den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotten deutlich zu verringern, den richtigen Weg: „Alle früheren Versuche, die Branche mit freiwilligen Verpflichtungen zur CO2-Reduzierung zu bewegen, sind gescheitert“, betonte er. „Die Autohersteller können das schaffen. Sie haben und werden ausreichend attraktive E-Fahrzeuge auf den Markt bringen.“ Dazu müsse nicht nur das Ladenetz massiv ausgebaut werden. „Kostengünstige E-Mobilität gibt es nur dann, wenn wir in Europa in der Lage sind, alle Teile eines Elektroautos zu fertigen, also auch die Batterien“, betonte er. „Auf alle Fälle darf die Industrie den Wandel nicht nutzen, um sich vom Standort Deutschland zu verabschieden und zum Beispiel Komponenten für Elektroautos in Osteuropa zu bauen“, fügte er hinzu. Andernfalls stünden bis zu 150.000 Jobs auf der Kippe.
Der Gewerkschaftsvorsitzende warnte die Industrie davor, die Klimaschutzpolitik und die abflauende Konjunktur als Vorwand für Stellenabbau zu missbrauchen. „Was mich grenzenlos ärgert, ist die Politik mancher Konzerne, jetzt auf Entlassungen und Standortverlagerungen zu setzen“, betonte Hofmann. „Sie nutzen die konjunkturelle Delle, um strukturelle Probleme durch die Transformation in der Branche zu lösen“, betonte er. „Kaum bläst den Unternehmen der Wind mal etwas ins Gesicht und der Rückenwind der vergangenen Jahre bleibt aus, greifen sie auf solche Methoden zurück“, fügte er hinzu. „Diese Arbeitgeber wollen ihre hohen Renditen um jeden Preis halten, an die sie sich offensichtlich zu sehr gewöhnt haben.“
Es sei zu früh, heute von einer Rezession zu sprechen, die den Arbeitsmarkt nach unten ziehen würde, betonte der Gewerkschafter. „Wir haben neun Jahre einer ständigen Aufwärtsentwicklung hinter uns, jetzt kommt die Konjunktur ins Stottern.“ Er warne davor, zu pessimistisch zu sein, aber Deutschland müsse sich auch auf einen Abschwung vorbereiten. „Dabei steht die Stabilität der Beschäftigung statt Entlassungen im Vordergrund, etwa durch Nutzung der Kurzarbeit“, betonte er.
Hier finden Sie das komplette Interview: IG-Metall-Chef: „Mich ärgert die Politik mancher Konzerne“
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