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Umwelt
18.11.2013

Was passiert mit unserem Müll?

Verpackungsabfälle in der Sortieranlage von Wesotech in Eitting (Kreis Erding). 110000 Tonnen aus 60 Landkreisen und Städten durchlaufen pro Jahr das aufwendige System. Unser Bild entstand am Anfang der Sortierkette, wo die Kunststoffe noch völlig durchmischt sind.

Was passiert mit unserem Plastikabfall? Egal, ob wir ihn im Gelben Sack oder auf dem Wertstoffhof entsorgen – er bringt Geld, viel Geld. Auf welchen Wegen, ist Geschäftsgeheimnis.

Wir sortieren und sammeln wie die Weltmeister. Aber was passiert dann mit unserem Plastikabfall? Egal, ob wir ihn im Gelben Sack oder auf dem Wertstoffhof entsorgen – er bringt Geld, viel Geld. Auf welchen Wegen, ist Geschäftsgeheimnis. Und: Oft weiß eine Hand nicht, was die andere tut

Station 1: Wertstoffhof

Eine saubere Sache, dieser Wertstoffhof. Auf einer eingezäunten, geteerten Fläche reiht sich Container an Container, die Deckel geschlossen. Außerhalb der Öffnungszeiten kommt nur Robert Sedlmeier regelmäßig vorbei. Der Fahrer der Entsorgungsfirma Kühl hat einen Schlüssel. Täglich fährt er im Kreis Aichach-Friedberg von Sammelstelle zu Sammelstelle, um jeweils eine andere der getrennt erfassten Verpackungssorten abzuholen.

„Ich mache die Arbeit gerne“, sagt der 47-Jährige. Trotz seiner Gehbehinderung schafft er es, täglich 80 bis 100 Mal ein- und auszusteigen und die oft mehrere hundert Kilo schweren Container zum Laster zu rollen, wo sie hochgehievt und ausgekippt werden. Heute sind Tetrapaks dran, morgen Becher, übermorgen Hohlkörper, dann PE-Folien, dann Restkunststoffe – ein Riesenaufwand. Was danach damit geschieht, weiß er nicht.

Station 2: Ablieferung

Das volle Müllfahrzeug liefert Sedlmeier auf dem Gelände der Abfallverwertung Augsburg (AVA) ab. Dort wird Müll verbrannt. Energetisch verwertet, heißt es korrekt. Denn die AVA produziert auch Strom und Wärme. Und es werden Wertstoffe sortiert und zu Ballen gepresst. Die Firma Kühl Entsorgung & Recycling Süd GmbH mit Sitz in Diedorf bei Augsburg ist auf dem AVA-Gelände Untermieter. Sie sammelt, sortiert und stellt ihr Gelände als Umschlagplatz zur Verfügung. Auch Mischkunststoffe aus Gelben Säcken und Gelben Tonnen, Papier, Pappe, Blech und Alu werden hier angehäuft. Woher sie kommen, wohin sie gehen – man sieht es ihnen nicht an. Was aber passiert mit vorsortierten Kunststoffverpackungen von Wertstoffsammelstellen zum Beispiel im Kreis Aichach-Friedberg?

Station 3: Landratsamt

Michael Haas, Sachgebietsleiter für Kommunale Abfallwirtschaft beim Landratsamt in Aichach, weiß das nicht genau. Er geht davon aus, dass die weitgehend sortenreinen Plastikabfälle als Wertstoffe recycelt werden. Zuständig für die Abwicklung ist das „Duale System“, eine von zurzeit neun konkurrierenden Firmen in Deutschland. Sie werden von mehr als 3600 Herstellern und Händlern dafür bezahlt, dass sie sich um die ordnungsgemäße Rücknahme und Verwertung der Verpackungen kümmern.

Durch Losentscheid teilen sich die neun „Systembetreiber“ die 450 Entsorgungsgebiete auf. Für Aichach-Friedberg ging das Los an BellandVision in Pegnitz bei Nürnberg. Sie hat die Entsorgung europaweit ausgeschrieben, Kühl hat gewonnen. BellandVision ist dafür verantwortlich, dass alles klappt, und zahlt dem Landkreis im Jahr 500 000 Euro Pacht für seine Wertstoffhöfe. Das bedeutet aber nicht, dass die Plastikabfälle aus diesem Kreis BellandVision auch gehören.

Station 4: Umschlagplatz

In der Halle der Firma Kühl bei der AVA in Augsburg ist schon zu ahnen, wie kompliziert das Ganze ist. Gepresste Ballen türmen sich neben Bergen losen Materials auf, das erst sortiert werden muss. Zwei Stunden Zeit kostet der Durchlauf von zehn Tonnen, erklärt Xhavit Pllana, während er mit einem gewissen Stolz durch die Anlage führt. 2010 hat der im Kosovo geborene Betriebsleiter die Firma der Kühl-Gruppe in Augsburg mit aufgebaut. 65 Prozent des sortierten Materials werden zu Ballen gepresst, 30 bis 35 Prozent gehen in die energetische Verwertung, sagt Pllana. „Es ist gut, dass es solche Verwertungsprozesse gibt und dass bei uns nichts mehr auf Deponien landet“, fügt er hinzu. Wohin die sortierte Ware geht, weiß er nicht. Das sei allein Sache der Systembetreiber. Für sie werde die Ware bereitgestellt. Hier beginnt der Weg in einen Irrgarten.

Station 5: Systembetreiber

Die Systembetreiber, Akteure des Dualen Systems, müssen sich abstimmen, dürfen nach Kartellrecht aber keine Absprachen treffen. Wie das geht, ist ein Rätsel. Jedenfalls teilen sie sich die Verpackungsabfälle entsprechend ihres bundesweiten Marktanteils auf. BellandVision bekommt rund 18 Prozent – auch aus dem Kreis Aichach-Friedberg, obwohl die Firma dort verantwortlich ist. Marktführer DSD stehen rund 49 Prozent zu. BellandVision-Chef Thomas Mehl sagt, dass jeder Systembetreiber selbst bestimme, wohin sein Anteil geschafft wird.

Bei Kühl in Augsburg verliert sich also die Spur der sauber getrennten Becher, Flaschen, Hohlkörper, Schalen, Folien und Restkunststoffe. Auch Thomas Mehl sagt nicht, wohin seine 18 Prozent gehen: „Es ist immer die Frage, wie wir es weiterveräußern können.“ Eine Frage der Marktpreise. Im Zweifelsfall Geschäftsgeheimnis.

Station 6: Sortierung

DSD mit Sitz in Köln ist der zuständige Systembetreiber in der Stadt Augsburg. Sein Entsorger ist Remondis, und seinen Anteil aus den Gelben Tonnen lässt er 90 Kilometer entfernt bei Wesotech in Eitting sortieren, eine der größten und modernsten Anlagen in Bayern. Haushoch türmen sich dort die Ballen von sortierten Bechern, Schalen, PET-Flaschen, Kanistern, Folien und Berge von Mischkunststoffen auf. In einem Hallenabteil sind Reste der Anlieferung vom Morgen zu besichtigen, ein süßlich riechender Haufen von wer weiß woher.

Morgens um sechs stehen die Lastwagen zum Abladen Schlange, erzählt der stellvertretende Betriebsleiter Andreas Schmid. 110 000 Tonnen aus 60 Landkreisen werden im Jahr angeliefert, bis aus dem Raum Heilbronn, aus Nordbayern, dem Allgäu, Oberschwaben und Augsburg. In dem zusammengekippten Durcheinander kann Schmid Einzelheiten identifizieren. Der hellgrüne Sack komme aus dem Ostallgäu, sagt er, denn dort seien die Gelben Säcke grün. Die zusammengedrückte, schwarze Mörtelwanne habe sicher in einer Gelben Tonne gesteckt, denn „die passt nicht in den Gelben Sack“.

Alles durchläuft die monströse Sortiermaschinerie aus rotierenden Trommeln und Förderbändern. Auf mehreren Etagen wird gerüttelt und gesiebt, mit Wind und Vakuum, Magneten, Infrarotkameras, Rechnern und Sensoren separiert. Es dröhnt, scheppert und bläst. Die Mitarbeiter tragen Gehörschutz. Unter Podesten fahren Bänder vorbei, darauf Einkaufstüten, Tischdecken, Gartenschläuche. Hinter Guckfenstern wirbeln Gegenstände herum und fallen durch Roste.

22 Stunden, sechs Tage in der Woche, geht das hier so. Rund die Hälfte des Materials werde zu neuen Kunststoffartikeln verarbeitet, sagt Schmid. Die andere Hälfte landet in der Verbrennung – ein Reizwort, das die Recyclingwirtschaft kaum verwendet. Zum größten Teil handle es sich ja um eine „energetische Verwertung“, zum Beispiel als Ersatzbrennstoff.

Station 7: Ersatzbrennstoff

Der wird zum Beispiel bei ELM in Heidenheim-Mergelstetten für ein Zementwerk von Schwenk hergestellt. Er bringt Geld von zwei Seiten: DSD zahlt ELM für die Abnahme von Mischkunststoffen, sagt DSD-Sprecher Norbert Völl. Auch Schwenk zahle inzwischen für den Ersatzbrennstoff, allerdings nicht viel, sagt ELM-Geschäftsführer Matthias Einsele. Den Vorwurf, dass Plastikverpackungen großteils „verbrannt“ würden, wollen beide entkräften. Einsele ist da in seinem Element: „Was wir hier herstellen, ist definierter Brennstoff“, betont er. „Er ersetzt Braunkohle.“

Auch bei ELM wird sortiert. Zu sehen ist das an diesem Tag nicht, weil die Anlage wegen einer Revision stillsteht. Aber Einsele erklärt, dass vor allem chlorhaltige Bestandteile wie PVC raus müssen, denn Chlor reagiert mit Kalk und würde bei der Zementherstellung verfahrenstechnische Probleme bereiten. Dioxin sei im Übrigen bei der Zementproduktion kein Thema, weil diese bei 1600 bis 2000 Grad Celsius ablaufe – im Gegensatz zur Müllverbrennung, die nur Temperaturen von etwa 800 Grad erziele.

Einsele, der auch Vorsitzender des Bundesverbandes Ersatzbrennstoffe, Altholz und biogene Abfälle ist, leitet damit über zu seiner politischen Botschaft: Wenn kommunale Unternehmen die Verpackungsverwertung in die Hand bekämen, würden diese vor allem ihre zu wenig ausgelasteten Müllverbrennungsanlagen versorgen. „Ressourcenvernichtung“, schimpft er dann, und spricht vom „Kampf um den Abfall“.

Station 8: Die Export-Frage

ELM holt Mischkunststoffe auch aus Italien, ist von Einsele zu hören. Aus anderen Quellen heißt es, dass Abfall in ganz Europa hin- und her gekarrt würde und Schiffsladungen nach Asien gingen. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe führt „Markterkundungsreisen“ zum Beispiel nach Georgien, Aserbaidschan und Angola durch und bietet zur „grenzüberschreitenden Abfallentsorgung“ Seminare an.

Die Frage nach dem Umfang der Ein- und Ausfuhren geht an das Umweltministerium in München. Doch Fehlanzeige: „Welche Mengen  ... ins Ausland verbracht werden, wird nicht gesondert in den Mengenstromnachweisen ausgewiesen“, teilt Sprecher Stefan Zoller mit. Die dualen Systeme müssen nur die Erfassungsmenge melden und wie viel davon verwertet wird. Diesbezüglich sind die Vorgaben mehr als erfüllt (siehe Infokasten).

Station 9: Ein Sachverständiger

Einer, der eher weiß, wohin welche Mengen strömen, ist der unabhängige Sachverständige für Entsorgungsfachbetriebe, Franz Mayer von MPlan in München. Er gibt immerhin eine Schätzung ab: Ein Drittel der Kunststoffe und des Papiers gehe als Handelsware ins Ausland, vor allem nach Fernost.

Station 10: Verarbeitung

Einer, der im Inland ballenweise Verpackungsabfälle aus Polypropylen (PP) und Polystyrol (PS) kauft, ist Wilhelm Klünk von ZWS Recycling in Regensburg. Es ist vorsortierter Plastikmüll – aus welchen Gebieten, weiß Klünk nicht. Er kauft von Firmen, von Händlern, nicht von Kommunen. „Alles freie Marktwirtschaft“, sagt er. ZWS gilt als „Verarbeiter“, obwohl die Firma nur noch einmal feiner separiert und vermahlt, um PP und PS mit 97 Prozent Reinheit an Hersteller von Recyclingprodukten zu verkaufen.

Es riecht und dröhnt in der Halle, sieben Tage in der Woche rund um die Uhr. Die Ware wird geschreddert, gewaschen, getrocknet, gemahlen, gerührt und dann einer „Schwimm-Sink-Trennung“ unterzogen. Das leichtere PP schwimmt in Wasser oben, PS sinkt ab. In einem Salzwasserbad folgt eine weitere Trennung. Weil die Dichte verändert wurde, schwimmt jetzt PS oben, PVC und PET sinken ab. Reste werden zu Ersatzbrennstoff.

Das separierte Mahlgut strömt in riesige Säcke, die jeweils eine Tonne fassen. Ein Lkw, auf dem 22 Tonnensäcke Platz haben, geht nach Polen, andere werden in die Niederlande oder nach Österreich geliefert, sagt Klünk. Chinesen kämen als Abnehmer nicht infrage, weil sie günstiger produzieren.

Klünk war früher bei Siemens und ist gelernter Elektriker. Jetzt ist er Geschäftsführer und Gesellschafter einer offenbar florierenden Firma mit rund vier Millionen Euro Jahresumsatz und 15 Mitarbeitern. Was aus seiner Ware gemacht wird? Klünk legt einen Katalog möglicher Artikel vor: Kleiderbügel, Blumentöpfe, Radkappen, Parkbänke, Rohre, Spielzeug. Ganz sicher würden aus seinem Material Regentonnen gemacht, denn an einen bestimmten Hersteller liefere er direkt. Aber was sonst noch alles daraus wird, wisse er nicht genau.

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