Gewerkschaft Ufo berät über Strategie - und droht mit Streiks
Die Gewerkschaft Ufo kämpft ums Überleben - und droht der Lufthansa mit unbefristeten Streiks. Auch Flugreisende würden dann wieder unter dem Konflikt leiden.
Der Überlebenskampf der kleinen Flugbegleitergewerkschaft Ufo steuert am kommenden Freitag einem Höhepunkt entgegen. In der Frankfurter Jugendherberge am Mainufer treffen sich ab Mittag die Mitglieder, um nach beispiellosen Grabenkämpfen über ihr Führungspersonal und die künftige Strategie zu entscheiden. Im Ringen mit der Lufthansa könnte es auch wieder zu Streiks kommen, zu denen bereits an diesem Freitag die Urabstimmungen auslaufen.
Lufthansa und Gewerkschaft Ufo liefern sich erbitterten Kampf
Gegenseitige Vorwürfe der Untreue, staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren und reihenweise Rücktritte aus Vorstand und Beirat haben die Gewerkschaft in den vergangenen zwei Jahren beschäftigt und geschwächt.
Geht es nach dem langjährigen Vorsitzenden Nicoley Baublies, bleibt der jetzige Vorstand mit Sylvia de la Cruz und Daniel Flohr noch bis zum 14. Februar 2020 im Amt, dem angestrebten Termin einer bereits eingeleiteten Vorstandsneuwahl. Dafür müsste aber zunächst ein Abwahlantrag abgewehrt werden, der aus den Reihen enttäuschter Mitglieder stammt, die im internen Machtkampf einstweilen unterlegen sind. Käme ihr Vorschlag durch, müsste ein Notvorstand gebildet werden.
Mit einer Vielzahl von Forderungen, Klagen und einstweiligen Verfügungen hat es der Lufthansa-Konzern den Ufos in den vergangenen Monaten nicht leicht gemacht. Ufo-Funktionäre sollten angeblich überzahlte Gehälter zurückzahlen, wurden an ungünstigen Terminen zu Personalgesprächen zitiert und sogar wie im Fall Baublies fristlos aus dem Lufthansa-Dienst entlassen. Auf der Sachebene herrscht absolute Funkstille, nur noch vor Gericht werden Argumente ausgetauscht, berichten Vertreter beider Seiten.
Verdi bringt sich als Alternative zur Ufo in Stellung
Den amtierenden Rumpf-Vorstand der Ufo erkennt das Unternehmen seit längerem nicht mehr an, die im Januar erfolgte Kündigung des Kabinentarifvertrags in der Folge erst recht nicht. In erster Instanz hat das Arbeitsgericht allerdings pro Ufo entschieden und die Kündigung als rechtmäßig eingestuft. Nun will Lufthansa vom selben Gericht feststellen lassen, dass der seit 2002 anerkannte Tarifpartner gar nicht mehr in der Lage ist, Tarifverträge abzuschließen.
Als Alternative stünde möglicherweise die DGB-Gewerkschaft Verdi bereit, die das Lufthansa-Bodenpersonal sowie bislang eine Minderheit in der Lufthansa-Kabine vertritt. Erste Sondierungen mit der Lufthansa zu den seit Monaten unerledigten tariflichen Themen haben am vergangenen Freitag begonnen, wie eine Verdi-Sprecherin bestätigte. Ob mehr daraus wird, hängt auch an der Frage, welche Gewerkschaft in den Kabinen letztlich mehr Mitglieder versammelt. Bei der wichtigsten Lufthansa-Tochter Eurowings sieht sich Verdi bereits seit längerem vorn.
In ihrer Bedrängnis hat die Ufo zum Mittel des Arbeitskampfes gegriffen, den sie zuvor häufig nur angedroht hatte. Am 20. Oktober wurden vier Tochter-Flugbetriebe des Konzerns bestreikt, die zunächst bedrohte Muttergesellschaft Lufthansa aber ausgelassen. Mit einer trickreichen Strategie - die zu bestreikenden Unternehmen und die exakte Dauer des Ausstands wurden kurzfristig geändert - war es der Ufo gelungen, in dem 19-stündigen Warnstreik mehr als 100 Flieger am Boden zu halten. Die Lufthansa-Ankündigung, die Gäste würden keinerlei Auswirkungen spüren, bewahrheitete sich nicht (Gewerkschaft Ufo wertet Lufthansa-Warnstreiks als Erfolg).
Neue Streiks drohen - Erklärung am Montag erwartet
Sollte die Baublies-Ufo die Mitgliederversammlung überstehen, drohen somit auch den Passagieren der Lufthansa neue Unannehmlichkeiten. Denn am Freitagabend laufen auch die Urabstimmungen des Personals über unbefristete Streiks bei Lufthansa und vier weiteren deutschen Flugbetrieben des Konzerns inklusive der Eurowings aus. Am kommenden Montag will die Gewerkschaft dann verkünden, wie es mit den Streiks weitergeht. Längere Ausstände bei der Lufthansa-Mutter hatte Ufo in den Jahren 2012 und 2015 organisiert. (dpa)
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