Liebe im Büro - ist das erlaubt?
Weil er eine Liaison am Arbeitsplatz einging, musste der McDonald’s-Chef in den USA gehen. Ein Augsburger Experte erklärt, ob das auch in Deutschland denkbar ist.
Dass die Liebe überall hinfällt, dürfte weithin bekannt sein. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa finden sich viele Paare auch im Büro. So führte bereits jeder Dritte mindestens eine sexuelle Beziehung am Arbeitsplatz. Bei 29 Prozent entwickelte sich sogar eine Beziehung daraus. Der Job als Partnerbörse dürfte damit effektiver sein als jeder gut organisierte Speeddating-Abend.
Ganz unproblematisch ist diese Liebe am Schreibtisch aber nicht. Wenn Partner eng zusammenarbeiten, sind die Grenzen zwischen Beruf und Privatem oft fließend. Einige Arbeitgeber sehen Beziehungen im Arbeitsumfeld deshalb eher kritisch. Zuletzt musste McDonald’s-Chef Steve Easterbrook seinen Posten wegen einer Affäre am Arbeitsplatz räumen – dem Verhaltenskodex des Fast-Food-Konzerns nach ist dies eine grobe Verfehlung.
In vielen US-Konzernen sind Liebschaften zwischen Kollegen verboten
Besonders in den USA sind Vorschriften wie diese häufig. So formulierte beispielsweise ein „Ausschuss für den Umgang mit sexuellem Fehlverhalten“ an der Privatuniversität Harvard eine Liebesklausel, die romantische und sexuelle Beziehungen zwischen Dozenten und Studenten strikt untersagt. Auch die Universitäten in Yale und Kalifornien haben dieses Verhalten unter Strafe gestellt und ein Büro eingerichtet, das Anzeigen wegen sexuellen Fehlverhaltens prüft.
Was in den USA üblich ist, ist in Deutschland arbeitsrechtlich fragwürdig. Vor einigen Jahren versuchte etwa der US-Handelskonzern Walmart, seinen Mitarbeitern in Deutschland per Ethik-Richtlinie zu verbieten, Liebesbeziehungen mit Kollegen einzugehen. Dieses Verbot hatte vor dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf allerdings keinen Bestand, da es gegen das deutsche Grundgesetz verstößt (Az. 10 TaBV 46/05).
In Deutschland sind Beziehungen am Arbeitsplatz Privatsache
„In Deutschland kann der Arbeitgeber Beziehungen am Arbeitsplatz nicht verbieten“, betont auch der Augsburger Rechtsanwalt Augin Dozla. Zumal private Beziehungen unter Kollegen unter das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit fallen. Dennoch gebe es Umstände, unter denen der Arbeitgeber in Deutschland auf beruflicher Ebene eingreifen darf. Nämlich dann, erklärt Augin Dozla, wenn die amouröse Verbindung mit Streitigkeiten und Spannungen am Arbeitsplatz verbunden sei, die den Betriebsfrieden erheblich stören oder sich die Liebschaft nachweislich nachteilig auf die Arbeitsleistung auswirke.
Selbst dann aber sei eine verhaltensbedingte Kündigung nicht die unmittelbare Konsequenz. „Denn der Arbeitgeber muss seine betroffenen Mitarbeiter wegen ihres Verhaltens zunächst abmahnen“, erläutert der Rechtsanwalt. Dazu könnte es unter Umständen kommen, wenn Streitigkeiten vor Kollegen ausgetragen würden. Abstand nehmen sollten Paare auch von Küssen und anderen Liebkosungen während der Arbeitszeit, die von der Tätigkeit und den erforderten Leistungen ablenken.
Selbst wenn ein direktes Abhängigkeitsverhältnis besteht, sind Liebschaften zwischen Chef und Untergebenem hierzulande erlaubt. Um atmosphärische Probleme im Büro zu vermeiden, empfiehlt sich trotzdem der Wechsel eines Partners in eine andere Unternehmensabteilung. „Wenn man die Möglichkeit hat, eine gleichwertige Tätigkeit in demselben Unternehmen auszuüben, um Konfliktsituationen zu vermeiden, sollte man dies unter Umständen tun“, rät Augin Dozla Betroffenen.
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Liebe im Büro - ist das erlaubt? Was für eine Frage!
....und Bitteschön wo? Am Schreibtisch, auf dem Kopierer, in der Teeküche, in der Registratur etc.?
Schlichtweg ein NOGO? Odrr?