Thyssen streicht 6000 Stellen
Der Stahlkonzern wollte sich mit dem Konkurrenten Tata aus Indien zusammenschließen. Das ist nun gescheitert. Mit Konsequenzen
Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff hat bei der Sanierung des kriselnden Industriekonzerns einen schweren Rückschlag erlitten. Die schon weit vorangetriebene Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata sei „am Widerstand der Europäischen Kommission gescheitert“, sagte Kerkhoff am Freitag. In den kommenden drei Jahren will der Essener Konzern jetzt 6000 Stellen streichen, 4000 mehr als geplant.
Wegen des erwarteten Vetos aus Brüssel sagte Kerkhoff auch die geplante Aufspaltung von Thyssenkrupp in zwei eigenständige, börsennotierte Unternehmen für Werkstoffe und für Industriegüter ab. „Der Konzern bleibt als Ganzes erhalten“, kündigte er an. Um neues Geld in die Kasse zu bekommen, will Kerkhoff die profitable Aufzugssparte des Konzerns an die Börse bringen. Das hatten Investoren gefordert. An der Börse kam die Ankündigung gut an. Der Aktienkurs des Unternehmens legte zeitweise um mehr als 20 Prozent zu.
Die Fusion galt als ein Kernstück des geplanten Konzernumbaus. Durch den Zusammenschluss wäre Europas zweitgrößter Stahlkonzern mit rund 48000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden entstanden. Thyssenkrupp wollte damit die Abhängigkeit vom schwankenden Stahlgeschäft verringern, das unter Überkapazitäten und dem Wettbewerbsdruck aus Asien leidet.
Für die rund 27000 Mitarbeiter von Thyssenkrupp beim Stahl sei das Veto der EU-Kommission „ein harter Schlag“, sagte Kerkhoff. Ihnen hätte die Fusion mit Tata „eine Zukunftsperspektive gegeben“. Die IG Metall hatte eine Beschäftigungsgarantie bis zum 30. September 2026 sowie eine langfristige Standortsicherung erreicht.
Dieser Tarifvertrag werde jetzt nicht in Kraft treten, sagte Personalvorstand Oliver Burkhard. Betriebsbedingte Kündigungen könnten nicht ausgeschlossen werden. Von den 6000 Stellen sollen 4000 in Deutschland abgebaut werden. Die IG Metall forderte auch unter den neuen Bedingungen „langfristige Sicherheiten“ für die Beschäftigten.
Die Lage von Thyssenkrupp hatte sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Thyssenkrupp sei trotz aller Anstrengungen „noch immer kein starker Industriekonzern“, klagte Kerkhoff. Schwache Zahlen im bisherigen Geschäftsjahr und eine wohl deutlich höher als erwartet ausfallende Kartellstrafe beim Stahl kämen hinzu. Unter diesen Rahmenbedingungen sei die Teilung des Konzerns nicht mehr die beste Lösung. Um die Genehmigung aus Brüssel zu erhalten, wollten Thyssenkrupp und Tata kleinere Werke verkaufen. Die EU-Kommission wollte die Ankündigung von Thyssenkrupp nicht kommentieren. Ein Sprecher sagte, der Fall sei noch nicht abgeschlossen. Aktuell sei eine Entscheidung bis zum 17. Juni vorgesehen. (dpa)
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