Kriegt VW die Kurve?
Trotz des Diesel-Skandals verbucht der Konzern Rekorde. Doch nun warten auf den Autobauer neue Schwierigkeiten.
Volkswagen geht angesichts zahlreicher Herausforderungen mit einer gewissen Vorsicht ins neue Jahr. Zwar scheinen die größten Brocken zur Beseitigung der Diesel-Affäre im Konzern verarbeitet – doch plötzlich hat sich die Autokonjunktur deutlich eingetrübt. Hinzu kamen beim Autobauer aus Wolfsburg im vergangenen Jahr der teure Schlamassel um die Einführung des neuen Abgasprüfstandards WLTP. Konzernchef Herbert Diess bleibt – auch wegen drohender US-Zölle – eher verhalten. Zuletzt waren Sonderzölle von 25 Prozent im Gespräch. Das könnte den Konzern bis zu 2,5 Milliarden Euro kosten.
Im vergangenen Jahr machten Volkswagen die direkten Folgen der Diesel-Krise noch einmal massiv zu schaffen. Die von den Staatsanwaltschaften Braunschweig und München verhängten Geldbußen summierten sich mit anderen Kosten auf insgesamt 3,2 Milliarden Euro. Für die Bewältigung des Skandals um manipulierte Abgaswerte verbuchte der Konzern seit Bekanntwerden im Herbst 2015 damit 29 Milliarden Euro an Kosten.
Auch die verbindliche Einführung des neuen Abgastest- und Verbrauchsverfahrens WLTP, wodurch VW und die Töchter Audi und Porsche viele Modellvarianten teils über Monate nicht liefern konnten, schlug nun im Tagesgeschäft durch. Der Konzern hatte früh gewarnt, dass Produktionsausfälle und Extrakosten dafür mit mehr als einer Milliarde Euro zu Buche schlagen würden.
Trotz gestiegener Auslieferungen und des um 6,3 Milliarden Euro auf 235,8 Milliarden Euro gewachsenen Umsatzes stagnierte das operative Ergebnis: Vor Sondereinflüssen lag es bei 17,1 Milliarden Euro – ein Jahr zuvor waren es 17,0 Milliarden Euro. Mit 12,15 Milliarden Euro stieg immerhin der Nachsteuergewinn um 6 Prozent. Die Dividende soll auf 4,80 (Vorjahr 3,90) Euro je Stammaktie und 4,86 (3,96) Euro je Vorzugsaktie steigen. Die Mitarbeiterzahl kletterte um 3,5 Prozent auf rund 664500 Menschen.
Diess betonte, man habe sich ordentlich geschlagen. „Insgesamt werden aber erhebliche Anstrengungen notwendig sein, um auch im neuen Geschäftsjahr unsere ambitionierten Ziele zu erreichen“, sagte der Manager. Denn der Konzern peilt für 2019 trotz der Probleme auf den Automärkten erneut einen um bis zu fünf Prozent steigenden Umsatz an. Die Auslieferungen sollen weltweit zumindest leicht zulegen.
2018 lieferte der Konzern trotz aller Schwierigkeiten mit 10,83 Millionen Fahrzeugen mehr Autos aus als je zuvor. Im Dezember gab es allerdings einen empfindlichen Rückgang um über 8 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte 2018 verzeichnete VW eine deutliche Eintrübung des wichtigen Marktes China – und startete wegen geringerer Verkäufe dort und in Amerika auch schwächer ins laufende Jahr. (dpa)
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