Die Staatsanwaltschaft klagt VW-Chef Herbert Diess an. Trotzdem steht der frühere BMW-Manager wie kein anderer für den Neuanfang nach dem Diesel-Skandal.
Das hat sich abgezeichnet und ist bitter: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig erhebt Anklage gegen VW-Boss Herbert Diess. Ihn trifft damit das gleiche Schicksal wie seinen Vor-Vorgänger Martin Winterkorn und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Dabei rückte er erst am 1. Juli 2015 zunächst in den VW-Vorstand als Chef der Marke Volkswagen auf und wurde zum 13. April 2018 an die Spitze des Konzerns berufen. Der frühere BMW-Manager kann also nichts mit der Entstehung der Diesel-Affäre zu tun haben. Er ist nur mit der Aufarbeitung des Schlamassels beschäftigt. Trotzdem wird er jetzt gemeinsam mit seinem tief gefallenen und schwer in der Affäre belasteten Vor-Vorgänger Winterkorn angeklagt.
Diess ist bei Volkswagen Aufklärer und sucht den Dialog mit Kritikern
Was absurd anmutet, lässt sich aufklären: Der gebürtige Münchner Diess ist etwas zu früh in die Volkswagen-Führungsriege vorgedrungen. Das ist Pech. Denn so können ihm die Staatsanwälte vorhalten, wie Winterkorn und Pötsch die VW-Anleger nicht rechtzeitig über die möglichen wirtschaftlichen Folgen und damit auch die Auswirkungen auf die Volkswagen-Aktie informiert zu haben. So werden die drei Manager der Marktmanipulation beschuldigt.
Diess ist jedoch in seinen neuen VW-Ämtern nicht als Manipulator, sondern Aufklärer aufgetreten. Ja, er steht für einen sauberen Neuanfang. Der 60-Jährige will Vollgas elektrisch in die Zukunft fahren. Er sucht den Dialog mit Klima-Kritikern und stellt sich wie kein VW-Chef vor ihm leidenschaftlich öffentlichen Debatten. Volkswagen braucht ihn also für die Fahrt in neue Zeiten. Kommt es zum Prozess, würden die rußigen Schatten der Skandal-Vergangenheit VW und Diess immer wieder einholen. Er müsste häufiger vor Gericht erscheinen. Vergleichbare Fälle haben gezeigt, wie stark das einen Vorstandsvorsitzenden belastet.
Unter Herbert Diess ist Ruhe bei VW eingekehrt
Da muss Volkswagen jetzt aber durch und an Diess trotz der Anklage festhalten. Nachdem endlich wieder Ruhe und Zuversicht in dem Konzern eingekehrt sind, wäre es fatal, nun schon wieder mit einem Wechsel an der Spitze für Ungewissheit zu sorgen.
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"Diess ist jedoch in seinen neuen VW-Ämtern nicht als Manipulator, sondern Aufklärer aufgetreten."
Herr Diess versucht bei jedem öffentlichen Auftritt zu manipulieren.
Das ist Öffentlichkeitarbeit und gehört einfach zu seinem Job.
In Talk-Shows miemt er durch bewust einfache (schlechte) Kleidung den glaubwürdigen Versteher von betrogenen VW-Käufern und bietet Fahrzeuge an, die durch staatliche Subventionen billiger an Endkunden verkauft werden sollen.