24-jähriger Erzieher: Menschen zu helfen ist sein Antrieb
Christopher Eckert arbeitet in einem Kinderhort. Wie der 24-Jährige innerhalb kürzester Zeit zum Chef wurde und neben seinem Beruf studierte
Dass er mit Menschen arbeiten will, war für ihn immer klar, sagt Christopher Eckert. Und wenn möglich, möchte er ihnen auch helfen. Er arbeitet in einem Kinderhort des Vereins Kinderherz in Wemding. Grundschüler verbringen dort nach dem Unterricht ihren Nachmittag. Wenn der Schulgong läutet, kommen täglich 30 bis 40 Kinder. Sie essen zu Mittag, erledigen ihre Hausaufgaben, spielen im Freien und erzählen ihren Erziehern, was sie beschäftigt – ob schöne oder traurige Erlebnisse. „Da muss man manchmal auch Tränen trocknen“, sagt der 24-Jährige aus Bühl im Landkreis Donau-Ries.
Wenn der junge Mann von seinem Alltag erzählt, wird deutlich, wie sehr er seinen Beruf mag. Das hat ihn in kurzer Zeit in eine verantwortungsvolle Position gebracht. Schon ein Jahr nach seinem Abschluss als Erzieher wurde er Leiter des Horts, in dem er während seiner Ausbildung gearbeitet hatte. Aktuell schreibt er seine Bachelorarbeit. Er verzichtete in den vergangenen Jahren auf viel Freizeit, denn dass er studieren würde, war für ihn immer klar.
Als Jugendlicher wollte er nämlich Streetworker werden. „Ich habe als Schüler geschaut, was man dafür lernen muss, und fand heraus, dass man dafür ein Studium braucht.“ Als er die Realschule abschloss, stand er deshalb vor der Entscheidung: Sollte er weiter die Schule besuchen und dort die Hochschulreife erwerben oder eine Erzieherausbildung machen und damit studieren? „Mir war wichtig, dass ich eigenes Geld verdiene“, sagt er. Deshalb wählte er die Ausbildung.
Es begann mit Praktika im Kindergarten
Anfangs arbeitete er während der Praktika im Kindergarten. Die nächste Station war der Hort in Wemding. „Jeder Erzieher merkt nach einer Weile, mit welcher Zielgruppe er am liebsten arbeitet.“ Zwar habe es ihm auch im Kindergarten gefallen, doch die Arbeit im Hort habe ihm besser gelegen. „Grundschüler geben einem kontra, wenn ihnen etwas nicht passt. Man fängt an zu diskutieren und kommt manchmal zu ganz neuen Ansichten.“
In dem Hort arbeiten zwei weitere Erzieherinnen, eine Kinderpflegerin und zwei Praktikanten. Wenige Monate nachdem er seine Ausbildung 2017 abgeschlossen hatte, wurde Eckert stellvertretender Leiter der Einrichtung. Als im vergangenen Herbst seine Chefin in Elternzeit ging, sollte er ihre Position einnehmen.
Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht, weil er noch studierte, aber er sagte zu. Wie war es für ihn, plötzlich Chef zu werden? „Ich habe mir das sehr schwierig vorgestellt.“ Heute müsse er einer Kollegin, die über wesentlich mehr Erfahrung verfügt und ihn ausgebildet hat, Anweisungen geben. Doch sein Team habe ihn bei diesem Wandel sehr unterstützt. „Ich habe schnell herausgefunden, wie ich Dinge sage und welche Konflikte ich austrage, welche nicht.“
Ein Studium, um später eventuell als Streetworker arbeiten zu können
Und das alles während seines Studiums mit dem Namen „Sozialpädagogik und Management“: Vier Tage pro Woche arbeitete er in Wemding, in jeder zweiten Woche verbrachte er den Freitag und Samstag an seiner Hochschule in Bamberg und mittwochs schaut er sich im Internet Vorlesungen an. Nun schreibt er seine Bachelorarbeit über „Apps im Grundschulalter“. Anschließend will er seine Stelle ein Jahr behalten. Danach möchte er noch andere Erfahrungen sammeln: „Ich möchte auf jeden Fall eine Zeit lang in einer Großstadt leben und in anderen Berufsfeldern arbeiten.“
Dass er unbedingt studieren wollte, hat auch mit der Bezahlung seines Berufs zu tun. Wie viele andere Beschäftigte im sozialen Bereich klagen auch Erzieher über ihre Bezahlung. Noch dazu gebe es nach wie vor viele Teilzeitstellen, obwohl Ganztagsbetreuung immer gängiger wird. „Keiner macht diesen Beruf wegen des Geldes.“ Doch um vernünftig leben zu können, müsse man sich weiterbilden. Als Mann hat Eckert gute Jobchancen. Während seiner Erzieherausbildung war er der einzige männliche Schüler in einer Klasse von etwa 25 Auszubildenden.
Männliche Kollegen seien gesucht, weil sie zum Beispiel Scheidungskindern, die ohne Vater aufwachsen, ein positives Bild von Männern vermitteln könnten, das sie sonst nicht haben könnten. Ob er tatsächlich als Streetworker arbeiten wird, wie er es als Jugendlicher plante, weiß er noch nicht. „Es ist schön, dass dieser Beruf so vielfältig ist. Vielleicht arbeite ich in der Suchtberatung, als Bewährungshelfer oder in einer Familienhilfe.“
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