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Foto: Jörg Sarbach, dpa (Symbolbild)
Foto: Jörg Sarbach, dpa (Symbolbild)

Ryanair-Piloten wollen am Mittwoch streiken.

Fluggesellschaft
12.09.2018

Streiks bei Ryanair: 150 Flüge sind gestrichen

Piloten und Flugbegleiter streiken im Tarifstreit mit Ryanair in Deutschland. 150 Flüge sind gestrichen, auch Bayern ist betroffen. Ryanair droht dem Personal.

Piloten und Flugbegleiter ziehen an einem Strang: Beide Berufsgruppen haben mit ihrem Streik bei der Billig-Airline Ryanair in Deutschland begonnen. Schon am Morgen bleiben Maschinen am Boden. Viele Passagiere müssen umplanen.

Wegen des Streiks der Piloten und Flugbegleiter von Ryanair in Deutschland sind am Mittwoch etliche Verbindungen ausgefallen. Am frühen Morgen begann ein 24-stündiger Ausstand der Beschäftigten der irischen Billig-Airline. Mehrere Maschinen seien am Boden geblieben, berichtete eine Sprecherin von Verdi in Frankfurt. In Berlin betonte die Dienstleistungsgewerkschaft die hohe Streikbereitschaft an den Flughäfen Tegel und Schönefeld.

Streik bei Ryanair: Diese Flüge aus Bayern sind betroffen

Laut der Pilotengewerkschaft VC soll der Arbeitskampf vor allem die großen Ryanair-Standorte lahmlegen. "Es sind alle zwölf deutschen Basen betroffen, besonders die großen in Frankfurt/Rhein-Main, Hahn und an den Berliner Flughäfen", sagte der Vizechef der Vereinigung Cockpit (VC), Markus Wahl. "Da kommt es verstärkt zu Ausfällen."

Der Streik dauert bis Donnerstag um 02.59 Uhr. Ryanair-Passagiere in Deutschland müssen daher mit Flugausfällen und Verspätungen rechnen. Bei dem Ausstand geht es um erstmalig abzuschließende Tarifverträge für höhere Gehälter sowie bessere Arbeitsbedingungen.

Die Fluggesellschaft hatte nach der Ankündigung 150 von 400 geplanten Flügen von und nach Deutschland gestrichen und nach eigenen Angaben alle betroffenen Kunden informiert. Die übrigen Flüge fänden statt, hatte Ryanair-Organisationschef Peter Bellew am Dienstag versprochen. Eine Liste der Streichungen veröffentlichte die Airline jedoch nicht.

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In Bayern ist von dem Streik bei Ryanair Deutschland nur der Flughafen Nürnberg betroffen. Hier werden im Tagesverlauf des Mittwochs drei Verbindungen ausfallen. In Memmingen werden keine Verbindungen ausfallen.

Diese Rechte haben Passagiere bei Streik und Flugausfall

Insgesamt steuert Ryanair 19 deutsche Flughäfen an. Passagiere können dem Unternehmen zufolge kostenfrei umbuchen oder den Ticketpreis zurückerhalten. Darüber hinausgehenden Schadenersatz lehnt die Gesellschaft unter Verweis auf EU-Recht ab, sie lässt es in dieser Frage auf einen Prozess mit dem Flugrechte-Portal AirHelp ankommen.

An den Berliner Airports Schönefeld und Tegel seien mehr als die Hälfte der Flüge annulliert worden, sagte ein Verdi-Sprecher am Morgen. Dutzende Flugbegleiter hätten sich mit Transparenten in Schönefeld versammelt. 

In Nordrhein-Westfalen strich Ryanair in Köln/Bonn nach Angaben eines Flughafensprechers zunächst 20 seiner geplanten 56 Starts und Landungen. In Weeze sollten nach den Worten eines Sprechers 12 der 28 Ryanair-Flüge ausfallen. 

In Hamburg gab es dagegen bisher kaum Auswirkungen auf den Flugverkehr, nur bei 2 der dort 14 vorgesehenen Flüge erwartete der Airport Ausfälle. In Bayern waren München und Memmingen nicht vom Streik betroffen, während in Nürnberg sechs der zwanzig Ryanair-Verbindungen ausfallen sollten.

"Wir glauben, dass wir erfolgreich sein können und dass Ryanair an den Verhandlungstisch zurückkehrt", sagte VC-Mann Wahl. Etwas Besonderes sei diesmal die gemeinsame Koordination der Aktion mit den Kollegen des Kabinenpersonals. "Man sieht dadurch, wie prekär die Situation bei Ryanair offensichtlich ist", meinte der Gewerkschafter.

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Geldgeber Der Flughafen hat 76 Gesellschafter, größtenteils Unternehmer aus der Region. Sie haben 30 Millionen Euro investiert. „Dieses Modell ist einzigartig in Deutschland“, sagt Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid, dessen Vertrag soeben um drei Jahre verlängert wurde. Der Freistaat hat bislang Zuschüsse in Höhe von 7,1 Millionen Euro ausgezahlt. Offen ist noch, ob das Land am Allgäu-Airport als Gesellschafter einsteigt. Nach Informationen unserer Zeitung ist eine Beteiligung in Höhe von 1,2 Millionen Euro im Gespräch. Der Allgäu-Airport ist nach München und Nürnberg der dritte bayerische Verkehrsflughafen und der höchstgelegene Verkehrsflugshafen Deutschlands.

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Arbeitsplätze 96 Menschen sind am Flughafen beschäftigt, weitere 52 arbeiten bei einer Tochterfirma, die für die Passagierabfertigung zuständig ist. Die weiteren Unternehmen, die auf das frühere Militärgelände gekommen sind, bieten nach Angaben des Airports insgesamt 1600 Arbeitsplätze. Es gibt weitere Vorhaben: Die Firma Fakt Motion plant das „modernste Zentrum für autonomes Fahren in Deutschland“. Hier geht es um Autos, die sich selbst steuern. Der Autozulieferer Continental will ein Entwicklungszentrum für Fahrassistenz-Systeme ansiedeln und 150 hochqualifizierte Jobs schaffen.

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Flugziele Im Sommerflugplan gibt es 31 Verbindungen. Die beliebtesten Ziele in den vergangenen zehn Jahren waren London, Dublin und Mallorca.

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Fluggesellschaften Ryanair, Wizz Air, Pobeda, Flyniki und die türkische Gesellschaft Corendon bieten Linienflüge an. Der Allgäu-Airport rechnet in diesem Jahr mit über 1,1 Millionen Passagieren – das wäre neuer Rekord. Garanten für diese Entwicklung sind die Billigfluglinien Ryanair und Wizz Air. Ryanair wird im September eine Maschine am Airport stationieren.

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Einzugsbereich Im Einzugsbereich des Flughafens leben nach Airport-Angaben elf Millionen Menschen. Die Passagiere kommen vor allem aus Süddeutschland, Vorarlberg, Tirol und der Schweiz.

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Anfahrt Auf der A 96 bis zur Ausfahrt Memmingen-Ost und dann weiter zum Flughafen. Der Allgäu-Airport befindet sich zwar auf dem Gebiet der Gemeinde Memmingerberg, heißt aber offiziell Flughafen Memmingen.

Nach Streik: Ryanair droht seinen Piloten und Flugbegleitern

Bei einem ersten Streik der Piloten am 10. August hatte Ryanair von sich aus 250 deutsche Flüge abgesagt. Für Verdi ist es der erste Ausstand bei Europas größtem Billigflug-Anbieter. Die Gewerkschaft will weitere Arbeitskämpfe folgen lassen, falls Ryanair kein Entgegenkommen zeigt. "Das ist ein erster Warnstreik. Wie es weitergeht, hängt vom Verhandlungsverlauf ab", sagte Vorstand Christine Behle am Dienstag. Mit der VC sei man zwar nicht immer einer Meinung, versuche sich aber abzustimmen. "Wir wollen zeigen, dass sich beide Berufsgruppen nicht auseinanderdividieren lassen."

Streik bei Airlines: Diese Rechte haben Flugreisende

Informationen: Erster Ansprechpartner für Flugreisende ist immer die Fluggesellschaft, bei Pauschalreisen ist es der Reiseveranstalter. Auch der jeweilige Flughafen bietet auf seiner Internetseite ausführliche Informationen über die aktuellen Abflug- und Ankunftszeiten. Bei Informationen aus dem Internet ist es sinnvoll, sich diese auszudrucken, um später einen Beleg zu haben.

Streik bei Airlines: Diese Rechte haben Flugreisende

Stornieren oder Umbuchen: Einen streikbedingt gestrichenen Flug kann der Kunde stornieren, er bekommt dann sein Geld zurück. Wer trotzdem fliegen will, hat Anspruch auf einen späteren Flug. Das kann aber dauern, bis der Streik vorbei ist - und auch länger, da ein Rückstau entstehen kann. Ist ein Ersatzflug erst am kommenden Tag oder später möglich, muss die Airline Übernachtungen und Transfers zum Hotel bereitstellen. Bei einer Pauschalreise muss der Reiseveranstalter für eine Ersatzbeförderung sorgen.

Streik bei Airlines: Diese Rechte haben Flugreisende

Verspätung: Bei Flügen bis zu 1500 Kilometern haben Fluggäste ab zwei Stunden Verspätung Anspruch auf Betreuungsleistungen - also Telefonate, Getränke, Mahlzeiten und gegebenenfalls eine Übernachtung im Hotel. Bei einer Strecke von 1500 bis 3500 Kilometern gibt es Unterstützung nach drei Stunden, ab 3500 Kilometern nach vier Stunden. Das gilt auch bei Zwischenstopps außerhalb Europas.

Streik bei Airlines: Diese Rechte haben Flugreisende

Pünktlichkeit: Auch bei einer großen absehbaren Verspätung sollten Passagiere immer zur ursprünglichen Abflugzeit am Flughafen sein. Es besteht sonst die Gefahr, dass die Fluggesellschaft doch früher einen Ersatzflug anbieten kann - und Reisende ihn dann verpassen.

Streik bei Airlines: Diese Rechte haben Flugreisende

Entschädigung: Bei Annullierung, Überbuchung oder Verspätung ab drei Stunden haben Passagiere zwar laut EU-Verordnung Anspruch auf eine Entschädigung von bis zu 600 Euro - aber nur, wenn kein »außergewöhnlicher» Umstand daran schuld ist. Die Fluggesellschaften werten Streiks aber ebenso wie miserables Wetter als außergewöhnlichen Umstand. Entschädigungen gibt es daher nicht. Verbraucherschützer haben an dieser Sichtweise allerdings rechtliche Zweifel.

Verdi-Verhandlungsführerin Mira Neumaier nannte das Tarifangebot für die Flugbegleiter nach zwei Verhandlungsrunden völlig unzureichend. Das Basisgehalt solle nach dem Ryanair-Angebot über einen Zeitraum von drei Jahren nur um 41 Euro monatlich angehoben werden. Bei den Piloten konnten sich beide Seiten weder auf ein Schlichtungsverfahren noch auf die Auswahl eines Schlichters einigen.

Der Billigflieger kontert die gemeinsamen Crew-Streiks mit Drohungen: Gerade an kleineren Standorten würden fortgesetzte Arbeitskämpfe zu Verlusten führen, die Ryanair nicht tragen könne. In ihrem Heimatland Irland hatte die Gesellschaft mit dem Abzug mehrerer Jets nach Polen gedroht. Nach fünf Streikwellen der Piloten und einer Einigung mit der dortigen Gewerkschaft wurde diese Entscheidung zurückgenommen. (dpa)

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