Siemens: Muss jetzt auch Kleinfeld gehen?
Nach dem Rücktritt von Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer muss jetzt auch der Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld um seinen Job bangen. Im Aufsichtsrat gibt es laut Branchenkreisen Widerstand gegen einen Verbleib von Kleinfeld an der Konzernspitze.
Laut Siemens soll aber an diesem Mittwoch wie geplant über eine Verlängerung von Kleinfelds Vertrag abgestimmt werden. "Am Zeitplan für die Vertragsverlängerung von Dr. Kleinfeld hat sich nichts geändert. Wie vorgesehen erfolgt die Entscheidung in der morgigen Sitzung des Aufsichtsrats", sagte ein Siemens-Sprecher in München.
Pierer hatte in der Nacht zum Freitag die Konsequenzen aus der Schmiergeldaffäre bei Deutschlands größtem Elektrokonzern gezogen und seinen Rücktritt erklärt. An diesem Mittwoch soll ThyssenKrupp- Aufsichtsratschef Gerhard Cromme zu seinem Nachfolger gewählt werden. Bisher galt als sicher, dass der Aufsichtsrat auch für eine Verlängerung von Kleinfelds Vertrag votiert. Laut mehreren Quellen ist die Situation aber wieder offen. Die "Financial Times Deutschland" (FTD) berichtete, führende Aufsichtsräte seien auf der Suche nach einem Nachfolger, um einen Neuanfang bei Siemens zu ermöglichen.
In Branchenkreisen hieß es, die Spekulationen um Kleinfeld seien "nicht unplausibel". Es sei aber noch keine Vorentscheidung getroffen. Eine Vertragsverlängerung - möglicherweise auch zu einem späteren Zeitpunkt - sei weiter möglich. Kleinfelds Vertrag läuft im Herbst aus. In der Schmiergeldaffäre hat er zwar bisher eine weiße Weste. In Branchenkreisen wurde aber spekuliert, dass Siemens möglicherweise als Konzession an die mächtige US-Börsenaufsicht SEC auf einen kompletten Neuanfang setzen könnte. Schließlich seien mögliche Schmiergeldzahlungen auch noch zu Beginn von Kleinfelds Amtszeit als Vorstandsvorsitzender weiter gelaufen.
Bei der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch soll ThyssenKrupp- Aufsichtsratschef Gerhard Cromme als Nachfolger Pierers an die Spitze des Kontrollgremiums gewählt werden. Cromme ist Vorsitzender der Regierungskommission Corporate Governance und leitet bereits den Prüfungsausschuss im Siemens-Aufsichtsrat, der die Affäre aufklären soll.
Als möglicher Nachfolger Kleinfelds war laut Branchenkreisen Wolfgang Reitzle im Gespräch. Nach Informationen des "Handelsblatts" sagte der Linde-Chef nach einer Bedenkzeit aber ab.
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