
Wie eine Allgäuer Firma den Flughafen Singapur verschönert

Plus Normalerweise sorgen die Maschinen von Mayr Antriebstechnik dafür, dass Aufzüge nicht abstürzen. Doch in Singapur haben die Ingenieure Sinn für Kunst bewiesen.
Die Sicherheitsbremsen und -kupplungen des Unternehmens Mayr Antriebstechnik bewahren Aufzüge vor dem Absturz, stoppen Industrieroboter auf den Punkt und steuern Schiffshebewerke in Staudämmen. Robuste Sicherheitstechnik eben. Manchmal lassen sich die Ingenieure am Stammsitz im Ostallgäuer Mauerstetten aber auch von der Muse küssen und befassen sich mit Kunst. Auf dem Changi Airport in Singapur schützen deren Produkte eine Installation mit schwebenden Blütenblättern aus Metall vor dem Kollaps, sollte dieser wegen einer Störung eintreten.
Filigrane Metallstäbe schmücken den Changi Airport in Singapur
Der Changi Airport ist das wichtigste Verkehrsdrehkreuz für die Megacity. Eine stilisierte Orchideenblüte zieht sich heute wie ein roter Faden durch die Gestaltung des neuen Terminal 4. 96 Aluminiumelemente in Form von Blättern gehören zu einer Skulptur, die sich an der 25 Meter hohen Decke ohne Schutznetz zu sanfter Musik bewegt. Petalclouds nennt sich die Installation: Wolken aus Blütenblättern. Täglich laufen viele tausende Passagiere unter ihnen durch.
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Wie kam das Allgäuer Unternehmen zu der Zusammenarbeit? "Der Bereich Kunst und Kultur ist uns gut vertraut", sagt Produktmanager Bernd Kees. "Wir sind bei den Bühnenbremsen weltweit ganz vorn mit dabei", sagt er. Allgäuer Technik kommt beispielsweise im Bolschoi-Theater in Moskau zum Einsatz. "Ein Projekt wie in Singapur haben wir allerdings auch nicht alle Tage", räumt der Produktmanager ein.
Vier Tonnen wiegt die Kunstinstallation, die die Motoren der Allgäuer steuern
Was in der Central Galleria des Terminals so leicht aussieht, ist technisch ein Schwergewicht: Bei einer Länge von 200 Metern und einem Gewicht von 40 Kilogramm pro Element bewegen sich in der Summe vier Tonnen Stahl und Aluminium über den Köpfen der Fluggäste. Jedes Blütenblatt schwebt an vier dünnen Stahlseilen, gesteuert von zwei Motoren mit Seilwinden, die für fließende Bewegungen nach einer vorgegebenen Choreografie sorgen. Alle Motoren sind mit Not-Stopp-Bremsen und Steuermodulen aus Mauerstetten bestückt.
Das gesamte Kunstobjekt kommt zu einem großen Teil aus Bayern. Die MKT AG aus Olching bei München setzte die Vision der Berliner ART+COM Studios in eine TÜV-geprüfte Anlage um. "Wir haben bei den Petalclouds hunderte von Sicherheitselementen verbaut", sagt MKT-Konstrukteur Werner Riebesel. Allerdings müsse die Anlage auch stabil laufen, ohne dass die Sicherheitskomponenten mit Fehlalarmen alles stilllegen. Eine weitere Herausforderung: Das Kunstwerk wurde in Singapur installiert. Die Techniker aus Mauerstetten und Olching hätten sich nicht wegen jedes kleinen Problems erneut auf den Weg machen können. Entfernungen spielen bei Mayr Antriebstechnik mit weltweit 1200 Mitarbeitern und Werken in Polen und China allerdings nur bedingt eine Rolle. "Bei uns gehört die Qualitätssicherung schon während des Konstruktionsprozesses dazu", sagt Kees. "Außerdem ist eine umfassende Endprüfung Standard."
Mayr Antriebstechnik: Sicherheit hat Priorität
Vor der Auslieferung und dem Einbau in Maschinen, Windkraftanlagen und Robotern rund um den Globus werden laut Kees alle Sicherheitsbremsen auf Prüfständen getestet und deren Werte dokumentiert. Die Daten archivieren die Ingenieure zusammen mit den Seriennummern des jeweiligen Produkts in einer Datenbank. "Damit garantieren wir eine 100-prozentige Rückverfolgbarkeit", so Kees – egal, ob es sich um Bremsentechnologie für einen gigantischen Staudamm handelt oder für filigrane Orchideenblüten.
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