Nicht in unter vier Stunden: ICE-Sprinter bleibt auf Rückfahrt stehen
So war das nicht geplant: Nachdem sich die Bahn am Nachmittag für ihre Pünktlichkeit hatte feiern lassen, legte der ICE-Sprinter auf dem Rückweg mehrere ungeplante Stopps ein.
Was am Nachmittag noch reibungslos ablief, ging auf der Rückfahrt des Sonder-ICE zur Eröffnung der neuen Hochgeschwindigkeitstrasse München-Berlin gründlich schief. Die Fahrzeit von unter vier Stunden geriet am Freitagabend schnell in unerreichbare Ferne. Mindestens dreimal wurde der zu dieser Zeit über 250 Stundenkilometer schnelle Zug abrupt gestoppt. Zweimal in einem der langen Tunnel auf der zehn Milliarden Euro teuren Strecke. Einmal kurz vor Erfurt und dann ganz oben im Thüringer Wald.
ICE-Sprinter stoppt auf dem Weg von Berlin nach München
Um 22.15 Uhr stand der Zug, der zu dieser Zeit bereits in Nürnberg eintreffen sollte, noch auf freier Strecke bei Coburg. Er sollte eigentlich gegen 23.15 Uhr in München eintreffen. Wegen der technischen Störungen kam er aber erst gegen 01.20 Uhr an. Zur Begründung hieß es zunächst jedes Mal lapidar: Der Lokführer warte auf Anweisungen, wie er jetzt weiter fahren solle. Später hieß es: Es sei eine wiederkehrende Fahrzeugstörung.
Am Samstag sagte ein Sprecher der Bahn, bei der Fahrt habe es leider eine Fahrzeugstörung gegeben. "Die Technik hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht." Die Bahn suche nun nach der Ursache. Am Sonntag wird es dann ernst: Dann fahren die ersten fahrplanmäßigen ICE auf der Strecke. Freitagnachmittag war der gleiche ICE noch vollkommen reibungslos in drei Stunden und 54 Minuten nach Berlin gerast. Die Bahn ließ sich noch für ihre Pünktlichkeit feiern.
Im Zug von Berlin nach München saßen Ehrengäste, Gewinner, die die Bahn zur Premierenfahrt eingeladen hatte, und Journalisten. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann war an Bord. Viele mussten am späten Abend noch Anschlusszüge in Nürnberg und München erreichen. Unplanmäßig hielt der Zug auch in Bamberg, weil die Fahrgäste aus Oberfranken sonst nicht mehr von Nürnberg nach Hause gekommen wären. Auch Herrmann stieg dort aus. In einer Durchsage hieß es, der Zug werde München um 0.40 Uhr erreichen. Doch die Fahrt ging weiter nur langsam vor. Wenig später hieß es, der Zug werde zwischen 1.15 und 1.30 Uhr in München ankommen. Taxigutscheine wurden ausgegeben, Fahrgemeinschaften gebildet.
Die Kosten: Peanuts im Vergleich zu den zehn Milliarden Euro, die für die eingeweihte Strecke ausgegeben wurden.
Unser Autor Joachim Bomhard war am Freitag von München nach Berlin und von Berlin nach München unterwegs. Die Rückfahrt dauerte dabei deutlich länger als die Hinfahrt. Trotzdem urteilt er in seinem Kommentar: Die neue Verbindung München-Berlin ist ein Fortschritt für Bahn-Fahrer.
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