Wie sich Bauern künftig besser für Dürren rüsten sollen
Das Jahr 2018 war das Wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Folgen für die Landwirte waren verheerend. Künftig soll es bessere Prognosen geben.
Dürre und Hitze haben den deutschen Landwirten im vergangenen Jahr Milliardenverluste beschert. Und nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wird es solche extremen Wetterlagen immer häufiger geben. Durch bessere Vorhersagen sollen Landwirte aber in Zukunft Ertragsausfälle zumindest reduzieren können. Denn der nationale Wetterdienst hat eine Methode entwickelt, mit der Dürregefahren bis zu sechs Wochen im Voraus erkannt werden können. Das sagte DWD-Vizepräsident Paul Becker am Dienstag in Berlin.
Bei herkömmlichen Wettervorhersagen ist laut Becker „nach zwei Wochen Schluss, weil die Natur chaotisch ist“. Extreme Stürme oder Regenfälle werde der Wetterdienst auch in Zukunft nicht längerfristig vorhersagen können. Bei der Dürre sei das anders, so Becker. Denn die hänge ganz entscheidend von der Bodenfeuchte ab. Und auf der Grundlage von Messungen der im Boden gespeicherten Wassermengen lasse sich die Wahrscheinlichkeit einer Dürre recht zuverlässig berechnen.
Der Boden nimmt nicht genug Feuchtigkeit auf
Der Boden wirke wie ein Puffer, die Bodenfeuchte verändere sich nur langsam. „So kann es im Sommer wochenlang nicht geregnet haben – und trotzdem verfügen die Pflanzen durch die gespeicherte Bodenfeuchte aus Niederschlägen des Winters und Frühlings über genügend Wasser für ihr Wachstum“, sagt Becker. Andererseits könne ein stark ausgetrockneter Boden manchmal trotz starken Regens nicht genügend Feuchtigkeit speichern, weil das Wasser oberflächlich abläuft oder schnell versickert. Die Bodenfeuchte lasse sich langfristig vorhersagen und aus diesem Umstand habe der Wetterdienst ein System der Dürreprognose entwickelt. Mit dieser Technik „hätte der Deutsche Wetterdienst die im Juni 2018 in großen Teilen Deutschlands anhaltende Dürre schon sechs Wochen vorher mit guter Qualität vorhersagen können“, sagt Paul Becker.
Wenn Landwirte wissen, dass eine Dürre bevorsteht, können sie nach Überzeugung des Wetterdienstes Ernteausfälle zwar nicht ganz verhindern, diese aber doch deutlich vermindern. Etwa indem sie Bodenbearbeitungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen gezielt an die bevorstehende Witterung anpassen, Dünger zum Beispiel dann ausbringen, wenn der Boden noch feucht genug ist, um die Nährstoffe aufzunehmen. Nach dem Dürre-Sommer einfach zur Tagesordnung überzugehen, verbiete sich.
Regelmäßige Dürren in Deutschland
Lange Trockenperioden werden durch den Klimawandel zunehmen, ist der Wetterdienst überzeugt. „Wir werden in Zukunft häufiger, wenn nicht gar regelmäßig mit Dürre in Deutschland rechnen müssen“, sagt Becker.
Das Wetter des Jahres 2018 war nach Beckers Angaben von Rekorden geprägt. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 habe es kein wärmeres Jahr gegeben. Ebenso gab es kein Jahr mit mehr Sonnenstunden, seit 1951 mit der Aufzeichnung dieses Wertes begonnen wurde. 2015 Sonnenstunden gab es im Landesdurchschnitt, eineinhalb Stunden mehr als im bisherigen Rekordjahr 2003.
Deutscher Wetterdienst: Über neue Sorten und Anbaumethoden nachdenken
Aufhorchen lassen auch die Niederschlagswerte: „Zehn der zwölf Monate waren zu trocken.“ 586 Liter fielen laut Becker im Schnitt auf den Quadratmeter Boden, das sind mehr als 200 Liter weniger als der langjährige Mittelwert. Becker: „Mit diesem Minus von knapp 26 Prozent war 2018 das vierttrockenste Jahr seit 1881.“ Das Jahr 2018 habe eindringlich gezeigt, welche folgenreichen Auswirkungen weiter steigende Temperaturen in Deutschland haben würden. Häufiger auftreten werden demnach nicht nur Dürren, sondern auch Waldbrände, Stürme und Überschwemmungen.
Die Landwirtschaft, das machte Paul Becker klar, werde angesichts des Klimawandels auch über andere Sorten und Anbaumethoden nachdenken müssen. Die langfristigen Vorhersagen zur Bodenfeuchte seien aber durchaus ein wichtiger „Mosaikstein der deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“. Allerdings werde es wohl noch ein weiteres Jahr dauern, bis ein praxistaugliches System entstehe, mit dem die Landwirte vor Dürre gewarnt werden können.
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