Siemens streicht 6900 Jobs: Chef Joe Kaeser hat das Maß verloren
Die Kritik an Siemens-Chef Joe Kaeser wegen des Stellenabbaus ist berechtigt. Er geht sogar in einer strukturschwachen Region wie dem sächsischen Görlitz kalt-kapitalistisch vor.
Ende September stand der Siemens-Chef noch als Held da. Joe Kaeser war es gelungen, die Franzosen zu einer Bahn-Ehe von TGV und ICE zu überreden – und das auch mit leichter deutscher Dominanz. Spätestens seit Donnerstag hat er sich aber den Ruf als massenhafter Job-Abbauer erworben, der selbst nicht davor zurückschreckt, in einer strukturschwachen Region wie dem sächsischen Görlitz eine Fabrik zu schließen.
Siemens streicht viele Jobs - trotz Milliardengewinnen
Angesichts von Milliardengewinnen und einem auch am Donnerstag steigenden Aktienkurs liefert Kaeser seinen Kritikern reichlich Munition frei Haus. Kaum einer will jetzt mehr wissen, dass Siemens in Deutschland die Zahl der Stellen zuletzt um 2000 auf 115.000 gesteigert hat. So dringt der Manager mit seinen Argumenten für den Job-Kahlschlag nur noch bei Wirtschaftskennern durch.
Dabei muss der Vorstandschef in der betroffenen Kraftwerkssparte handeln, weil sich die Branche in einem Umbruchprozess befindet. Gerade große Siemens-Gaskraftwerke sind nicht mehr so gefragt. Denn trotz aller Klimaversprechen werden dreckige, aber günstigere Kohlekraftwerke weiter betrieben. Hinzu kommt der Windkraft-Boom.
Gewerkschafter hätten es verstanden, wenn Kaeser die Kraftwerksgeschäft mit Augenmaß umgebaut hätte. Doch er hat das Maß verloren. Ausgerechnet im Osten kalt-kapitalistisch vorzugehen, treibt der AfD noch mehr Wähler zu. Genau das wollte der Siemens-Chef immer verhindern. Er genügt seinen eigenen Ansprüchen nicht.
Die Diskussion ist geschlossen.