Krebsrisiken verschwiegen: US-Pharmakonzern zu Milliardenstrafe verurteilt
Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson ist zu einer Milliardenstrafe verurteilt worden. Bestimmte Körperpflegeprodukte sollen Krebs verursacht haben.
Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson soll wegen Verschweigens gesundheitlicher Gefahren 4,69 Milliarden Dollar (rund vier Milliarden Euro) zahlen. Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Missouri sah es als erwiesen an, dass 22 Frauen nach jahrzehntelanger Benutzung von Körperpuder, das den pharmazeutischen Hilfsstoff Talkum enthält, an Eierstockkrebs erkrankten. Johnson & Johnson (J&J) habe nicht vor den Krebsrisiken des Produkts gewarnt. Der Konzern kündigte Berufung an.
US-Pharmakonzern soll Krebsrisiken vertuscht haben
In dem Prozess in St. Louis in Missouri traten die krebskranken Frauen und ihre Familien als Klägerinnen auf. Der Anwalt einer der Frauen, Mark Lanier, sagte, die Jury aus sechs Frauen und sechs Männern habe ihre Entscheidung nach einem sechswöchigen Prozess und achtstündigen Beratungen gefällt. Die Summe, die J&J zahlen soll, setze sich zusammen aus 550 Millionen Dollar Entschädigung und rund 4,1 Milliarden Dollar Strafe.
Johnson & Johnson habe "mehr als 40 Jahre lang vertuscht", das krebserregendes Asbest in Talkum enthalten sei, sagte der Anwalt. "Wir hoffen, dass der Verwaltungsrat von Johnson & Johnson aufmerkt und dass er künftig die medizinische Zunft und die Öffentlichkeit besser über den Zusammenhang zwischen Asbest in Talkum und Eierstockkrebs informiert." Das Talkum müsse vom Markt verschwinden.
Johnson & Johnson: Talkum enthält kein Asbest
Wegen des Vorwurfs wurden tausende Klagen gegen Johnson & Johnson eingereicht. In einem Fall in Kalifornien verpflichtete ebenfalls eine Jury im Sommer 2017 den Konzern zur Zahlung von 417 Millionen Dollar an eine krebskranke Frau. Ein Berufungsgericht in Los Angeles kassierte den Spruch im Oktober und urteilte, die Argumente der Klägerin seien ungenügend und vage.
Johnson & Johnson erklärte am Donnerstag, der Konzern sei von der Entscheidung der Jury "tief enttäuscht". Der Prozess sei "unfair" gewesen. Die Anwälte hätten eine Gruppe von 22 Frauen zusammengestellt, die zum größten Teil keinerlei Verbindung zu Missouri hätten und die alle behaupteten, sie litten an Eierstockkrebs. Die Jury habe ihnen allen die gleiche Entschädigungssumme zugesprochen - unabhängig von ihrem individuellen Schicksal.
Talkum von J&J enthalte kein Asbest und verursache keinen Krebs, versicherte der Konzern. Er werde "alle Berufungsmöglichkeiten ausschöpfen". (afp/dpa)
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