Bahnkrimi um Go-Ahead: Globalisierung darf nicht eingleisig sein
In einer international arbeitsteiligen Welt sollte es der Normalfall sein, dass ein russischer Bieter Züge in Bayern wartet.
In der Welt der globalisierten Wirtschaft klemmt es manchmal vernehmlich – und dazu bedarf es nicht einmal eines kalten Handelskriegers wie dem einstigen US-Präsidenten Trump. Gelegentlich spielen auch in hiesigen Breiten Management, Gewerkschaft, ja Politik die nationale Karte aus. Bundeswirtschaftsminister Altmaier fordert immer wieder, gerade was China betrifft, ein „Level Playing Field“ ein, also gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle.
Der Fall Kuka darf keine Einbahnstraße sein: Auch für deutsche Firmen muss es ohne große Restriktionen möglich sein, Betriebe in China voll zu übernehmen. Ähnliche Spielregeln sollten auch für Russland gelten. Weil etwa europäische Bahn-Hersteller auf dem dortigen Markt gute Geschäfte machen, müssen sie damit leben, dass russische Rivalen den Globalisierungs-Spieß umdrehen und in Deutschland Aufträge ergattern wollen. Das ist nichts anrüchiges, sondern der Normalfall in einer globalisierten Wirtschaftswelt, von der Deutschland überdurchschnittlich profitiert.
Schweizer Konzern erwies sich als schlechter Verlierer
Insofern war es erstaunlich, dass sich der Schweizer Stadler-Konzern als schlechter Verlierer erwies, nachdem er einen Wartungsauftrag für eigene Züge an einen russischen Konkurrenten verloren hat. So eine Niederlage sollte Ansporn sein, beim nächsten Großauftrag die Russen mit besseren Konditionen auszustechen.
Den Menschen, die mit den vom Schweizer Konzern stammenden und von Beschäftigten einer Tochter des russischen Bahn-Konzerns gewarteten Zügen in Bayern fahren, mögen all die nationalen Eifersüchteleien egal sein. Sie wollen sicher und pünktlich ankommen. Sie reiben sich derzeit nicht an den Bahn-Russen, sondern an Claus Weselsky.
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