Lufthansa-Piloten streiken schon morgen wieder
Seit Monaten beschäftigt der Streit um den Ruhestand mit 55 die Lufthansa. Doch die Piloten kämpfen auch gegen den neuen Kurs des Konzerns. Schon morgen wollen sie wieder streiken.
Rund 5000 Passagiere waren gestern allein am Münchner Flughafen vom Streik betroffen. Und morgen soll der Ausstand von 3 Uhr bis Mitternacht weitergehen. Betroffen sind Langstrecken- und Frachtflüge, Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings sowie Kurz- und Mittelstreckenflüge der Lufthansa sind demnach nicht betroffen. Die Lufthansa erklärte, sie arbeite "mit Hochdruck" an einem Sonderflugplan. Die Piloten der Lufthansa hatten den Flugverkehr von Deutschlands größter Airline bereits seit Montag massiv eingeschränkt. Zunächst wurden Kurz- und Mittelstreckenverbindungen bestreikt, in der Nacht zum Dienstag wurde der Ausstand dann auf Langstreckenflüge ausgeweitet.
Übergangsrenten sind nur ein Grund für die Streiks
Bei der seit Monaten andauernden Tarifauseinandersetzung geht es vordergründig unter anderem um die Übergangsrenten von 5400 Piloten. Knackpunkt ist eine Auseinandersetzung um die betriebliche Frührente. Die Lufthansa will die Altersgrenze von 55 Jahren anheben, mit der Lufthansa-Piloten bislang in den bezahlten Frühruhestand gehen können und weiter bis zur gesetzlichen Rente 60 Prozent ihrer Bezüge erhalten. Cockpit lehnt das ab. Die Lufthansa musste insgesamt rund 1450 Flüge streichen, etwa 150.000 Passagiere waren betroffen. Der Ausstand endete Dienstag um Mitternacht. Hinter den Kulissen schwelt aber ein erbitterter Streit um den künftigen Kurs des Luftverkehrskonzerns, dem sein Chef Carsten Spohr eine starke Billigsparte hinzufügen will. Die Gewerkschaft erwarte nun "ein klares Bekenntnis des Managements zur Ausgestaltung fairer Bedingungen für ihre jungen Piloten". Über das Konzept berät heute der Aufsichtsrat, ab 14:30 Uhr will Spohr die Ergebnisse der Sitzung bekannt geben.
Piloten streiken gegen "Wings"-Konzept
Sein "Wings"-Konzept soll die Airline im hart umkämpften Fluggeschäft gegen Rivalen wie Ryanair oder Emirates stärken. Es sieht unter anderem eine neue Billiglinie auch für Langstrecken vor. Der neue Ableger soll zu deutlich niedrigeren Kosten als die Lufthansa fliegen. So soll das Personal von "Wings" nicht nach den Lufthansa-Tarifen bezahlt werden, sondern schlechter. Gegen Spohrs Pläne kämpft die Pilotengewerkschaft Cockpit, die derzeit offiziell wegen geplanter Änderungen bei der Übergangsversorgung streikt. So sieht die geplante Rolle der Konzern-Fluggesellschaften im Einzelnen aus:
Germanwings soll schwarze Zahlen schreiben
Die Kölner Gesellschaft ist seit Juli 2013 die Lufthansa-Gesellschaft für Direktverbindungen von und nach Deutschland abseits der Drehkreuze München und Frankfurt. Sie betreibt 58 eigene Flugzeuge und 22 der Lufthansa-Tochter Eurowings. Germanwings hat 2013 rund 16 Millionen Passagiere transportiert und soll 2015 mit unverändertem Geschäftsmodell erstmals schwarze Zahlen schreiben.
Bislang war die in Düsseldorf sitzende Eurowings mit ihren für Germanwings fliegenden Regionaljets eine kleine Nummer im Konzern. Die 22 Canadair-Flugzeuge werden in den kommenden Jahren durch größere Airbus A320 ersetzt. Wegen der günstigen Kostenstruktur ist Eurowings zum Wachstumsvehikel für europäische Direktverkehre auserkoren. Zusätzlich soll sie einer neuen Holding den Namen geben, in der die Billigableger zusammengefasst werden.
Zusammenarbeit mit SunExpress bei Tourismuszielen?
Der geplante Langstrecken-Billiganbieter wird dem Vernehmen nach eher nicht Worldwings heißen. Die Gesellschaft soll mit zunächst sieben angemieteten Airbus A330 touristische Ziele anfliegen. Als deutsche Startflughäfen sind München sowie Köln oder Düsseldorf im Gespräch. Unklar ist, ob Lufthansa das Angebot allein bringt oder mit der deutsch-türkischen SunExpress zusammengeht.
Fünf Sterne für die Lufthansa?
Die Lufthansa Passage ist inklusive der Regionalflieger und der noch integrierten Germanwings mit 431 Jets die mit Abstand größte Fluggesellschaft des Konzerns, wächst aber seit Jahren nicht mehr. Kerngeschäft sind Interkontinentalverbindungen nach Amerika und Asien, für die 103 Langstreckenflieger zur Verfügung stehen, die von München, Frankfurt und Düsseldorf abheben. Lufthansa will die erste Fünf-Sterne-Airline Europas werden. Dazu kommen 20 Frachtflieger bei der Lufthansa Cargo.
Auch die ausländischen Töchter der Lufthansa mit 217 Flugzeugen werden mit dem neuen Billigkonzept auf Sicht Federn lassen müssen. An dem von EasyJet beherrschten Schweizer Flughafen Basel gibt als Erstes die Swiss einzelne Verbindungen an die kostengünstigere Eurowings ab. dpa/afp
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