Kleine Cent-Münzen abschaffen? Es herrscht Uneinigkeit
Verbaucherschützer fordern eine genaue Prüfung, der Bundesbank-Präsident ist dagegen: Um die Frage nach der Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen ist eine Diskussion entbrannt.
Das Portemonnaie voller Kupfermünzen - dieses Problem könnte bald der Vergangenheit angehören, wenn die Brüsseler Pläne zur Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen wahr werden. Fachleute haben aber noch einige Fragen, Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist dagegen.
Kupfermünzen abschaffen? Bauchgefühl allein reicht nicht
Vor einer möglichen Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen fordern Verbraucherschützer, die Folgen für die Bürger zu untersuchen. "Bevor es zu Entscheidungen kommt, müssten die wirtschaftlichen Auswirkungen etwa auf die Preisentwicklung und der Nutzen für die Verbraucher genauer untersucht werden", sagte der Finanzexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Frank-Christian Pauli, der Nachrichtenagentur dpa. "Es bedarf mehr als eines Bauchgefühls, um entscheiden zu können, ob man diese Münzen abschaffen kann und welche Spielregeln dafür gelten müssten."
Die EU-Kommission stellt die kleinsten Münzeinheiten im Euro-Währungsraum auf den Prüfstand. Hintergrund: Die Herstellung der Kupfermünzen ist wegen der hohen Rohstoffpreise für die Staaten ein Verlustgeschäft.
Kleine Cent-Münzen abschaffen? Contra: Preiserhöhungen
Für ein endgültiges Urteil ist es nach Ansicht des Experten noch zu früh: "In der Diskussion gibt es sowohl Pro als auch Contra: Gegen eine Abschaffung spricht, dass sie eine verdeckte Preiserhöhung zur Folge haben könnte, weil Preise aufgerundet werden", so Pauli. Dafür könnte aus seiner Sicht hingegen angeführt werden, "dass man weniger Kleinstmünzen als Wechselgeld im Portemonnaie sammelt und dass es eine Abkehr von den x,99-Euro-Preisen geben würde". Diese legten nahe, dass eine Ware unter einer bestimmten Preisgrenze liege.
"Einige andere EU-Länder zeigen, dass es auch ohne Kleinstmünzen gehen kann, haben in ihren Währungen schon kleinere Münzwerte abgeschafft oder wie Finnland besagte Ein- und Zwei-Cent-Münzen gar nicht erst richtig in den Umlauf gebracht", erläuterte Pauli.
Kupfermünzen abschaffen - Produktion zu teuer
Denn die Produktion ist nach Angaben der EU-Kommission teurer als der Nennwert der Münzen. Seit der Einführung des Euro-Bargeldes im Jahr 2002 belaufe sich diese Differenz auf rund 1,4 Milliarden Euro, heißt es von der Brüsseler Behörde. Vier mögliche Szenarien seien denkbar - von einer Beibehaltung der derzeitigen Stückelung bis hin zur Abschaffung der Münzen, schrieb die Kommission in einem am vergangenen Dienstag veröffentlichten Bericht. Als Alternative könnte man die Produktion der Münzen verbilligen - indem etwa die materielle Zusammensetzung der Cent-Stücke geändert wird - oder die Produktion langsam ausklingen lassen.
Nun werde man mit den Mitgliedsstaaten und Interessenvertretern über die Münzfrage diskutieren. Eine Frist nannte EU-Währungskommissar Olli Rehn nicht. Über eine mögliche Abschaffung müssen letztlich die EU-Regierungen entscheiden. Bislang galt ein solcher Schritt als unwahrscheinlich.
Bundesbank-Präsident gegen Abschaffung von kleinen Cent-Münzen
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich gegen Brüsseler Pläne ausgesprochen. "In der deutschen Bevölkerung besteht der Wunsch, an den Kleinmünzen festzuhalten. Ich persönlich kann mich dem nur anschließen", sagte Weidmann der Bild am Sonntag. Grundsätzlich liege die Entscheidung auch nicht bei den Notenbanken, sondern bei den europäischen Finanzministern.
Weidmann sieht auch keine Notwendigkeit, Ein- oder Zwei-Euro-Scheine einzuführen. Die neue Euro-Banknoten-Serie umfasse solche Scheine nicht, sagte er der "Bild am Sonntag" weiter und fügte hinzu: "Ich glaube auch nicht, dass die Menschen solche Scheine haben möchten."
Nicht alle Automaten nehmen die neue Fünf-Euro-Scheine
Jüngst war ein Fünf-Euro-Schein mit neuen Sicherheitsmerkmalen im Euroraum eingeführt worden, der aber an manchen Automaten nicht angenommen wurde. Die Verantwortung dafür sieht Deutschlands oberster Notenbanker bei den Herstellern und Gerätebetreibern: "Wir haben ihnen rechtzeitig die Gelegenheit gegeben, ihre Geräte zu testen." Er ist nach eigenen Worten aber zuversichtlich, dass die Umstellung bald abgeschlossen sein wird. dpa
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