
Rücktritt von Rüdiger Grube: Bahn-Chef machte viele Fehler


Bahn-Chef Rüdiger Grube hat überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Er hatte in seinem Amt Ruhe ins das Unternehmen gebracht - leistete sich aber auch viele Fehler.
Als Kanzler machte Schröder auf ungewöhnliche Weise Mehdorn das Amt des Bahn-Chefs schmackhaft. Es sei nach seiner Tätigkeit der „zweitverrückteste Job“ der Republik. Mehdorn biss an. Bahn-Chef wurde zu seinem Vornamen. Doch der unruhige Geist scheiterte an der Komplexität des Berufs. Mittendrin zwischen den Wünschen der Fahrgäste, des Personals, knallharter Gewerkschafter und des Bundes als Anteilseigner wird ein Bahn-Chef zerrieben.
Bahn-Chef Grube tritt zurück: Fernbusse lange unterschätzt
Diesem Schicksal konnte sich Mehdorns Nachfolger Grube nur phasenweise entziehen. Der 65-Jährige brachte mehr Ruhe in den Riesen, musste jedoch immer wieder Prügel einstecken, zum Teil berechtigt. Denn dass es so lange gedauert hat, bis auch ICE-Kunden in der zweiten Klasse eine kostenlose, stabile WLAN-Verbindung haben, spricht nicht für Grube.
Auch hat er die Konkurrenz durch Fernbusanbieter zu lange unterschätzt. Die Antwort in Form günstigerer Tickers hatte Verspätung. Selbst wenn die Zahlen der Bahn wieder besser sind, wird die Amtszeit Grubes nicht als Erfolgs-Ära in Erinnerung bleiben. So erklärt sich, dass der Aufsichtsrat nur bereit war, dem Manager einen zweijährigen, statt des gewünschten dreijährigen Vertrages zu geben.
Grube-Rücktritt: Bahn benötigt Neuanfang
Jetzt braucht die Bahn einen Neuanfang, am besten mit einem Chef, der die Branche lange kennt. Dieses Kriterium erfüllt CDU-Mann Pofalla nicht. Er sitzt zwar im Bahnvorstand. Der Ex-Politiker muss aber noch unter Beweis stellen, dass er einen echten Mehrwert für das Unternehmen darstellt und nicht nur von der Politik mit dem lukrativen Amt versorgt wurde.
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Grube war schwer in Ordnung. Er hat mich nach einer Beschwerde sogar mal selbst angerufen (das hat er offensichtlich zur Kundenpflege häufiger gemacht). Er hat viel bei Pünktlichkeit getan. Im letzten halben Jahr sind zumindest meine Verspätungen im Fernverkehr viel weniger geworden. Ich teile nicht die Einschätzung, dass WLAN ein Fehler war. Im Gegenteil: Wenn man auf Bahnfarten seine Ruhe haben will, sind "Netzaktivisten" eine störende Plage. Das einzige, was ich ihm bzw. der Bahn ankreide, ist das Verscherbeln von Tickets zum Billigpreis (wohl als Antwort auf die erwähnten Fernbusse). Als Vollzahler können einem die "Billigtouristen" (gerne mal mit einem Kasten Bier dabei) gewaltig auf die Nerven gehen. Man müßte eine dritte Klasse einführen.