
Tuning für Möbel von der Stange

Pimp my car war gestern. In Vöhringen tunt ein Möbelhaus jetzt Stühle, Sofas und Tische - und hat damit eine Nische zum Überleben unter den Großen der Zunft gefunden. Von Ursula Katharina Balken
Am Anfang stand der Auftrag: Das Geschäft des Vaters zu übernehmen, eine Schreinerei. Dann kam die Idee, die Bruno Konrad, Chef des heutigen gleichnamigen Möbelhauses in Vöhringen, kontinuierlich umsetzte. "Dem Kunden von heute müssen Serviceleistungen geboten werden. Nur so können kleine Möbelhäuser angesichts übergroßer Konkurrenz überleben".
Vor etwas mehr als 70 Jahren gründete Johann Konrad in der Wannengasse eine Schreinerei, in der sich langsam ein Möbelhandel entwickelte. 1971 übernahm Sohn Konrad die Geschäftsleitung. Diese Räumlichkeiten erwiesen sich schnell als zu klein. Also baute Konrad an der Memminger Straße neu. 1985 musste er das Gebäude nicht nur aufstocken, er errichtete im benachbarten Illerrieden auch eine neue Schreinerei und gliederte das Zentrallager gleich an.
Wenn Bruno Konrad über seine Geschäftsidee spricht, zieht er einen Vergleich aus der Autobranche heran. "Autos werden aufgetunt. Wir tunen Möbel auf." Und das geht so: Schränke, Tische, Stühle werden beim Lieferanten bestellt. Kunden suchen sich das, was sie brauchen aus, orientieren sich an Ausstellungsstücken oder an Katalogen. Der Kunde sagt, wie er sich sein persönliches Möbelstück vorstellt. Dabei geht es um Farbabstimmungen, Design und vor allem um die richtige Größe. "Wir machen Möbel passend", sagt Firmenchef Konrad, "mehr noch, wir fertigen aus gelieferten Teilen Möbel, die nach Bearbeitung ihren ganz individuellen Charakter haben. Der Kunde braucht uns nur seine Vorstellungen wissen zu lassen." Ist in der Wohnung etwa eine Dachschräge vorhanden, wird der Schrank entsprechend konzipiert, sodass er in den für ihn vorgesehenen Raum passt. Oft setzt sich auch Bruno Konrad, dessen Leidenschaft das Zeichnen ist, selber an den Computer und geht seiner Passion nach. Mithilfe eines Computerprogramms entwirft er dreidimensionale Möbel, sodass der Kunde sich ein Bild von dem machen kann, was seine Wohnung zieren soll. Das sind dann Einzelstücke, die ganz auf die räumlichen Bedürfnisse, aber auch auf den Geschmack des Kunden zugeschnitten sind. Dabei kommt der Werkstatt besondere Bedeutung zu, die flexibel reagieren kann. Das Haus hat über 20 Mitarbeiter und ausgebildet wird bei Konrad auch.
Aber es werden auch ganz unspektakuläre Arbeiten erledigt. "Wenn ein Doppelbett erhöht werden oder die Sitzfläche einer Couch angehoben werden muss, weil jemand aus Alters- oder Krankheitsgründen das Aufstehen erleichtert werden soll, ist das für uns kein Problem." Nur wer schnell und flexibel auf Kundenwünsche eingehe und sie auch erfüllen kann, habe eine Chance für die Zukunft in der Nische im Konzert der Großen. Von Ursula Katharina Balken
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