Siemens gliedert die Kraftwerksparte aus
Der Technologie-Konzern Siemens will seinen Kraftwerksbereich als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen. Was heißt das?
Der Technologie-Konzern Siemens will seine kriselnde Kraftwerksparte ausgliedern und bis September 2020 an die Börse bringen. Wie das Unternehmen am Dienstagabend mitteilte, konzentriert es sich fortan auf die Sparten Digital Industries und Smart Infrastructure.
An dem neu entstehenden Energieunternehmen will Siemens etwas weniger als 50 Prozent halten. Die neue Gesellschaft soll künftig auch Siemens’ Anteil am Gemeinschaftsunternehmen Siemens-Gamesa übernehmen. Die Windkraftsparte bildete bislang eines von drei strategischen Unternehmen, in denen Siemens die Mehrheit kontrolliert. Künftig sollen Gamesa und das ausgegliederte Kraftwerkgeschäft aber nicht mehr in der eigenen Bilanz auftauchen.
Siemens richtet sich auf digitale Technologien aus
Siemens richtet sich damit noch stärker auf digitale Technologien aus – eine Richtung, die von den Aktionären auf der Hauptversammlung Ende Januar gefordert worden war. Unter Joe Kaesers Ägide soll sich Siemens verschlanken, die einzelnen Einheiten sollen flexibler und eigenständiger werden. „Das ist die Grundlage für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg in langfristig attraktiven Wachstumsmärkten“, teilte Kaeser mit. Gleichzeitig trennt sich der Konzern von seinem größten Sorgenkind: Zwar konnte er über Serviceverträge den Auftragseingang von Gas und Power im ersten Quartal um ganze 15 Prozent auf mehr als 3,5 Milliarden Euro steigern. Das bereinigte Ergebnis ging jedoch um 50 Prozent auf 119 Millionen Euro zurück. Auch die Umsätze lagen mit 2,85 Milliarden Euro knapp zehn Prozent unter Vorjahresniveau. Aktuelle Zahlen will Siemens an diesem Mittwoch bekannt geben.
Überkapazitäten von Gasturbinen sowie die Energiewende machen dem Geschäftsbereich zu schaffen. Siemens hatte deshalb bereits im vergangenen Herbst den Abbau von mehreren tausend Stellen angekündigt und die Standorte neu aufgestellt. Die damals geschlossene Vereinbarung mit der Arbeitnehmerseite soll auch im neuen Unternehmen Bestand haben, betonte Kaeser am Dienstag.
Trotz der Probleme vermeldete Siemens jüngst Erfolge im Kraftwerksektor. So sicherte sich der Konzern einen wichtigen Teilauftrag mit einem Volumen von 700 Millionen Euro im Irak. Enthalten ist der Auftrag für den Bau eines Gaskraftwerks mit einer Leistung von 500 Megawatt in Zubaidiya.
Siemens geht ein Risiko ein
Mit der Ausgliederung geht Siemens aber auch ein hohes Risiko ein, die vor allem die Beschäftigten zu spüren bekommen könnten. So warnt die Gewerkschaft IG Metall vor einer eingeschränkt vorausschaubaren Marktentwicklung sowie Druck zu weiteren Einsparungen. Betroffen von den Veränderungen seien bundesweit fast 20 Standorte mit deutlich über 20.000 Beschäftigten. Dennoch hatte die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat der Ausgliederung zugestimmt. „Unter dem Strich überwiegen aus Arbeitnehmersicht angesichts der Gesamtsituation die positiven Aspekte“, hieß es von der IG Metall. (dpa)
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