Kuka baut Stammsitz aus und investiert 100 Millionen Euro
Kuka baut unter chinesischen Eigentümern den Unternehmenssitz mit gut 100 Millionen Euro weiter kräftig aus. Dort sollen sich Start-up-Firmen ansiedeln. Auch ein Büroturm entsteht.
Solche Wohlfühl-Termine nehmen Politiker, Betriebsräte und Gewerkschafter gerne wahr. Denn was sich im Augsburger Osten vollzieht, ist das Gegenteil von Krise. Auch unter dem neuen chinesischen Eigentümer setzt sich das stürmische Wachstum des Roboterbauers Kuka fort. Um das deutlich zu machen, hat Unternehmens-Chef Till Reuter am Montag Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl, den örtlichen IG-Metall-Chef und Kuka-Aufsichtsrats-Vize Michael Leppek sowie andere Mitstreiter in das Technologie- und Forschungszentrum eingeladen. Schon in das 2016 eröffnete Gebäude sind rund 60 Millionen Euro geflossen – eine enorme Summe für Kuka.
Aigner lobt Kuka als Vorbild für digitalen Wandel
Reuter toppt das nun noch einmal: Wie unsere Zeitung bereits Anfang Juni exklusiv berichtet hatte, investiert der Roboter- und Anlagenbauer zusätzlich mehr als 100 Millionen Euro in den Augsburger Stammsitz. Zur Erinnerung: Noch ab dem Jahr 2009 musste der Kuka-Chef das Unternehmen aus einer schweren Krise herausführen. An diese harten Zeiten und die Solidarität aller wichtigen Kräfte in Augsburg für Kuka erinnert Oberbürgermeister Gribl.
Reuter jedenfalls, der in der Krise als Retter geholt wurde, identifiziert sich in hohem Maße mit dem Standort. Immer wieder sagt er mit einem Lächeln „Heimat“ und meint Augsburg. In der Welt globalisierter Aktiengesellschaften hat das wohlige Sehnsuchtswort sonst Seltenheitswert. Der Manager nennt seine Mitarbeiter „Kukaner“ und spricht von „der Kuka“. In der familiär wirkenden Augsburger Roboter-Welt sucht der gelernte Investmentbanker gemeinsame Auftritte mit Betriebsräten und Gewerkschaftern. So eine kuschelige Atmosphäre dürfte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner nicht zu häufig bei Firmenbesuchen im Freistaat antreffen. Wie Kanzlerin Angela Merkel kommt sie gerne zu Kuka, auch wenn das Augsburger Hightech-Unternehmen vom chinesischen Haushaltsgerätekonzern Midea für den stolzen Preis von mehr als 4,5 Milliarden Euro übernommen worden ist. Denn Kuka, sagt Aigner, setze Standards, was die Automatisierung und Digitalisierung der Wirtschaft betrifft. Solchen Elan wünscht sie sich für ganz Bayern, um den digitalen Wandel frühzeitig zu gestalten, damit Mitarbeiter nicht zu Getriebenen würden.
Kuka investiert 100 Millionen Euro
Gehetzt wirken die Kuka-Spitzenleute nicht. Das mag auch an der aus Beschäftigtensicht extrem komfortablen Investorenvereinbarung mit dem neuen chinesischen Eigentümer liegen. Demnach ist der Augsburger Standort samt Arbeitsplätzen siebeneinhalb Jahre abgesichert. Midea-Vize Andy Gu hatte dazu unserer Zeitung gesagt: „Kuka bleibt ein deutsches Unternehmen.“ Midea wolle mit der bayerischen Firma eine ebenso positive Geschichte schreiben, wie deutsche Konzerne wie Volkswagen, BMW und Daimler in China mit dortigen Investments geschrieben hätten.
In Augsburg sind derzeit rund 3500 Frauen und Männer für Kuka tätig. Hinzu kommen etwa 500 Leiharbeiter. Steigt also mit der Investition von nochmals gut 100 Millionen Euro auch die Zahl der Kuka-Jobs in der Stadt weiter stark an? Hier hält sich Reuter wie schon in der Vergangenheit bedeckt.
Kuka-Ausbau wird Arbeitsbedingungen in Augsburg verbessern
Fest steht aber, dass sich die Arbeitsbedingungen für viele Beschäftigte in Augsburg verbessern werden. Denn bedingt durch das starke Wachstum der Firma sind rund 800 Mitarbeiter noch in Containern untergebracht. Das soll sich durch den Bau eines neuen Bürokomplexes auf dem Kuka-Gelände im Augsburger Osten ändern. Hier entsteht unter anderem ein 17-stöckiger Büroturm. Da viele Mitarbeiter des Unternehmens aus der Region zur Arbeit pendeln, wird noch einmal im großen Stil Raum für Fahrzeuge geschaffen. Dank eines weiteren Parkhauses steigt die Zahl der Parkplätze von jetzt etwa 2000 auf um die 3000 – wiederum ein Sinnbild für den Erfolg des Unternehmens. In dem 100-Millionen-Euro-Paket ist aber auch der Bau von Produktionshallen und eines Ausbildungszentrums enthalten. Das ist Gewerkschafter Leppek besonders wichtig, weil „dadurch deutlich wird, dass Augsburg nicht nur ein wichtiger Forschungs-, sondern auch bedeutender Fertigungsstandort ist“. Reuter geht es um das große Ganze. Er träumt vom „Augsburger Roboter-Valley“. Auf dem Kuka-Gelände könnten sich Start-up-Unternehmen ansiedeln. In dieser Campus-Atmosphäre würden wie im amerikanischen Silicon Valley Innovationen bestens gedeihen.
All das unterstützen die Eigentümer aus Fernost, auch wenn sie am Montag bei der Pressekonferenz nicht vertreten sind. Leppek sagt jedoch: „Wir haben mit unseren chinesischen Freunden im Aufsichtsrat sehr einmütig die Entscheidung für die Investition getroffen.“
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