Rätselraten um Kaeser: Was sagt der Siemens-Boss zu Kugel?
Einen Tag, nachdem Siemens den Abschied von Janina Kugel bekannt gab, nimmt Kaeser nicht an einer Pressekonferenz teil. Er äußert sich dennoch - und gibt Fragen auf.
Wo ist Joe Kaeser? Einen Tag nachdem offiziell wurde, dass Siemens-Personalchefin Janina Kugel Anfang nächsten Jahres geht, nimmt der Konzern-Chef am Donnerstag nicht an einer Telefonkonferenz mit Journalisten teil. Und das, obwohl der 62-Jährige selten eine Gelegenheit auslässt, Reportern seine Sicht auf die Siemens-Welt, ja die ganze Welt darzulegen. Kneift Kaeser wegen der zu erwartenden unangenehmen Fragen zur Personalie Kugel? Eigentlich stellt sich Kaeser kritischen Fragen.
Kaeser ist in Asien, aber er schweigt nicht zur Personalie Kugel
So macht Siemens-Pressechefin Clarissa Haller deutlich: "Unser CEO Joe Kaeser kann aufgrund eines wichtigen Kundentermins in Asien heute Morgen nicht an dieser Telefonkonferenz teilnehmen." Ein Journalist hakt nach: "Ausgerechnet in diesen Tagen ist Herr Kaeser nicht zugegen?" Politisch äußert er sich gerne rauf und runter. Ist er wirklich unterwegs? Finanzvorstand Ralf P. Thomas antwortet: "Ich bin froh, dass unser CEO die Chance hat, einem Kunden zu helfen, finale Entscheidungen zu treffen, die dann in Papier gerinnen."
Kaeser eilt bekanntlich um die Welt, um große Aufträge unter Dach und Fach zu bringen. Entsprechend gut gefüllt sind die Orderbücher. Dennoch bekommt der Konzern jetzt die Krise in der Autoindustrie und im Maschinenbau zu spüren. Die Verkaufskünste des Chefs sind also gefragter denn je.
Und Kaeser hat sich nicht vor Fragen zum Abgang seiner starken Personalchefin Kugel gedrückt. Auf dem Kurznachrichten-Dienst Twitter schreibt er, er bedaure Kugels Weggang. Und kündigte an: "An alle, die glauben K&K sei vorbei (So war das Gespann Kaeser und Kugel genannt worden, Anm.d.Red): Wir haben große Pläne." Welche genau ließ er offen.
Dass der Siemens-Chef tatsächlich unterwegs war, scheint dagegen sicher. Wie es in der Zentrale heißt, nehme er wirklich einen schon länger geplanten Auslandstermin wahr. Dennoch könnte der Siemens-Boss, ein Erklärungsproblem bekommen, schließlich wolle der Konzern mehr Frauen ins Top-Management holen, nicht weniger.
Siemens-Personal-Chefin: Die Spekulationen um Kugels Nachfolge laufen
Es ist nämlich möglich, dass neben der 49-jährigen Kugel, also der Nummer zwei bei Siemens, eine weitere Top-Frau gehen muss. Denn das Vorstandsmitglied Lisa Davis, eine 55-jährige Amerikanerin, könnte Opfer der Abspaltung der Energiesparte werden, für die sie noch zuständig ist. Wenn aber Kugel und Davis weg sind, könnte Kaeser vorgehalten werden, es mit der Frauenförderung für das Top-Management doch nicht so ernst zu meinen. So weit ist es noch nicht.
Nach Informationen unserer Redaktion soll Kugels Posten wieder mit einer starken Frau besetzt werden. Ein Insider sagt: "Im Übrigen hat Kaeser kein Problem mit starken Frauen im Top-Management." Er rumple vielmehr als Alpha-Typ gelegentlich mit ebensolchen Charakteren zusammen, egal ob Mann oder Frau.
Das sagt Janina Kugel selbst zu ihrem Abschied
Dass Kugel nun geht, ist aber nicht nur das Resultat einer – wie es heißt – nicht mehr so guten Chemie mit Kaeser. In München erzählt mancher auch, die Mutter von Zwillingen konnte sich schon länger ein Leben außerhalb des enorm zeitfressenden Siemens-Vorstandsjobs vorstellen.
Auch sie selbst äußerte sich inzwischen zu ihrem Abschied: Die Arbeit bei Siemens habe sie sehr genossen. "Aber ich habe immer den Wandel gepredigt. Nun versuche ich selbst, mich zu wandeln", schreibt die Topmanagerin auf ihrem Profil auf der Karriere-Plattform Linked-In. Zwischen den Zeilen lässt sich aus dem Text herauslesen, dass sie noch keine neue Stelle in Aussicht hat und stattdessen andere Unternehmen beraten möchte. "Nachdem ich Siemens verlassen haben werde, möchte ich mir die Zeit nehmen, von Organisationen und Personen mit verschiedensten Hintergründen zu lernen. Ich möchte meine eigene Erfahrung nutzen, um andere Konzerne dabei zu unterstützen ihren eigenen Wandel zu meistern", schreibt Kugel.
Für die Journalistin und Autorin Ursula Weidenfeld zeigt die Personalie Kugel: "Für Frauen ist es zwar leichter geworden, Positionen zu bekommen. Aber sie zu behalten, ist kompliziert geblieben." Nur jeder zehnte Vorstandssessel in den größten deutschen Aktiengesellschaften gehöre einer Frau, rechnete sie vor: "Schon deshalb stehen Top-Managerinnen immer unter besonderer Beobachtung." (mit hhc)
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.