Klage gegen Ex-Arcandor-Chef Middelhoff eingereicht
Essen (dpa)- Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg verlangt vom ehemaligen Chef der Karstadt-Mutter Arcandor Thomas Middelhoff und weiteren Managern 175 Millionen Euro Schadenersatz. Eine entsprechende Klage sei beim Essener Landgericht eingereicht worden.
Das bestätigte ein Gerichtssprecher am Mittwoch. Insgesamt seien zwölf Umzugskartons mit Akten zum Gericht gebracht worden, berichtete der Sprecher des Insolvenzverwalters Thomas Schulz.
Hintergrund der Klage ist nach Angaben von Schulz im Wesentlichen der Verkauf von fünf Warenhäusern. Der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass die Häuser von dem damaligen Chef des KarstadtQuelle- Konzerns (später Arcandor), Wolfgang Urban, an den Oppenheim-Esch- Fonds deutlich unter dem Marktwert verkauft und zu überhöhten Konditionen wieder zurückgemietet wurden. Middelhoff ist zusammen mit seiner Frau an dem Fonds beteiligt.
Der Karstadt-Insolvenzverwalter wirft nun Middelhoff unter anderem vor, mögliche Schadenersatzansprüche aus dem für das Unternehmen nachteiligen Geschäft nicht geltend gemacht zu haben.
Hintergrund der aktuellen Schadenersatzklage seien auch mögliche Verjährungsfristen, die man einhalten wolle, sagte Schulz. Deshalb habe man das Ergebnis der strafrechtlichen Ermittlungen gegen Middelhoff und weitere Beteiligte auch nicht abwarten können. Die Staatsanwaltschaft hatte ihre Ermittlungen bereits im Juli 2009 eingeleitet. Middelhoff hat den Vorwurf der Untreue bereits zurückgewiesen.
Anklage sei bislang noch nicht erhoben worden, sagte der Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft Bernd Bienioßek am Mittwoch. Das Verfahren ist äußerst umfangreich. Ein Ende sei noch nicht absehbar.
Bei dem seit vier Wochen andauernden Streit um die Karstadt- Mietverträge wollen nun der Investor Berggruen und die Essener Valovis-Bank gemeinsam nach einer Lösung suchen. Das bestätigte ein Berggruen-Sprecher am Mittwoch. Entsprechend hatten "Financial Times Deutschland" und "Handelsblatt" (Mittwoch-Ausgaben) berichtet.
Die zu den Hauptgläubigern des Karstadt-Vermieters Highstreet zählende Valovis-Bank (früher KarstadtQuelle-Bank) hatte einer Einigung mit Berggruen bislang nicht zugestimmt. Als Sicherheit für Kredite von 850 Millionen Euro dienen der Essener Bank 32 Warenhäuser und vier Sporthäuser. Berggruen hatte den Kaufvertrag für Karstadt Anfang Juni unterzeichnet, ohne dass zuvor eine Einigung mit den Vermietern über die von ihm geforderten Mietsenkungen erfolgt wäre.
Ohne die Zustimmung aller Highstreet-Gläubiger ist eine Einigung mit Berggruen jedoch nicht möglich. Der kompliziert strukturierten Immobilienfonds besitzt insgesamt 86 der 120 Karstadt-Warenhäuser. Die Übernahme der Warenhäuser von dem damaligen Arcandor-Konzern war mit Krediten von insgesamt rund 3,3 Milliarden Euro finanziert worden.
Zu einem weiteren Gläubigertreffen hatte Highstreet in dieser Woche für den 28. Juli in London eingeladen. Bei dem Treffen könnten die Gläubiger grünes Licht für eine Einigung mit Berggruen geben, falls eine solche Vereinbarung bis dahin vorliegt. Da eine vorherige Zustimmung aller Highstreet-Gläubiger für eine abschließende Einigung notwendig ist, möchte Berggruen den bislang noch im Kaufvertrag mit Görg vorgesehenen Einigungstermin bis zum 15. Juli auf den 30 Juli verschieben.
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