Ladesäulen und Zulassungszahlen: Wo stehen wir bei E-Autos?
Die Bundesregierung will Milliarden Euro ausgeben, damit mehr Menschen E-Autos kaufen. Und damit mehr Ladesäulen entstehen. So sieht die Lage momentan aus.
Eine Million E-Autos wollte die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 auf die Straße bringen. Von diesem Ziel ist Deutschland allerdings weit entfernt. Zählt man den Bestand an Autos in Deutschland, stehen in den Garagen zwar mehr als 58 Millionen Wagen, allerdings sind gerade einmal knapp 223.000 Elektro-Autos oder sogenannte Plug-in-Hybride, also Wagen, die mit einer Mischung aus Kraftstoff und Strom fahren. Das entspricht nicht einmal einem Viertel des ausgegebenen Ziels. Und das knapp zwei Monate, bevor die Million hätte geknackt werden sollen.
Damit bis 2030 sieben Millionen E-Autos unterwegs sind, müssten jedes Jahr 616.000 E-Autos neuzugelassen werden
Dass das so kommen würde, hat auch die Bundesregierung schon lange erkannt und im Vorhinein mitgeteilt, dass sie ihr selbstgestecktes Ziel verfehlen wird. Stattdessen hat sie im Koalitionsvertrag eine neue Vereinbarung festgeschrieben: Bis 2030 sollen sieben Millionen E-Autos in Deutschland zugelassen sein. Das ist schon alleine deshalb notwendig, damit die Bundesregierung ihre Klimaziele im Verkehrssektor einhalten kann.
Heruntergebrochen heißt das aber: In den kommenden elf Jahren müssen insgesamt fast 6,8 Millionen neue E-Autos zugelassen werden. Das wären 616.000 E-Autos im Jahr. Bisher ist Deutschland von diesem Ziel meilenweit entfernt. Vergangenes Jahr wurden etwas mehr als 166.000 reine Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride zugelassen. Also ein Sechstel dessen, was erreicht werden müsste. Die Zahlen steigen zwar, aber bei weitem nicht so rasant, wie sie steigen müssten.
So viele E-Autos gibt es bislang in Bayern
Im Vergleich mit anderen Bundesländern steht Bayern zwar relativ gut da: Hier waren zum 1. Juli 2019 47.115 E-Autos und Plug-in-Hybride zugelassen. Nur Nordrhein-Westfalen kommt auf mehr Elektro-Autos (50.413). Eine wirklich positive Nachricht für die E-Mobilität ist das aber nicht, denn auch in Bayern fahren deutlich mehr Menschen Diesel oder Benziner, wie die unten stehende Grafik zeigt.
Um den Verkauf von E-Autos zu beschleunigen, haben Bundesregierung und Auto-Industrie bei ihrem Gipfeltreffen nun beschlossen, die Förderung für E-Autos weiter laufen zu lassen. Nun gibt es bis 2025 - statt wie bisher geplant bis 2020 - einen Zuschuss, wenn sich ein Kunde für den Kauf eines E-Autos oder eines Plug-ins entscheidet. Es ist schon die zweite Verlängerung der Kaufprämie innerhalb kurzer Zeit, denn offenbar ist die Nachfrage nicht besonders hoch. Dazu gibt es noch diverse andere Kaufanreize. So sind E-Autos etwa von der Kfz-Steuer befreit - jedenfalls in den ersten zehn Jahren nach der Zulassung.
Wie viele Ladesäulen für E-Autos stehen aktuell in Deutschland?
Dazu hat die Bundesregierung zusammen mit der Autoindustrie einen Masterplan für die Ladeinfrastruktur auf den Weg gebracht. Eine Million öffentlich zugängliche Strom-Tankstellen soll es bis 2030 in ganz Deutschland geben. Momentan sind es 21.000. In den kommenden beiden Jahren sollen jeweils 50.000 Ladesäulen dazukommen. Fehlen also von 2021 bis 2030 noch 879.000 Ladepunkte - oder knapp 100.000 neugebaute Ladestationen im Jahr.
In Bayern gibt es momentan zwischen 3000 und 3500 Stromtankstellen, sagt Guido Weißmann. Er betreut für die Initiative "Bayern innovativ" des Wirtschaftsministeriums den Bereich Elektromobilität. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft sagt sogar, dass es knapp 5000 Ladesäulen im Freistaat gibt. Bayern stehe damit im Ländervergleich relativ gut da wie auch die Karte unten zeigt. Und dennoch hofft Weißmann, dass Bayern sich bemüht, möglichst viele der eine Million Ladesäulen im Freistaat zu errichten. "Der Freistaat ist gut und sollte nicht nachlassen."
Was muss zuerst da sein, die Ladeinfrastruktur oder E-Auto-Fahrer?
Vor allem im ländlichen Raum lohne es sich für Unternehmen nicht, Ladesäulen zu errichten, hat die Bundesregierung festgestellt. Deshalb will sie den Bau dort fördern, um, wie Weißmann es ausdrückt, eine "Notlade-Infrastruktur" aufzubauen. Heißt: Jeder Fahrer eines E-Autos solle auch noch mit der Restreichweite bis zu einer Stromzapfsäule kommen - egal wo er ist. Und für kommerzielle Anbieter von Ladesäulen - zum Beispiel Energieversorger - lohne es sich eben mehr, Ladesäulen an Punkten zu bauen, an denen vermutlich auch häufig E-Autos tanken werden.
In den vergangenen Jahren Weißmann beobachtet, dass zunehmend auch Unternehmen Förderanträge für Ladepunkte gestellt hätten. Zunächst wären die Anträge vor allem von Kommunen gekommen, dann von Stadtwerken und inzwischen auch vermehrt von Hotels, Restaurants oder Einzelhändlern – wie Supermärkten. „Sie wollen ihren Kunden einen Mehrwert bieten, während sie dort sind“, sagt Weißmann.
Für Weißmann ist es übrigens keine Frage, was zuerst da sein muss, die Ladeinfrastruktur oder Menschen, die E-Autos fahren. Das sei kein Henne-Ei-Problem. „Wer E-Autos verkaufen will, muss dafür sorgen, dass es auch Ladepunkte gibt“, sagt er. Nach und nach würde sich dann beides gegenseitig verstärken.
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Das mit den Ladestellen würde man sicher irgendwie hinbekommen. Ich halte es aber trotzdem für extrem Kurzsichtig sich auf eine Technologie zu beschränken. Das hat man die letzten 100 Jahre getan und alles dafür gemacht um alle alternativen klein zu halten.
So könnte es meiner Meinung nach laufen:
Kurzfristig:
Sofort eine Power to Gas Infrastruktur schaffen. Gasautos/LKWs gibt es jetzt schon, man könnte die vorhandene Infrastruktur und Technik nutzen. Dafür ganz einfach Steuerliche Vorteile einführen, dann läuft das von selber. Es ist Schwachsinn Solarparks und Windräder still stehen zu lassen, wenn deren Strom nicht gebraucht wird.
Zusätzlich einfach die Biokrafstoffe die es schon gibt bzw. gäbe und wenigstens so gut wie CO2 neutral sind nutzen.
Zusätzlich auch Wasserstofffahrzeuge und Tankstellen. Wer eine in der Nähe hat, kann und wird sie nutzen. Wenn es ein Angebot gibt entsteht auch die Nachfrage und die Dinger werden dann auch bezahlbarer.
Trotzdem am E-Antrieb festhalten. Für alle Stadtbewohner die sowieso kaum mehr als 10 bis 20km am Tag fahren jetzt schon eine Möglichkeit.
Das läuft nicht ohne Strom. Und der kann nicht aus einem Kohlekraftwerk kommen, denn sonst hat man nichts gewonnen.
Mittelfristig:
Einheitliches Akkusystem für alle Fahrzeughersteller. Ich kaufe/miete/lease einen Akku und dieser wird wenn er leer ist an einer Tankstelle gegen einen Vollen gewechselt. Dann müssen nicht überall Millionen Ladesäulen gebaut werden und man muss 20 bis 40 Minuten warten bis der Akku zu 80% geladen wird. Die Akkus müssen dann auch nicht hunderte Kilo wiegen, sondern können auch kleiner werden. Es kann, wie vorher schon geschrieben die Vorhandene Infrastruktur genutzt werden.
Langfristig:
Irgendwann sind die Akkus so langlebig, leicht, leistungsstark und billig, dass sie nicht größer sind wie ein Tank heute, aber das dauert noch.
Aber auch dafür muss die Energieversorgung stehen.
Meiner Meinung nach, ist eine volle elektrische Mobilität erst sinnvoll, wenn über 80% des Stroms bei jedem daheim produziert wird und kaum noch das Stromnetz notwendig ist.
ES GIBT NICHT NUR EINE LÖSUNG!!!!!
>> Ich kaufe/miete/lease einen Akku und dieser wird wenn er leer ist an einer Tankstelle gegen einen Vollen gewechselt. Dann müssen nicht überall Millionen Ladesäulen gebaut werden und man muss 20 bis 40 Minuten warten bis der Akku zu 80% geladen wird. Die Akkus müssen dann auch nicht hunderte Kilo wiegen, sondern können auch kleiner werden. <<
Das eingesparte Gewicht bei den Akkus kommt dann durch doppelte Trägerstrukturen in Akkublock und Auto wieder drauf.
Und es gibt keinen Konsens darüber, dass diese Elektro-Kurzstreckenmühlen mit kleinem Akku den Individualverkehr in den Städten wie heute belassen sollen.
Akkublöcke zum Tausch bringen auch Probleme bei der tlw. notwendigen Kühlung und Vorwärmung der Akkus.
https://emobly.com/de/wissen/rekordhitze-tipps-fur-alle-e-auto-besitzer/
Grundsätzlich: ja, es muss zuerst eine Infrastruktur geben - ABER... wie soll das in Großstadtvierteln aussehen, wo 3000 Menschen auf einem Fleck leben (Hochhaussiedlungen u.ä.) - wenn davon nur 30% berufstätig sind und davon allein die Hälfte quasi zur selben Uhrzeit Feierabend macht und nach Hause kommt, braucht man allein in dieser einen Beispielsiedlung 500 frei zugängliche Wall-Packs !!! Jetzt gibt es aber zig solcher Siedlungen (die Träumer denken immer nur an die obere Vorstadt-Eigenheim-Mittelschicht, die sich den Wall-Pack gemütlich in die Garage hängen kann) … und: wenn nun also bundesweit von den 40 Mio. Arbeitnehmern das oben genannte Drittel auf einmal anschließt, wo soll der Strom in dieser Spitze herkommen !? (aus den Atomkraftwerken aus Frankreich, Holland und Tschechien - ich weiß *hahaha*) … Fazit: die Deutschen haben verlernt logisch und in Reihe zu denken; und gehen somit all die großen Dinge (die vielleicht nicht mal schlecht wären) von hinten nach vorne an - und das wird nicht funktionieren !
Die Dinger will keiner haben !!
Besser wäre auf Wasserstoff umrüsten, nur die Regierung ist Stur und will uns das aufdrängen, ob wir das wollen oder nicht.
Ca. 400 Brennstoffzellenautozulassungen in Deutschland heisst Wasserstoff will jemand haben? Auch gefördert. Wieso soll ich auf 2 bis 3 700 bar (=Druck 7000m unterm Meer) Wasserstofftanks rumfahren und die dreifache Menge Strom dafür verbrauchen? Ein Nexo kommt laut ADAC auch nur 500km und man benötigt 4min um 200km nachzupressen. So ein Nexo hat laut Fraunhofer einen CO2 Rucksack eines 50kWh BEV und der Wasserstoff wird aus Erdgas reformiert. Wenn sie es grün haben wollen, wo stellen sie die dreifache Anzahl Windräder auf? Da geh ich lieber nie mehr tanken und lade am Parkplatz und in der Arbeit, im Supermarkt.....