Kampa vor dem Aus - 750 Menschen werden entlassen
Minden (dpa) - Schock für Bauherren: Der insolvente Fertighausbauer Kampa ist nicht mehr zu retten. Nach ergebnislosen Gesprächen mit 69 möglichen Investoren werde unverzüglich die Entlassung der Mitarbeiter eingeleitet, teilte Insolvenzverwalter Werner Schreiber am Mittwoch mit.
Zuletzt hatte Kampa rund 750 Beschäftigte. Der Insolvenzverwalter werde versuchen, für die Standorte und Werke der Kampa-Gruppe aus Minden "auch Einzellösungen zu finden". Wo dies nicht gelingt, sollten Immobilien, Musterhäuser, Maschinenpark und Markenrechte einzeln abgestoßen werden. Für Bauherren könnte dies nach Einschätzung von Verbraucherschützern schlimme Folgen haben.
Nach Einschätzung einer Sprecherin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes in Berlin sind die Bauherren rechtlich kaum geschützt. Ohne das nötige Fachwissen seien sie vom Bauträger abhängig, sagte sie am Donnerstag. Arne Schültge von der Verbraucherzentrale Bremen bestätigte, Bauherren sähen daher oftmals bereits gezahltes Geld nicht wieder. "Mit dem Insolvenzverfahren fallen zudem die Gewährleistungsansprüche weg", sagte der Rechtsanwalt. Zudem bestehe die Gefahr, dass der Hausbau nicht beendet wird. Dies könne auch im Zusammenhang mit dem Kampa-Aus gelten.
Die Kampa AG, nach eigenen Angaben Europas führender Fertighausbauer, hatte Mitte März einen Insolvenzantrag gestellt. Danach hatte es Gespräche mit Interessenten gegeben. Zuletzt hatte der Verwalter auf einen deutsch-schweizerischen Kandidaten gesetzt. Dieser war als Einziger bereit, 450 Arbeitsplätze zu erhalten. Jedoch seien die nötigen finanziellen Zusagen zur Auffanggesellschaft, zum Kaufpreis und den Investitionen ausgeblieben. Die Finanzierungszusage einer schweizerischen Großbank habe sich "als nicht belastbar herausgestellt".
Der Großaktionär der Kampa AG, die Investmentgesellschaft Triton, hatte nach Schreibers Angaben Gespräche zu einer Übernahme in Aussicht gestellt, um ein endgültiges Auseinanderbrechen der Kampa- Gruppe zu verhindern. "In den vergangenen Tagen wurden daher umfangreiche Verhandlungen mit Triton geführt."
Am Mittwoch habe Triton jedoch mitgeteilt, über eine Übernahme könne noch nicht entschieden werden. "Der Insolvenzverwalter ist daher aus insolvenzrechtlichen und arbeitsrechtlichen Gründen gezwungen, unverzüglich die Freistellung der Mitarbeiter der Kampa-Gruppe einzuleiten." Kampa hat bundesweit acht Standorte.
Der Fertighausbauer mit fast 110 Jahren Firmentradition hatte im vergangenen Jahr nach Schätzungen einen Gesamtverlust zwischen 28,5 und 29,5 Millionen Euro gemacht. Im ersten Quartal des laufenden Jahres musste der Konzern einen deutlichen Rückgang der Zahl fertiggestellter Häuser auf nur noch 99 hinnehmen. Im ersten Quartal 2008 waren es noch 132. Zudem verzeichnete das Unternehmen einen drastischen Rückgang der Aufträge: Dort gab es einen Einbruch auf 688 (2008: 971) Häuser mit einem Volumen von 136 (2008: 162) Millionen Euro.
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