Wasser ist ein knappes Gut
Am Sonntag ist Weltwassertag. Ein neuer Bericht der Unesco ruft zum Umdenken auf. Warum ein nachhaltiger Umgang mit der wertvollen Ressource unterschätzt wird.
In manchen Teilen der Erde scheint es nahezu unversiegbar und im Überfluss aus den Leitungen zu fließen – in anderen wiederum mangelt es an sauberem Trinkwasser. Auf 2,5 Milliarden wird die Zahl der Menschen geschätzt, die keinen Zugang dazu haben und deshalb der Armutsspirale nicht entkommen. Darauf weist der globale Wasserbericht hin, der in der UN-Organisation Unesco vorgestellt wurde.
UN-Bericht: Wasser hängt stark mit nachhaltiger Entwicklung zusammen
„2015 ist entscheidend für den zukünftigen Umgang mit Wasser“, sagte die Leiterin des Programms für globale Wasserressourcen, Michela Miletto. In diesem Jahr werden die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen definiert. Wenn die internationale Gemeinschaft in insgesamt 17 Bereichen konkrete Ziele bis 2030 festschreibt, betrifft einer davon das Wasser-Management – und zwar in allen Dimensionen und nicht wie früher nur den Zugang zu Trinkwasser und sanitärer Versorgung. Der neue Bericht soll die Verhandlungen mit beeinflussen.
„Wir zeigen darin, wie stark Wasser und nachhaltige Entwicklung zusammenhängen“, erklärte der Haupt-Autor Richard Connor. „Die gerechtere Verteilung von sauberem Wasser hat nicht nur eine soziale Dimension, sondern auch eine wirtschaftliche. Sie wirkt sich auf viele Bereiche von Landwirtschaft bis zur verarbeitenden Industrie aus.“
Landwirtschaft schadet mit Intensivbewässerung und Grundwasserverseuchung
Wenn nicht umgesteuert werde, stehe die Erde spätestens 2030 vor einem Defizit von 40 Prozent in der Wasser-Versorgung, warnt das Dokument. Der Bedarf steige auch mit der Weltbevölkerung, die jährlich um rund 80 Millionen Menschen zunimmt. „Es ist noch möglich, ein Gleichgewicht von Nachfrage und Versorgung zu schaffen – aber nicht, ohne die Nutzung, Verwaltung und Verteilung von Wasser radikal zu ändern“, schreibt Connor.
Derzeit werden 95 Prozent der Elektrizität wasserintensiv produziert. Zugleich müsse die Landwirtschaft, der durstigste aller Wirtschaftsbereiche, bis 2050 etwa 60 Prozent mehr Nahrungsmittel produzieren. Es gelte, ebenso bei der Intensivbewässerung anzusetzen wie bei der Verseuchung des Grundwassers durch Pestizide und chemische Produkte und der Wiederaufbereitung.
Die Behörden sollten ein neues Wasser-Management in ihren strategischen Entscheidungen mit einbeziehen, fordert Connor. Positive Beispiele wie Hilfen für Landwirte, die effiziente Bewässerungssysteme wählen, gebe es bereits: „In einem so kargen Land wie Zypern haben Subventionen einen erkennbaren Wandel in der Haltung der Landwirte gegenüber der Bewässerungstechnik und der Einführung von wassersparsameren Techniken ermöglicht.“
Politische Auswirkungen: Wassermangel heizt Konflikte an
Auf sechs Trillionen US-Dollar schätzt Connor den Wassermarkt, doch würde er selten unter wirtschaftlichen Aspekten gesehen und habe weniger Einfluss als der Energiemarkt, bei dem sich politische Entscheidungsträger stärker mobilisierten: „Wasser ist nicht so sexy wie Energie“, brachte es der Umweltwissenschaftler auf den Punkt.
Der Klimawandel verstärke den Handlungsdruck: Durch den steigenden Meeresspiegel sei in Städten wie Kalkutta, Shanghai und Dhaka das Grundwasser bereits vom Meerwasser verseucht; Pazifik-Inseln wie Tuvalu und Koh Samui müssen zunehmend Wasser importieren.
Wasser-Mangel könne auch handfeste politische Auswirkungen haben: Nachdem es 2010 zu Bränden in der russischen Steppe gekommen war, wurde von dort kein Weizen exportiert, was den Preis verdoppelte – und indirekt zum Arabischen Frühling führte.
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