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200. Geburtstag
29.03.2018

War Friedrich Wilhelm Raiffeisen erfolgreicher als Karl Marx?

In diesem Fachwerkhaus in Hamm (Sieg) in Rheinland-Pfalz wurde der Sozialreformer und Vater der Genossenschaften, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, am 30. März 1818 geboren.
Foto: GVB

Seine Ideen seien aktueller als je zuvor, sagt Jürgen Gros, Chef des bayerischen Genossenschaftsverbandes. Eine Sorge haben die Volks- und Raiffeisenbanken aber doch.

Herr Gros, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, einer der Gründerväter der genossenschaftlichen Bewegung in Deutschland, wurde vor 200 Jahren geboren, im gleichen Jahr wie Karl Marx, der Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus. Wer von beiden war erfolgreicher?

Jürgen Gros: Raiffeisen war definitiv erfolgreicher als Karl Marx. Weltweit sind gut eine Milliarde Menschen in Genossenschaften organisiert. Wo Sie auch hinfahren – ob nach Afrika, Asien oder Lateinamerika –, überall treffen Sie auf Menschen, die das Gedankengut von Raiffeisen leben. Das kann man nun von Marx wahrlich nicht sagen. Da finden Sie ideologische Überbleibsel nur in wenigen Ländern wie Nordkorea. Und für Raiffeisen spricht doch auch, dass die Genossenschaftsidee, die er wesentlich mitprägte, Ende 2016 zum Unesco-Kulturerbe erhoben wurde.

Warum sind Genossenschaften ein derartiges Erfolgsmodell geworden?

Gros: Das Genossenschaftsmodell basiert auf einer bestechend einfachen Idee. Menschen mit gemeinsamen Interessen vernetzen sich, um zusammen und aus eigener Kraft eine gesellschaftliche oder wirtschaftliche Lücke zu schließen. Dabei orientieren sich die Genossenschaften zuallererst am Nutzen für ihre Mitglieder und Kunden. Es geht also nicht darum, kurzfristig Kapitalrenditen zu maximieren. Es geht darum, langfristig erfolgreich zu sein.

Und das Genossenschaftsmodell hat noch einen elementaren Vorteil gegenüber dem aus dem Gedankengut von Marx abgeleiteten Kommunismus…

Gros: Genossenschaften sind demokratisch organisiert. Das heißt, jedes Mitglied kann sich einbringen bei Vertreterwahlen oder Generalversammlungen. Jeder Teilhaber hat eine Stimme – und das unabhängig von der Höhe der finanziellen Beteiligung. Und die Mitgliederentwicklung der bayerischen Genossenschaften gibt dem Modell recht. Im Freistaat sind heute gut 2,9 Millionen Bürger Teilhaber einer Genossenschaft, davon 2,7 Millionen bei Volks- und Raiffeisenbanken. Genossenschaften bewähren sich in den verschiedensten Branchen. So geht etwa rund die Hälfte der in Bayern angelieferten Milch durch genossenschaftliche Hände. Außerdem werden etwa 25 Prozent der in Bayern vermarkteten Getreideernte im Raiffeisen-Warengeschäft gehandelt. Und mehr als 260 bayerische Energiegenossenschaften leisten einen Beitrag zur dezentralen Stromversorgung. Heute wie zu Raiffeisens Zeit gilt, dass Nähe, regionale Verwurzelung und Vertrauenswürdigkeit Stärken der Genossenschaften sind.

Das Motto von Raiffeisen lautete: „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele.“ So gründete er 1854 als Bürgermeister einer heute rheinland-pfälzischen Stadt einen Wohltätigkeitsverein, der sich um verwahrloste Kinder, den Kauf von Vieh für Menschen ohne viel Geld und eine Kreditkasse für Bedürftige kümmerte.

Gros: Raiffeisen half den Menschen, sich selbst zu helfen. Er linderte die Not der Landwirte und Handwerker Mitte des 19. Jahrhunderts, indem er Eigenverantwortung stärkte, ohne nach dem Staat zu rufen. So wurde aus den Ersparnissen derer, die etwas hatten, ein Fonds gegründet. Aus diesem Fonds ließen sich Getreide und Saatgut mit Kostenvorteilen finanzieren, deren Realisierung dem Einzelnen nicht möglich gewesen wäre. Das war die Geburtsstunde der ersten Genossenschaft. Raiffeisen ging es jedoch immer darum, dass Eigenverantwortung nicht losgelöst wurde von der Haftung für das eigene wirtschaftliche Handeln – eine sehr aktuelle Diskussion.

Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern.
Foto: GVB

Denken Sie hier an die deutsche Bankenwelt?

Gros: Ich denke dabei an die Diskussionen um eine europäische Einlagensicherung. Sie hat zum Ziel, alle Banken Europas, die guten wie die schlechten, in eine Haftungsgemeinschaft zu zwingen. Angesichts von über 900 Milliarden Euro an faulen Krediten in den Bilanzen vor allem südeuropäischer Banken halte ich das für unverantwortlich. Warum sollen für die Risiken anderer künftig auch die Volks- und Raiffeisenbanken haften? Aber natürlich habe ich auch die Erfahrungen aus der Finanzmarktkrise der Jahre 2008 und 2009 vor Augen. Damals mussten die Staaten mancher Großbank unter die Arme greifen. Das war bei den Volks- und Raiffeisenbanken nicht erforderlich. Sie sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Laut Bundesbank erhöhte sich ihr Kernkapital zwischen den Jahren 2008 und 2017 um 125 Prozent. Das hat sonst keine Bankengruppe in Deutschland geschafft. Die Robustheit des Geschäftsmodells bescheinigen die Ratingagenturen Fitch sowie Standard & Poor’s den Volksbanken und Raiffeisenbanken mit der Spitzennote AA-. Und mit 8,6 Prozent hatten die bayerischen Genossenschaftsbanken unter allen Bankengruppen zuletzt die höchste Eigenkapitalrendite. Diese Kennziffer liegt im Bundesdurchschnitt bei 3,3 bis 3,4 Prozent.

Warum sind die Volks- und Raiffeisenbanken besser durch die Finanzmarktkrise gekommen als Institute wie Commerzbank oder BayernLB?

Gros: Es ist von großer Bedeutung, sich seines Kerngeschäfts bewusst zu sein und dieses zu beherrschen. Für die Volksbanken und Raiffeisenbanken liegt der Markt in der Heimat. Hier bieten sie ihre Finanzdienstleistungen an, transformieren Spargelder zu Krediten und geben sie in der Region aus. Das hilft auch unter Risikogesichtspunkten. Denn um Kreditrisiken beurteilen zu können, kommt es nicht nur auf mathematische Ratingverfahren an, sondern auch darauf, die Menschen vor Ort zu kennen. Man muss wissen, wo ein Kredit gut aufgehoben ist. Mit diesem Wissen fahren die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreditgeschäft sehr gut und konnten in den vergangenen Jahren ihren Marktanteil bayernweit auf mittlerweile 20 Prozent im Firmenkundensegment ausweiten. In Schwaben konnten die Institute unterm Strich 2017 noch einmal ein besseres Ergebnis als 2016 erwirtschaften. Und 2016 war schon ein gutes Jahr.

Doch die Welt der Volks- und Raiffeisenbankwelt ist nicht rosarot. Auch sie dünnen das Filialnetz aus und bauen Arbeitsplätze ab. Wie sieht das in der Region aus? Fallen Bankstellen weg?

Gros: Die Banken sind gut beraten, sich an dem zu orientieren, was der Kunde nachfragt. Und der Kunde fragt zwar allgemein eine starke Präsenz seiner Bank in der Region nach, nicht aber zwingend eine örtliche Servicepräsenz. Wenn er lieber per Telefon und Mail kommuniziert oder eine Videoberatung will, dann ist die Hausbank gefordert, ein Angebot bereitzustellen.

Noch einmal: Wie viele Bankfilialen sind in Schwaben 2017 weggefallen?

Gros: Die Volksbanken und Raiffeisenbanken unterhalten noch immer 369 Bankfilialen in Schwaben. Das sind 36 weniger als im Vorjahr.

Warum fallen die Einschnitte so deutlich aus?

Gros: Der Rückgang bildet das Verhalten der Kunden ab. Jeder möge sich selbst prüfen, wie oft er noch in eine Bank geht und wie oft er dort Serviceleistungen in Anspruch nimmt. Warum sollten die Institute eine Infrastruktur aufrechterhalten, die viel Geld kostet, aber nicht genutzt wird? Die Banken haben eine Verantwortung gegenüber allen ihren Mitgliedern, die sie zu einer betriebswirtschaftlichen Abwägung anhält. Oft geht es den Kunden beispielsweise nur noch darum, Geld abzuheben. Dafür ist jedoch nicht zwingend eine komplette Filiale vorzuhalten, sondern es reicht auch eine SB-Filiale, um die Bedürfnisse der Kunden zu berücksichtigen. In Schwaben bieten die Volksbanken und Raiffeisenbanken insgesamt rund 610 Geldautomaten an. Und es werden auch durchaus immer wieder neue aufgestellt. So zum Beispiel jüngst in Kaufbeuren.

Die kleinen Banken leiden besonders darunter, dass sie immer mehr Zeit für Bürokratie aufbringen müssen. Was würde Friedrich Wilhelm Raiffeisen heute als Chef einer kleinen Raiffeisenbank dazu sagen?

Gros: Raiffeisen würde sagen: Liebe Politiker, überprüft bitte die Sinnhaftigkeit eures Tuns! Deshalb bin ich dankbar, dass die Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten genau das eingefordert haben. Nämlich alle Verbraucherschutzmaßnahmen, die nach der Finanzkrise eingeführt wurden, einer Kosten-Nutzen-Betrachtung zu unterziehen. Sind sie wirklich sinnvoll oder richten sie mehr Schaden als Nutzen an? Oder nehmen Sie die zahlreichen regulatorischen Auflagen, die ursprünglich auf international tätige Großbanken zugeschnitten wurden, nun aber auch von den deutlich kleineren Regionalbanken zu erfüllen sind. Warum zum Beispiel müssen Genossenschaftsbanken regelmäßig ihre Zahlen offenlegen? Wir haben doch keine Aktionäre. Die Zahlen interessieren die Mitglieder der Genossenschaft nur einmal im Jahr, wenn die Mitgliederversammlung ansteht. In Bayern entstehen den Volksbanken und Raiffeisenbanken jährliche Bürokratiekosten von rund 140 Millionen Euro. Das ist etwa ein Zehntel ihres Jahresertrags. Friedrich Wilhelm Raiffeisen wäre entsetzt.

Jürgen Gros, 48, ist seit 2016 Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern. Zuvor war der promovierte Politologe seit 2005 für den Verband tätig. Nach seiner Uni-Zeit arbeitete er für die CSU und den Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie.

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