Vor vier Jahren gründeten Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände und die Länder eine Allianz zur Ausbildung. Doch die hat bislang fast nichts gebracht.
Im Dezember 2014 wurde von der Regierung gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit sowie Vertretern der Wirtschaft, der Gewerkschaften und der Länder die „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ beschlossen. Sie sollte Jugendliche für die duale Ausbildung begeistern und den Fachkräftebedarf sichern. Gut viereinhalb Jahre später darf mit Fug und Recht festgestellt werden, dass die Mission gescheitert ist.
Bildungsministerin Anja Karliczek und Wirtschaftsminister Peter Altmaier stellten am Montag in Berlin zwar mit einigem öffentlichen Tamtam die sogenannte Neuauflage der Allianz vor. Es war dies aber nur wenig mehr als der Versuch, den angeschlagenen Ruf der beiden Ministerien zu polieren.
"Allianz für Aus- und Weiterbildung": Fachkräftemangel nimmt zu
Der Rückblick auf die letzten Jahre der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ zeigt, dass sich Gewerkschaften, Kammern und Betriebe voll reingehängt und den Pakt mit Leben erfüllt haben. Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze stieg – übrigens auch wegen der höheren Beteiligung von Flüchtlingen. Manchem Jugendlichen wurde der Weg in ein erfolgreiches Berufsleben geebnet, beispielsweise mit der Einstiegsqualifizierung.
Der Rückblick auf die letzten Jahre zeigt aber auch, dass sich der Fachkräftemangel erheblich verschärft hat. Auch der Zusammenschluss konnte nicht die erhoffte Linderung bringen – was nicht an den Partnern liegt.
Die Schulbildung benötigt eine Reform
Die Bundesregierung hat es vielmehr versäumt, die entscheidende Stufe vor der Ausbildung zu reformieren: die schulische Bildung. Die Schulen entlassen junge Menschen, die teilweise nicht ausbildungsfähig sind, wie die Betriebe beklagen. Es mangelt an grundlegenden Grammatik- und Mathematikkenntnissen. Weil einfache Höflichkeitsregeln nicht bekannt sind, werden im Land schon einwöchige Benimmkurse für junge Azubis angeboten. Natürlich gibt es viele Ausnahmen, doch in der Masse reicht es offenbar nicht.
Bundesregierung und Landesregierungen müssen dringend mehr für die Schulen tun. Es braucht mehr Lehrerinnen und Lehrer, eine bessere Ausstattung, um die Schüler individueller und besser betreuen zu können. Bildungsministerin Karliczek hat dazu mit dem Digitalpakt Schule schon Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die müssten jetzt aber auch schnell umgesetzt werden. Die Republik darf sich nicht daran gewöhnen, dass Quereinsteiger den Mangel beheben können. Außerdem muss es nicht immer der Blick nach vorne sein. Eine Rückbesinnung auf alte Tugenden kann nicht schaden. Auch im Zeitalter der Digitalisierung gilt: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
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"Bundesregierung und Landesregierungen müssen dringend mehr für die Schulen tun. Es braucht mehr Lehrerinnen und Lehrer, eine bessere Ausstattung, um die Schüler individueller und besser betreuen zu können."
Dazu sollten erst einmal dieser deutsche schulpolitische Fleckerlteppich beseitigt und der Wasserkopf von Beamten in den 16 Kultusministerien einer sinnvollen Aufgabe zugeführt werden - z. B. soweit qualifiziert an Grund-, Haupt-, Gesamtschulen und Gymnasien unterrichten.