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US-Strafzölle
06.07.2018

Warum Trumps Wähler einen hohen Preis bezahlen

„Ich weiß nicht, was ich machen soll“: Amir Peay produziert Bourbon und hat nun aufgrund der internationalen Strafzölle ein gewaltiges Problem.
Foto: Karl Doemens

Seit der US-Präsident einen Handelskrieg befeuert, ist der Ärger im Bourbon-Land Kentucky groß. Denn die Retourkutsche der EU und von China hat massive Folgen.

Die kupferne Brennblase strahlt wie blitzblank geputzt. Die bauchigen Flaschen im Wandregal des Probierraums sind ordentlich aufgereiht. In ein paar Tagen soll die runderneuerte Whiskey-Destillerie James E. Pepper am Rande von Lexington in Kentucky endlich ihre Tore für Besucher öffnen. Große Bildtafeln in einem Ausstellungsraum zeichnen die wechselvolle Firmengeschichte von der amerikanischen Revolutionszeit bis zur vorläufigen Schließung nach dem Zweiten Weltkrieg nach. Mit eigenen Ersparnissen und geliehenem Geld hat Amir Peay den maroden Backsteinbau aus dem Dornröschenschlaf geweckt und den Betrieb wieder aufgenommen. „Ich bin kein Investor. Ich mache das aus Leidenschaft“, betont der 41-Jährige.

Anfangs liefen die Geschäfte prächtig. „Es hat Wumms gemacht“, schwärmt Peay, der seinen kahlen Schädel unter einem coolen Basecap verbirgt. Doch plötzlich gerät sein uramerikanischer Traum von der eigenen Brennerei ins Wanken. Ein gewaltiges Risiko ist aufgetaucht, mit dem der Start-up-Unternehmer nicht rechnen konnte. Auslöser ist ausgerechnet jener Mann, der die USA wieder groß machen will: Donald Trump.

Seit der Präsident in irrem Tempo auf einen globalen Handelskrieg zusteuert, ist auch im beschaulichen Bourbon-Land, wo der bernsteinfarbene Getreidebrand, eine Variante des amerikanischen Whiskeys, in Millionen Holzfässern langsam heranreift, die Welt nicht mehr in Ordnung. Die neue Eskalation zwischen den USA und China mit den gegenseitigen Strafzöllen kommt da noch obendrauf. Nicht auszudenken, wie sich der „größte Handelskrieg der Wirtschaftsgeschichte“, wie die Chinesen den Konflikt schon voluminös nennen, auf Kleinunternehmer wie Amir Peay auswirken könnte. Das Problem fing aber früher an, mit einem anderen Schauplatz, den Trump auserwählt hat.

Einer sagt: Das ist wie ein Schlag in die Magengrube

„Ich weiß nicht, was ich machen soll. Das ist wie ein Schlag in die Magengrube“, sagt Peay. Vor allem in Deutschland und Großbritannien wollte er in nächster Zukunft wachsen und den Umsatzanteil des Exports von zehn auf 20 Prozent verdoppeln. Die EU-konformen 0,7-Liter-Flaschen und spezielle Etiketten sind schon gekauft, der erste Container verschifft, ein zweiter mit 2000 Kisten soll bald folgen. Doch nun hat die Europäische Union als Vergeltung für die amerikanischen Stahl- und Aluminiumzölle die Einfuhr von Bourbon, Motorrädern, Orangen und Jeans aus den USA massiv verteuert. Mexiko und Kanada haben ebenfalls Strafabgaben auf US-Whiskey verhängt, und nun eben auch China.

Das könnte den Bourbon-Boom der vergangenen Jahre auf dem alten Kontinent empfindlich dämpfen. Derzeit verkauft Peay seinen „1776“, der auch in Berliner Szene-Bars ausgeschenkt wird, in Deutschland für 35 Euro die Flasche. Nun kommen auf den Grundpreis 25 Prozent Zoll hinzu. Weil aber der Importeur und der Handel ihre Margen nach dem gestiegenen Basiswert berechnen, würde der Preis bei unveränderter Kalkulation künftig auf 45 Euro katapultiert, rechnet Peay vor: „Das beunruhigt mich sehr.“

Gerade mal eine halbe Stunde dauert die Autofahrt von der Brennerei James E. Pepper durch saftig-grünes Hügelland mit Pferdekoppeln und Südstaatenvillen bis nach Frankfort. In einem Nebengebäude des mit griechischen Säulen verzierten alten Kapitols präsentiert Wirtschaftsminister Terry R. Gill den Besuchern aus Deutschland eine wesentlich optimistischere Perspektive. Neben den Fotos seiner Familie hat der smarte Ex-Unternehmer im perfekt sitzenden Anzug zwar auch zwei Bourbon-Flaschen drapiert. Doch bald wird deutlich, dass er die Zukunft des von den Republikanern regierten Bundesstaats eher in Industrie und Maschinenbau sieht. Gerade hat er bei einer Investoren-Messe in Washington einen dicken Stapel Visitenkarten eingesammelt. 77 deutsche Firmen seien schon in Kentucky aktiv, berichtet Gill stolz: „Wir wollen mehr!“

Und die Zölle, mit denen Präsident Trump den deutschen Autobauern droht? „Der Präsident hat einen Sinn fürs Drama“, wiegelt Gill ab. „Natürlich verstehen wir die Wirkung von Zöllen. Niemand glaubt, dass das eine gute Sache ist.“ Aber so sei das halt in Verhandlungen. „Wir werden alles tun, um die Bourbon-Industrie zu verteidigen“, verspricht Gill. „Wir hoffen, dass wir das lösen können.“

Das klingt ganz ähnlich wie die hinhaltende Position des aus Kentucky stammenden republikanischen Mehrheitsführers im Senat, Mitch McConnell. Man spürt das Unwohlsein der Marktliberalen über den wilden Protektionismus, doch mehr noch die nackte Angst, mit offener Kritik im Weißen Haus anzuecken. „Ich schaue mir das sehr genau an“, hat McConnell vage angekündigt.

Mit jedem Tweet von Trump eskaliert der Handelsstreit weiter 

Tatsächlich zeichnet sich keine Entspannung ab. Im Gegenteil: Mit jedem Tweet des Präsidenten eskaliert der Handelsstreit weiter. Kentuckys Gouverneur Matt Bevin, ein glühender Trump-Anhänger, hat sich von vorneherein für eine radikale Vorwärtsverteidigung entschieden. „Reine Geldschneiderei“ seien die Whiskey-Zölle, poltert er und behauptet: „Die Europäer werden trotzdem in diesem Jahr mehr Bourbon trinken als im Vorjahr. Sie werden nur mehr dafür bezahlen.“ Die Nonchalance des Regierungschefs eines wirtschaftsschwachen Bundesstaates, in dem 17.500 Männer und Frauen rund 95 Prozent des weltweiten Bourbons produzieren, ist bemerkenswert.

Doch auch die großen Whiskey-Hersteller sind noch erstaunlich ruhig. „Exporte machen nur einen kleinen Teil unseres Umsatzes aus. Ohne zu wissen, wie lange die Zölle überhaupt gelten, wäre jede Stellungnahme voreilig“, wiegelt die Sprecherin des Traditionshauses Buffalo Trace ab. Bei einer Führung durch die weitläufige Anlage erfährt man von ehrgeizigen Expansionsplänen. „Wonach riecht es hier?“, fragt Tour-Guide Chuck in einem der Lagerhäuser. Der süßliche Duft des Whiskeys, der im Laufe von Jahren tropfenweise durch kleinste Risse der Holzfässer dringt, schwängert die Luft. „Das ist der Geruch des Geldes“, scherzt Chuck übermütig. Auch bei den anderen Branchengroßen will man nicht über Probleme reden.

Das Schweigen, glaubt Janet Patton, hat mehrere Gründe. Die Reporterin des Lexington Herald-Leader beobachtet seit vielen Jahren die Bourbon-Branche. Bei einem Eis-Cappuccino im Café erzählt sie, dass große Hersteller vor Inkrafttreten der Zölle gewaltige Mengen ihres Whiskeys auf Vorrat nach Europa geschafft und sich so eine Galgenfrist gesichert haben. Auch könnten Konzerne die Kosten besser verteilen. So hat der im Nachbarstaat Tennessee beheimatete Brenner Jack Daniels gerade einen Preisaufschlag von rund zehn Prozent angekündigt. Unbedingt aber wollten die großen Marken in der polarisierten US-Gesellschaft jede politische Positionierung vermeiden. „Sie haben Angst, dass sie das Ziel des nächsten Tweet-Sturms des Präsidenten werden“, sagt die Journalistin.

Container werden im Hafen von Savannah in den USA auf ein Schiff verladen. Der Handelskonflikt mit China ist weiter eskaliert.
Foto: Stephen B. Morton/AP, dpa

Die Sorge ist begründet. Gerade erst hat Trump kaum verhohlen zu einem Boykott des Motorradherstellers Harley-Davidson aufgerufen, weil dieser ankündigte, wegen der Zölle einen Teil seiner Produktion ins Ausland zu verlagern. Solche Standortwechsel sind beim Whiskey nicht möglich – der Bourbon muss laut Definition überwiegend aus Mais in den USA gebrannt werden. Gleichwohl werden die internationalen Eigentümer kaum tatenlos zusehen, wenn ihre ehrgeizigen Wachstumsziele platzen.

Das Postkarten-Idyll zwischen alten Bourbon-Fässern gibt es nämlich nur in der Jack-Daniels-Werbung. Tatsächlich hat die Globalisierung die Branche mächtig aufgemischt. Jack Daniels gehört wie die Premium-Marke Woodford Reserve zur amerikanischen Brown-Forman-Gruppe. Jim Beam und Maker’s Mark wurden vom japanischen Getränkehersteller Suntory geschluckt, und Four Roses firmiert im Portfolio des japanischen Brauers Kirin. Bei Wild Turkey, der rauen Lieblingsmarke vieler Trump-Fans, werden im Souvenirshop zwar Basecapes im US-Military-Look angeboten. Der Hersteller aber wurde vor neun Jahren vom italienischen Campari-Konzern übernommen, und den Roggen für seinen Whiskey importiert er ausgerechnet aus Deutschland. In jüngerer Zeit ist die Branche mit jährlichen Steigerungen ihrer Exporte um zehn Prozent vor allem in Europa gewachsen. Der Warnruf der Destiller-Vereinigung von Kentucky klingt daher wesentlich ehrlicher als die abwiegelnde PR der Firmen: Einen „signifikanten Effekt auf Investment und Beschäftigung“ würden die Zölle haben, fürchtet die Organisation.

So oder so - es gibt keine gute Lösung

Wie dramatisch der Einbruch tatsächlich ausfällt, hängt von den europäischen Kunden ab. Werden sie die mittelfristig unvermeidliche Preiserhöhung einfach schlucken, wie Gouverneur Bevin glaubt? Oder sehen sie sich nach einer Alternative um? Susan Reigler gilt als führende Bourbon-Expertin. Vier Bücher hat die Whiskey-Testerin über das Feuerwasser aus ihrer Heimat geschrieben. Zur Begrüßung in ihrem Haus in Louisville kredenzt sie einen ihrer Lieblingstropfen aus der 120 Flaschen umfassenden Privatsammlung. „Es hat lange gedauert, die Europäer für den Bourbon zu begeistern“, sagt sie nachdenklich und räumt offen ein: „Diese Leute könnten sagen: Der irische Whiskey ist eine gute Alternative.“

Möglicherweise denkt auch Matt Bevin so. Jedenfalls hat der Gouverneur von Kentucky kürzlich 15 Millionen Dollar Steuergeld in ein geplantes neues Aluminium-Werk im Osten des Landes investiert, das von den Stahlzöllen profitieren und 700 Menschen beschäftigen soll. Werden dort mehr Jobs entstehen, als in der Bourbon-Branche verloren gehen? „Das ist eine Wette“, glaubt Journalistin Patton, „und Bevin hat auf das andere Pferd gesetzt.“

Walzwerk statt Whiskey? Amir Peay hat diese Wahl nicht. „Entweder ich schlucke die zusätzlichen Kosten oder ich gebe sie weiter“, sagt der Jungunternehmer aus Lexington. Doch dann würde er möglicherweise Kunden verlieren: „Es gibt keine gute Lösung.“ Zwölf Arbeitsplätze hängen an seiner Brennerei. Und nicht nur das: „Ich habe Millionen auf Pump investiert“, gesteht Peay. „In der Firma steckt meine ganze Altersvorsorge.“

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